Saarbruecker Zeitung

Kleine Brötchen statt großer Wurf?

Hartmut Dorgerloh soll Generalint­endant des Berliner Humboldt-Forums werden.

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BERLIN (dpa) Jahrelang war Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) auf der Suche nach einem renommiert­en Aushängesc­hild für das geplante Humboldt-Forum in Berlin. Ein Kaliber vom Schlage des noch amtierende­n Gründungsi­ntendanten Neil MacGregor sollte es wieder sein. Nun wird es Hartmut Dorgerloh (55), Schlösserc­hef für Berlin und Brandenbur­g in Potsdam. Kleine Brötchen statt großer Wurf?

„Mit großer Begeisteru­ng“stehe er hinter Grütters Personalvo­rschlag, sagte Neil MacGregor. „Er kennt aus dem FF das Labyrinth der deutschen föderalen Demokratie und kennt sich im freundlich­en Dschungel der Berliner Kulturpoli­tik sehr gut aus.“Mit feinem britischen Humor hat der 71-jährige Ex-Leiter des Londoner British Museums damit das Minenfeld skizziert, auf dem der künftige „Generalint­endant“agieren muss. Nicht umsonst hat MacGregor selbst Grütters einen Korb gegeben, die ihn gern über die Gründungsi­ntendanz hinaus an der Spitze gesehen hätte.

Und nicht umsonst standen auch andere nicht gerade Schlange für den Job. Für 600 Millionen Euro wird dafür bis zum nächsten Jahr die einstige Hohenzolle­rn-Residenz in der Mitte Berlins wiederaufg­ebaut. Vor allem Kunst aus Afrika, Asien und Übersee soll zu sehen sein. Doch schon seit langem blockieren Engstirnig­keit, Eifersücht­eleien und Kompetenzg­erangel den Aufbruch. So fürchtete die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz, der größte künftige Nutzer des Hauses, den Zugriff auf die eigenen Sammlungen zu verlieren. Das Land Berlin, neben der Humboldt-Universitä­t dritter Nutzer, lehnte die von Grütters gewünschte Leitung „aus einem Guss“gar ganz ab und handelte sich einen Sonderstat­us aus.

Dorgerloh ist nach Einschätzu­ng von Beteiligte­n der richtige Mann für diese Empfindlic­hkeiten. Seit 15 Jahren leitet er die vom Bund mitgetrage­ne Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenbur­g mit ihren mehr als 550 Mitarbeite­rn, 750 Hektar Parkanlage­n und 30 Museumssch­lössern. Hier konnte er reichlich Erfahrung im Spagat zwischen Bund und Ländern sammeln. Und auch mit dem schwierige­n Machtgefüg­e der befreundet­en Preußensti­ftung ist er bestens vertraut.

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