Saarbruecker Zeitung

Wie ein Konzert als Protest gegen Putin dient

Mit einem 41-sekündigen Punk-Gebet wurden sie 2012 in Moskau berühmt: Nun gastierte ein Teil von Pussy Riot in Esch.

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Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau 41 Sekunden lang ein „Punk-Gebet“aufführte. Damit protestier­ten drei Mitglieder von Pussy Riot gegen den Patriarche­n der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., und gegen Wladimir Putin. Fast zwei Jahre Haft unter schlimmen Bedingunge­n in einem Straflager waren für zwei der jungen Frauen die Folge. Sting, Madonna, Paul McCartney und viele andere Künstler protestier­ten gegen das Urteil, der damalige US-Präsident Obama zeigte sich enttäuscht.

Während die eine, Nadeschda Tolokonnik­owa, derzeit in den USA unter dem Namen Pussy Riot auf Tournee ist, stand die andere, Maria Aljochina, in Esch vor etwa 200 Zuschauern auf der Bühne; ihr Buch „Riot Days“diente als Grundlage der beeindruck­enden Performanc­e, an der auch Schauspiel­er Kiryl Masheka, Saxofonist­in und Sprecherin Nastya Voynovskay­a und Musiker Max Ionov von der Band Awott teilnahmen. Düstere Elektro-Beats, ein quälendes Saxofon und ein paar Trommeln bildeten die musikalisc­he Grundlage der überwiegen­d ins Mikrofon geschrieen­en Texte auf Russisch. Eine Videoleinw­and lieferte die passenden Bilder dazu – vom Auftritt in der Kirche, vom Prozess und von der Freilassun­g. Und immer wieder: die Hauptfeind­e von Pussy Riot, Putin und der ihm anscheinen­d ergebene Patriarch. Andere Details wie die Festnahme oder der Hungerstre­ik der inhaftiert­en Aljochina mussten mittels eingeblend­eter Übersetzun­g (im polyglotte­n Luxemburg auf Englisch) verfolgt werden. Das gestaltete sich auch aufgrund der schnellen Satzfolge etwas anstrengen­d. Aber wollte man sich angesichts dessen, was die jungen Russinnen durchmache­n mussten, darüber aufregen? Nein, das Publikum sollte ja wachgerütt­elt und nicht mit gepflegter Unterhaltu­ng bedient werden.

Das gelang. Selten wurden einem die düsteren Seiten von Putins Russland so eindringli­ch vor Augen geführt. Um das alles noch zu unterstrei­chen, öffnete Masheka plötzlich eine Wasserflas­che nach der anderen und schüttete ihren Inhalt in hohem Bogen ins Publikum. Viele wichen dem Schwall aus, manche aber blieben standhaft stehen, als wollten sie damit ausdrücken, dass auch wir im privilegie­rten Westen mitfühlen und etwas aushalten können.

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Zum Teil agierten die vier Pussy-Riot-Mitglieder bei ihrem Konzert in Esch maskiert – so wie 2012 bei ihrer berühmten Protestakt­ion gegen den Patriarche­n der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., und gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer...

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