Saarbruecker Zeitung

Was uns verbindet

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Freude an gutem Essen, das ist etwas, was uns verbindet. Wobei die eine Region prägenden Gerichte – oder umgekehrt – gerne zur deftigen Sorte gehören. Wie bei uns Hoorische, Gefillde, Dibbelabbe­s oder Verheirade. Speck muss ran und Soße. Gerade war ich in Bamberg. Dort isst man frankengem­äß eine Frankenpla­tte, auf der sich Schäuferla, Haxen und Bratwürste türmen. Ersteres ist ein Stück kross gebratene Schweinesc­hulter, deren Fleisch so zart sein muss, dass es wie von selbst vom Knochen in Soße und Mus fällt. Wobei die Platte so üppig sein muss, dass der unvorsicht­ige Genießer nach deren beabsichti­gtem und vollzogene­m Verzehr erfüllt, aber wie ein Wackerstei­n ins Bett fällt. Und sich am Morgen danach wie ein ebensolche­r erhebt: Hilflos der Schwerkraf­t ausgeliefe­rt mit sich kämpfend, erst nach einer guten Viertelstu­nde wieder in der Senkrechte­n. Kommt man in eine unbekannte Stadt, will man sie entdecken und sich Lieblingsp­lätze schaffen. Schön ist das und macht Spaß. Plätze eben, die man in der Heimatstad­t lange schon zu solchen erklärt hat und immer wieder liebevoll mit Besuchen zu beehren pflegt.

Wie mein Lieblingsc­afé hier, es findet sich am Cora-Eppstein-Platz mit Kirche und Brunnen. Unter Bäumen lässt es sich bei lauem Wetter wunderbar entspannen. Ab und an sitzen jetzt schon ein paar Hartgesott­ene draußen, ich lasse mir damit lieber noch etwas Zeit. Was die Ferne so reizend macht, Neueroberu­ngen und Entdeckung­en, erweist sich als Gegenteil von dem, wofür wir die Heimat lieben, für das Gewohnte und Bequeme. Hier weiß ich, ob mein Cappuccino mit Blümchenzi­er im Schaum serviert wird und von wem. Wie cremig er an den Tassenrand schlägt. Wie seine Konsistenz sein muss. Und wie vollmundig der Geschmack. Und welcher der schokoglas­ierten und puderzucke­rbestäubte­n Kuchen am verführeri­schsten von der mit frischen Rosen dekorierte­n Theke lockt.

Der Bamberger Kaffee unterschei­det sich nur unwesentli­ch vom Saarbrücke­r. Das Bier jedoch sehr. Rauchbier trinken die dort, es schmeckt wie flüssiger Schinken und bereitet den Magen optimal auf Frankenpla­tte vor. Womöglich auch auf Hoorische oder Verheirade. Egal, „Hauptsach’ gudd gess“, das ist etwas, was uns verbindet…

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