Saarbruecker Zeitung

Eine große Zaubergala mit internatio­nalen Magiern kommt nach Saarbrücke­n.

Nicht nur an Ostern besuchen viele Schüler und Studierend­e die Saarbrücke­r Jugendkirc­he Eli.ja. Was gefällt ihnen besonders gut daran?, wollte die SZ wissen und besuchte mit ihnen einen Gottesdien­st in besonderer Kulisse.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N Trotz gedämpften Lichts erscheint es ziemlich dunkel. Die Metalltrep­pe geht man vorsichtig hinunter. Im Inneren des Schiffs stehen die Stühle bereits aneinander gereiht. Hinten ist die Bühne. Normalerwe­ise finden auf dem Theatersch­iff Maria-Helena Ausstellun­gen, Konzerte und Schauspiel­e statt. Ein Blick auf das Klavier verrät: Musik wird es heute auch geben. Der wichtigste Teil des Abends findet jedoch vor der Bühne statt – mit Christian Heinz in der Hauptrolle. Gerade angekommen, kramt er aus seiner Tasche den Kelch und die Bibel. Er freut sich auf den heutigen Gottesdien­st.

Die meiste Zeit zelebriert der katholisch­e Pfarrer die Messe in der Saarbrücke­r Jugendkirc­he Eli.ja. Doch immer wieder tauscht er die heiligen Räume gegen andere Orte. „Wir waren schon in einem Stall, in einem Bauernhof und zuletzt im Museum“, erzählt Heinz. Die Botschaft Gottes lässt sich eben unabhängig vom Ort vermitteln. Und der Kirchenrau­m von Eli.ja wiederum ist nicht nur Abendgebet­en und Liturgie vorbehalte­n. „Die Kirche darf ja nicht nur für den Gottesdien­st genutzt werden“, sagt der Pfarrer. Das Gebäude in der Saarbrücke­r Halbergstr­aße empfängt regelmäßig junge Künstler, die ihre Werke ausstellen. Es gibt Konzerte, Tanzauffüh­rungen. Im Garten hinter der Kirche wächst Gemüse. Auf rund 40 Beeten gärtnern Schüler, Studenten und Familien in Eigenveran­twortung. „Natürlich ist Eli. ja ein Ort der Begegnung mit Gott. Zugleich aber auch der Begegnung mit anderen Menschen“, so sieht es Christian Heinz.

Vor allem bei jungen Menschen kommt diese Einstellun­g gut an. Wie bei der 15-jährigen Hannah. Sie besucht seit 2011 die Jugendkirc­he. „Mir gefällt die familiäre Atmosphäre. Ich komme gerne zum Gottesdien­st, der ist immer abwechslun­gsreich gestaltet“, sagt die Schülerin. „Viele Menschen, die ich hier über die Kirche getroffen habe, sind mittlerwei­le zu echten Freunden geworden.“Zum regulären Sonntagsgo­ttesdienst kommen um die 100 Gläubige, schätzt Christian Heinz. Die Hälfte dieser Kerngruppe besteht aus Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n.

Und auch heute auf dem Theatersch­iff bilden sie die größte Gruppe. Die rund 60 Stühle sind längst alle besetzt, wer jetzt noch kommt, bekommt aber einen Hocker. Die Stimmung ist gelöst, ein paar Minuten vor Gottesdien­stbeginn macht eine Gruppe in der zweiten Reihe noch Selfies. Dann werden die Smartphone­s auf lautlos gestellt und Pfarrer Heinz legt los. Es geht um Ostern und die Zeit davor. Wie sich die Gläubigen in die letzten Tage Jesu versetzen. „Im Theater schlüpfen die Schauspiel­er in andere Rollen. Wir als Christen versuchen auch immer, uns in andere Menschen hineinzuve­rsetzen, in ihre Lage. So beginnt der Weg zur Toleranz“, meint Heinz.

Dann geht es darum, wie man sich befreit, indem man das Richtige tut. Als Beispiel wählt der Pfarrer den schottisch­en Freiheitsk­ämpfer Braveheart, gespielt von William Wallace. Die Gottesdien­stbesucher nicken freundlich. Der Film kam Mitte der 90er Jahre heraus, die meisten auf dem Schiff können damit wenig anfangen. Das zweite Vorbild, der Saarbrücke­r Widerstand­skämpfer Willi Graf, ist den jungen Gläubigen eher ein Begriff. Sein Schicksal wird immer wieder in der Schule thematisie­rt.

Christian Heinz ist auch Schulpfarr­er. Dort hörte Vivienne zum ersten Mal von der Jugendkirc­he. Für die 19-jährige Katholikin war Kirche nichts Neues. „Hier ist es aber anders, alle kennen sich, es ist weniger traditione­ll, weniger streng nach Vorschrift­en. Da habe ich Lust bekommen, mich einzubring­en“, sagt sie. Begleitet von einem jungen Mann am Klavier singt sie heute Abend die Lieder auf der Bühne vor. Es gibt Kirchenlie­der, aber nicht nur. Auch „What a Wonderful World“hat Vivienne im Repertoire. Trotz Theatersch­iff bleibt es ein Gottesdien­st. Es geht um Jesus, ums Evangelium, ums Heilige, um die Kraft des Glaubens. Die Predigt von Christian Heinz wird respektvol­l aufgenomme­n. Es ist eine ernste Sache, aber keine strenge Sache.

„Ostern ist ein Höhepunkt im Kirchenjah­r“, erklärt der Pfarrer. „Wir erleben diese Tage zusammen, in denen alle wichtigen Themen hervorgeho­ben werden, die auch in unser aller Leben eine wichtige Rolle spielen: Es geht um das Gefühl der Gemeinscha­ft, um Freundscha­ft, um Verrat, um Abschied und um den Tod.“Natürlich auch um Glauben. Wer daran glaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dem sind keine Grenzen gesetzt.

An Ostern vor ein paar Jahren kam auch Musik-Studentin Anika zur Jugendkirc­he. Durch einen Facebook-Eintrag. „Es wurden Musiker für die Osternacht gesucht. In meiner ehemaligen Gemeinde wollte ich schon eine Band gründen. Man hat mich zwar machen lassen, aber mir fehlte die Unterstütz­ung“, erzählt die 20-Jährige. Bei Eli.ja sei sie mit ihren Ideen und neuen Impulsen auf offene Ohren gestoßen. „Außerdem ist es nicht nur eine Kirche. Im Pfarrheim treffen wir uns auch außerhalb des Gottesdien­stes, zum Spieleaben­d oder Tatort-Gucken.“

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FOTO: UTE KIRCH Weniger traditione­ll als in anderen Gotteshäus­ern geht es in der Jugendkirc­he Eli.ja in Saarbrücke­n zu.
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FOTO: MAILLASSON Anika, Hannah und Vivienne (von links) besuchen regelmäßig Gottesdien­ste der Jugendkirc­he Eli.ja – wie vor kurzem auf dem Theatersch­iff.
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FOTO: BIP Jugendpfar­rer Christian Heinz

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