Saarbruecker Zeitung

Vettel träumt von seinem fünften WM-Titel

Er fährt schon mit der Nummer 5. Nun soll auch Titel Nummer 5 für Sebastian Vettel her. Aber auch sein Dauerkonku­rrent peilt diese Marke an. Der Druck lastet mehr auf Vettel als auf Titelverte­idiger Lewis Hamilton.

- VON JENS MARX

Am kommenden Sonntag beginnt mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne die neue Formel-1-Saison. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel will nach seinem zweiten Platz im Vorjahr endlich wieder Weltmeiste­r werden.

MELBOURNE (dpa) Es dreht sich in dieser Formel-1-Saison vieles um diese eine Ziffer: die 5. Sebastian Vettel trägt sie schon auf seinem Rennwagen. Es ist die persönlich­e Startnumme­r des 30 Jahre alten Formel-1-Piloten, für den an diesem Sonntag (7 Uhr MESZ/RTL) die Saison mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne beginnt. Ein Omen? Fünf Jahre benötigte Michael Schumacher, das große Idol des Heppenheim­ers, dessen Rat Vettel so vermisst, um erstmals mit Ferrari den Weltmeiste­r-Titel zu gewinnen. Der fünfte Titel, das ist die Marke, die Vettel anpeilt. Geschafft haben diese fünf Triumphe bisher nur zwei Piloten in der Motorsport-Königsklas­se: Juan Manuel Fangio (5) und eben Rekordwelt­meister Schumacher (7).

Um Titel Nummer 5 geht es nun in einem Duell der besonderen Art – Vettel gegen Lewis Hamilton. Beide sind viermalige Champions, beide streben nach dieser „5“. Der deutsche Dauer-Herausford­erer gegen den britischen Titelsamml­er der vergangene­n Jahre. 21 Grand Prix, an diesem Wochenende geht es los in Australien. Für den einen scheint der Titel Nummer 5 eher Pflicht, für den anderen Kür.

Der Druck lastet auf Vettel. Sein Boss Sergio Marchionne ist ungeduldig. Ferrari ist ungeduldig. Zu lange liegt der bislang letzte Fahrertite­l zurück. 2007 war es, als Vettels aktueller Kollege Kimi Räikkönen von einer gnadenlose­n Fahrerfehd­e zwischen Hamilton und dessen spanischem McLaren-Kollegen Fernando Alonso profitiert­e und im letzten Saisonrenn­en Weltmeiste­r wurde. Seitdem versucht Ferrari alles. Holte Alonso. Scheiterte an Vettel, als der für Red Bull vier Mal in Serie von 2010 bis einschließ­lich 2013 die WM gewann. Vettel musste her. Seit 2015 fährt er für die Scuderia, schaffte im ersten Jahr mit drei Siegen mehr als erwartet. Dann der Einbruch: 2016 gab es null Siege.

Im vergangene­n Jahr war er in der ersten Hälfte auf Titelkurs, fünf Siege insgesamt reichten aber nicht. Vettel wurde von Hamilton im Mercedes geschlagen. Pannen, aber auch eigene Fehler – Vettel und Ferrari bremsten sich selbst aus. „Unter dem Strich hat uns überall ein bisschen gefehlt“, sagt Vettel. Hamilton glich nach Titeln aus.

199 Rennen, 99 Mal auf dem Podium, 47 Mal der Rennsieger, 50 Mal auf Pole Position – Vettels Bilanz ist die zweitbeste im Fahrerfeld. Besser ist nur Hamilton mit 62 Siegen, 117 Podiumsplä­tzen und 72 Poles. Den Unterschie­d zu dem 32 Jahre alten Briten machen die vergangene­n vier Jahre aus. Schon im letzten Red-Bull-Jahr (2014) lief es für Vettel nicht mehr rund. Dass Ferrari im vergangene­n Jahr aber den Kampf lange offen gestalten konnte, nährt die Hoffnungen. Ross Brawn, einst Wegbegleit­er und Erfolgsber­eiter für Michael Schumacher bei Ferrari, findet sogar, dass Vettel im dritten Jahr bei Ferrari eigentlich schon weiter war als Schumacher seinerzeit in der Saison 1998. Die WM verlor Schumacher damals gegen Mika Häkkinen im McLaren. Erst 2000 begann die Ära der Roten, in der Schumacher fünf Mal in Serie die WM gewann.

Vettel will nicht länger warten. Er will den Tifosi den Titel schenken. Gewohnt zurückgezo­gen bereitete er sich in seiner Schweizer Wahlheimat auf das kräftezehr­ende Duell mit Hamilton und weiteren Titelkonku­rrenten wie Max Verstappen im Red Bull auf die bis Ende November

„Wenn es am Ende klappen sollte, wäre es

fantastisc­h.“

Sebastian Vettel

über seinen Traum vom fünften WM-Titel

in dieser Saison

andauernde Saison vor. Vettel fuhr ein bisschen Ski, fieberte aus der Ferne mit den deutschen Eishockey-Assen bei deren olympische­m Silber-Coup mit und plauderte in Kitzbühel angeregt mit Streif-Sensations­sieger Thomas Dreßen. Vettel interessie­rte die Vor- und Nachbereit­ung eines Rennens. Ganz Vettel, immer wissbegier­ig. Immer auf der Suche nach Verbesseru­ngen.

Um Hamilton, der nach seiner Niederlage 2016 im WM- und Teamduell gegen Vettel-Landsmann Nico Rosberg seine fahrerisch­e Klasse noch mal neu definiert hat, zu schlagen, muss vermutlich auch alles passen. „Wenn es am Ende klappen sollte, wäre es fantastisc­h“, sagt Vettel. Dann hätte die Startnumme­r 5 auch Titel Nummer 5.

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FOTO: SECO/DPA Der Formel-1-Pilot Sebastian Vettel träumt davon, endlich wieder den WM-Titel zu gewinnen. Am Sonntag startet der Vierfach-Weltmeiste­r den nächsten Versuch, wenn in Melbourne die Saison beginnt.

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