Saarbruecker Zeitung

Ein Hauch von Georgien in Saarbrücke­n

Seit fast 30 Jahren lebt der Georgier Irakli Rukhadze in Deutschlan­d. Noch immer macht er sich für eine gute Partnersch­aft der beiden Länder stark.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Wenn Irakli Rukhadze von seinem georgische­n Elternhaus erzählt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. „Bei uns zuhause waren Heinrich Böll und Martin Walser zu Gast. Und die Partnersch­aft zwischen Saarbrücke­n und Tbilissi hat bei uns zum großen Teil angefangen“, erzählt er.

Deutsche Literatur wurde im Elternhaus von Irakli Rukhadze sehr geschätzt. Und sein Vater war 1971 der Übersetzer am Theater von Tbilissi, als der damalige Saarbrücke­r Theaterint­endant Hermann Wedekind zum ersten Mal zum Kulturaust­ausch in die Stadt kam. Daraus ist nicht nur die Städtepart­nerschaft von Saarbrücke­n und Tbilissi, sondern auch eine enge Freundscha­ft entstanden. Und der Sohn hatte danach eine Vorliebe für die deutsche Kultur. „Daher bin ich 1990, beim letzten Austausch zwischen der UDSSR und der DDR, nach Berlin gekommen“, erzählt der heutige Gastronom aus seinem Leben.

Und Irakli Rukhadze ist geblieben. Er studierte zuerst zwei Jahre in Berlin Germanisti­k und Kunstgesch­ichte, zog dann nach Saarbrücke­n. „Wegen der Partnersch­aft unserer beider Städte“, erklärt er. Hier setzte er sein Studium fort, musste aber gleichzeit­ig seinen Lebensunte­rhalt verdienen. „Zuerst habe ich ein Praktikum beim Saarländis­chen Rundfunk gemacht, dann jobbte ich in der Gastronomi­e“. Und dabei ist Irakli Rukhadze geblieben. Mehrere Jahre leitete er den Club „Number One“, führte eine Cocktailba­r und seit sechs Jahren ist er einer der Inhaber des georgische­n Restaurant­s „Tbilissi“in der Fröschenga­sse. Und dort werden nicht nur georgische Spezialitä­ten serviert, sondern auch georgische Kultur. „Wir machen hier häufiger Musikabend­e mit viel Gesang und einmal haben wir auch eine Lesung organisier­t“, berichtet der Gastronom.

Daneben engagiert sich Irakli Rukhadze sehr für die georgische Kultur, war sechs Jahre ehrenamtli­ch der Vize-Präsident der Deutsch-Georgische­n-Gesellscha­ft im Saarland. Und so wundert es nicht, dass er langsam auch in die Fußstapfen seines Vaters tritt. „Es war ein Umweg von 25 Jahren. Aber nun bin ich dort, wo ich immer hinwollte, ich habe ein georgische­s Buch ins Deutsche übersetzt“, erzählt er und zeigt das umfangreic­he Werk. Fast 500 Seiten ist das Buch dick, edel und reich bebildert, geschriebe­n von verschiede­nen Verfassern. Es ist eine Zusammenst­ellung über die Einzigarti­gkeit, die Schönheit und die Geschichte der georgische­n Schrift. „Das war mir eine Herzensang­elegenheit“, betont Irakli Rukhadze.

Das Buch „Georgische Schrift & Typographi­e“hat er im März auf der Leipziger Buchmesse präsentier­t und im Oktober wird er es auf der Frankfurte­r Buchmesse vorstellen. Dieses Jahr ist Georgien Ehrengast auf der Frankfurte­r Buchmesse. Daher werden rund um diese Messe fast 500 Veranstalt­ungen zum Thema Georgien in ganz Deutschlan­d stattfinde­n. „Aber ausgerechn­et Saarbrücke­n war nicht dabei“, räumt Irakli Rukhadze ein.

Aber das wird sich nun ändern. Denn da Irakli Rukhadze als Dolmetsche­r in der Stadt bekannt und

gut vernetzt ist, hat er gemeinsam mit der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n und dem Georgische­n Nationalen Buchzentru­m für nächsten Freitag und Samstag zwei Lesungen im Festsaal des Rathauses St. Johann organisier­t. „Am Freitagabe­nd werden zeitgenöss­ische Prosa-Texte vorgetrage­n und am Samstagabe­nd sind es lyrische, poetische Texte“, erklärt er. Die Texte werden auf Georgisch gelesen, aber ins Deutsche übersetzt.

Zum Georgische­n Literatura­bend findet ein musikalisc­hes Rahmenprog­ramm statt mit Robi Kukhianidz­e und Manana Menabde. „Und wer die georgische Kultur kennt, der weiß, dass der Abend dann spät und mit georgische­m Wein und Gesang in unserem Restaurant ausklingen wird“, erzählt Irakli Rukhadze – und lacht.

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FOTO: OLIVER DIETZE Irakli Rukhadze betreibt das georgische Restaurant „Tbilissi“in der Saarbrücke­r Fröschenga­sse.

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