Neugierige Alltagshelfer am Handgelenk
Fitnesstracker, Smartwatches und Sportuhren nähern sich mit neuen Funktionen dem Smartphone an.
BERLIN (dpa) Wer bislang ein sogenanntes Wearable, also ein Computerarmband, kaufen wollte, hatte die Qual der Wahl: einfacher Schrittzähler, Fitnesstracker, Sportuhr oder doch eine Smartwatch? Nun verschmelzen die Geräteklassen immer mehr miteinander. Viele Modelle nähern sich mit neuen Funktionen sogar immer mehr dem Smartphone an.
Im letzten Jahr wurden laut dem Marktforschungsunternehmen IDC weltweit 115 Millionen solcher schlauen Begleiter fürs Handgelenk verkauft. Fitnesstracker haben dabei meist eher eingeschränkte Funktionen. Ihre Stärke liegt vor allem im Messen, etwa von Schritten bis hin zum Puls. Teils können sie aber auch auf dem Smartphone eingehende Anrufe oder Nachrichten signalisieren. Je nach Funktionsumfang und Marke kosten die Bänder zwischen 20 und 100 Euro. „Wer nur wissen will, wie viele Schritte er gemacht hat, dem reicht ein günstiges Band“, meint Julia Struck von der Fachzeitschrift „Computerbild“. Aber auch bei den günstigsten Geräten sollten Nutzer darauf achten, dass der Tracker wasserdicht und das Armband möglichst wechselbar ist.
Ab 60 Euro gibt es dann meist schon etwas mehr Ausstattung. „Praktisch sind Geräte, die automatisch erkennen, welche Sportart der Nutzer gerade ausübt“, sagt Struck. Das sehe man vorrangig bei Markenprodukten. Inzwischen seien die Armbänder auch in Sachen Vernetzung weiter und könnten Musik, Anrufe oder Nachrichten vom Smartphone abrufen. Sie nähern sich funktional also den Smartwatches an, auch wenn es optisch beim Armband bleibt. Smartwatches sehen dagegen auf den ersten Blick meist aus wie normale Uhren, nicht nur wegen der oft runden Form, sondern auch weil sie meist ein echtes Ziffernblatt haben oder ein virtuelles auf ihrem Display nachstellen.
Sogenannte Puls- oder Sportuhren bieten noch mehr einschlägige Funktionen als Tracker, beispielsweise GPS und eine detaillierte Trainingskontrolle. Diese smarten Helfer kosten jedoch meist um 700 Euro, sagt Struck. „Primärer Zweck dieser Uhren ist es, Trainingsfortschritte für Sportler exakt auszuwerten.“
Smartwatches hingegen sind eher auf Alltags-Funktionen ausgelegt. Nutzer können damit ihr Smartphone in der Tasche lassen und über die Uhr Nachrichten lesen, Musik steuern, per Spracherkennung Termine notieren oder Anrufe starten. Die meisten Smartwatches können wie Fitnesstracker Bewegungsdaten wie Schritte oder Vitalfunktionen wie die Herzfrequenz erheben. Während sich Apple-Uhren mit dem Betriebssystem Watch OS nur mit iPhones verbinden, sind Uhren mit dem Smartwatch-Betriebssystem Wear OS offener: Google stellt hierfür sowohl Android- als auch iOS-Apps bereit.
Ein neuer Trend ist die autarke Smartwatch, die auch ohne verbundenes Smartphone telefonieren, mailen oder ins Internet gehen kann. Voraussetzung dafür ist eine fest verbaute SIM-Karte, die als Zweitkarte zum Handy-Vertrag laufen kann. Diese Karten stecken beispielsweise bereits in der Apple Watch 3 und der Watch 2 von Huawei. Experten gehen davon aus, dass Samsungs Gear-Smartwatches in der kommenden Generation ebenfalls mit SIM-Karten zu haben sein werden.
Hersteller wie Fitbit oder Garmin setzen hingegen auf weitere Smartphone-Funktionen wie beispielsweise sogenannte NFC-Funkchips. So kann die Uhr auch zum Bezahlen genutzt werden. Auf Hybridmodelle, die analoge und digitale Uhren vereinen, setzt der Hersteller Mykronoz: Seine Zetime-Modelle bieten sowohl Display als auch Zeiger, die sich zwischen Bildschirm und Uhrenglas drehen.
Bei Verbraucherschützern sind Smartwatches und Fitnessuhren allerdings umstritten. „Bei der Nutzung von Wearables und der dazugehörigen Apps werden eine Fülle sensibler personenbezogener Daten erhoben und auf den Servern der Anbieter gespeichert“, sagt Ricarda Moll von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem lieferten viele Geräte und Apps auch Daten an Dritte. Das sei bedenklich, da die Nutzer fast nie wüssten, welche Daten gespeichert und weitergegeben werden, kritisiert Moll. Ihr Tipp lautet deshalb: „Beschränken Sie in den Einstellungen die Berechtigungen zum Zugriff der Apps auf die Daten, die für die Nutzung eines Dienstes erforderlich sind.“Außerdem sei es ratsam, Wearables nicht ständig, sondern gezielt zum Beispiel nur beim Sport zu tragen.