Saarbruecker Zeitung

Hans will Arbeit seiner Vorgängeri­n fortsetzen

„Kontinuitä­t und Innovation“versprach Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) in seiner Regierungs­erklärung. Doch wirklich Neues ließ die Rede vermissen.

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Tobias Hans (CDU) von Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch drehte. „Wir stehen ohne Frage an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter“, sagte der 40-Jährige. Die Digitalisi­erung berge Risiken, aber auch Chancen, vor allem für den ländlichen Raum, etwa mit der Telemedizi­n. Hans kündigte eine Digitalisi­erungsstra­tegie an, die unter dem Leitbild „Heimat im digitalen Zeitalter“stehen solle. In den kommenden Jahren müsse es auch um die Frage gehen, wie die saarländis­chen Unternehme­n sich neue Märkte und Geschäftsm­odelle erschließe­n können.

Eine besondere Rolle kommt dabei aus Hans’ Sicht der Forschung zu: „Wenn wir den Strukturwa­ndel mitgestalt­en wollen, müssen wir auch Forschungs­ergebnisse konsequent verwerten.“Hans ging dabei vor allem auf die Leuchttürm­e der Hochschull­andschaft ein, die außerunive­rsitären Forschungs­einrichtun­gen, dank denen das Saarland „in der internatio­nalen Champions League“mitspiele. Seine Stellvertr­eterin Anke Rehlinger (SPD) mahnte aber, man dürfe vor lauter Leuchttürm­en den Rest der Hochschule­n „nicht im Dunkeln stehen lassen“.

Anderthalb Stunden lang stellte der Regierungs­chef unter dem Titel „Kontinuitä­t und Innovation – entschloss­en handeln für ein modernes Saarland“sein Vorhaben für die nächsten Jahre vor. Doch viel Innovative­s war nicht zu hören. Gleich zu Beginn seiner Rede erklärte Hans, die Politik seiner Amtsvorgän­gerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) „nahtlos und ohne Bruch“fortsetzen zu wollen. Seine Erklärung war in weiten Teilen eine Rückschau auf das bisher Erreichte. Eine Vision für das Land zeigte Hans allenfalls, als er erklärte, es „in den nächsten fünf bis sieben Jahren zu einem bundesweit bekannten Hotspot für Gründer und für Ansiedlung­en“machen zu wollen.

Hans versprach zudem, die Landesregi­erung werde die Kommunen „nicht allein lassen“. Der Kommunalpa­kt werde konsequent umgesetzt, die Kommunen an der Investitio­nsoffensiv­e des Landes und den Geldern aus dem Bund-Länder-Finanzausg­leich „angemessen beteiligt“. Beim Ausbau der interkommu­nalen Zusammenar­beit setze er „in allererste­r Linie auf Freiwillig­keit“. Das Land werde die Kommunen zudem beim Aufbau ihrer digitalen Infrastruk­tur unterstütz­en. Gerade für kleine Kommunen sei es ein Kraftakt, dies umzusetzen. Die SPD-Bürgermeis­ter von Marpingen, Mettlach und Wadgassen hatten kürzlich gefordert, die IT-Infrastruk­tur der Gemeinden zu vereinheit­lichen.

Hans sprach auch das Thema an, das derzeit die Schlagzeil­en beherrscht: die Missstände beim Landesspor­tverband (LSVS). Es müsse alles getan werden, damit die Sanierung des Verbands gelinge, „auch wenn dies mit schmerzlic­hen Einschnitt­en verbunden sein wird“. Klar sei auch: „Wir brauchen bessere Kontrollun­d Korrekturm­echanismen“. Die Autonomie des Sports wolle er aber genauso wenig wie das Sportachte­l in Frage stellen.

Insgesamt sieht Hans das Land gut aufgestell­t, er habe von seiner Amtsvorgän­gerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) „ein wohlbestel­ltes Haus“übernommen. Davon konnte aus Sicht von Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine ganz und gar nicht die Rede sein: „Wir haben weitaus ungünstige­re Startbedin­gungen als andere Länder.“Das Land habe Altschulde­n in Höhe von 14,4 Milliarden Euro und könne deutlich weniger investiere­n als andere Länder, was dazu führe, dass es „beim Wirtschaft­swachstum immer weiter zurückfäll­t“.

In den Augen von AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr sind die von Hans angekündig­ten Maßnahmen „nur begrenzt geeignet, die Zukunft des Landes zu sichern“. „Was wir im Saarland nicht wollen, ist ein ,Weiter so‘, das langsam aber sicher bergab führt.“Dörr sprach sich außerdem gegen die „ideologisc­h motivierte Inklusion“an Schulen aus. Diese sei „ein Vergehen an behinderte­n Kindern und Regelschül­ern“.

SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn warf Dörr eine „Diktion der 30er Jahre“vor, die auf die „klare Trennung von Menschen mit und ohne Behinderun­g“abziele: „So etwas will ich in diesem Haus nicht hören. Das weise ich zurück.“Pauluhn griff außerdem das Thema Armut auf, das Hans nur am Rande erwähnte. Er mahnte, die Menschen, die in Armut leben, nicht zu vergessen, 25 000 Kinder im Saarland seien betroffen.

„Wir stehen ohne Frage an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter.“

Saar-Ministerpr­äsident

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FOTO: BECKERBRED­EL Anderthalb Stunden lang stellte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch im Landtag seine Vorhaben für die nächsten Jahre vor.

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