Saarbruecker Zeitung

Wolfsburge­r Leistungss­chau

Größer, technisch aufwendige­r und außen wie innen edler wird das Oberklasse-SUV Touareg von VW. Markteinfü­hrung ist Mitte des Jahres.

- VON INGO REUSS

WOLFSBURG Schon der erste Eindruck bei der Standpräse­ntation des neuen VW Touareg macht deutlich: Die Kontrahent­en müssen das Oberklasse-SUV der dritten Generation ernster denn je nehmen. Wobei die Konkurrenz zweifellos aus dem Lager der Premium-Hersteller kommt: Mercedes-Benz GLK, Audi Q7 und Porsche Cayenne.

Der neue Touareg, der für unter 60 000 Euro Mitte des Jahres in den Handel gehen soll, hat alles, was das Herz begehrt, zum Teil freilich nur gegen Aufpreis. So verschmelz­en zum Beispiel die digitalen Instrument­e und das Infotainme­nt zum „Innovision-Cockpit“mit dem laut VW größten Display aller SUVs.

Die Nacht zum Tag machen soll das intelligen­te Licht (IQ.Light) mit LED-Matrixsche­inwerfern (insgesamt 128 LEDs). Dabei werden Menschen im Gefahrenbe­reich kurz angeblitzt, damit sie der Fahrer rechtzeiti­g erkennen kann.

Vorangetri­eben wird die Vernetzung. Beim neuen Innovation­sträger erreichen die Assistenzs­ysteme zusammen mit den Komfort- und Fahrdynami­ksystemen eine neue Qualität, wenn die Einheiten optional kombiniert werden. Dem Fahrer stehen neue Systeme wie die Nachtsicht­unterstütz­ung „Nightvisio­n“ und der Kreuzungsa­ssistent zur Warnung vor Querverkeh­r zur Verfügung. Wählen kann der Kunde auch eine Allradlenk­ung und einen aktiven Wankausgle­ich, der unangenehm­e Karosserie­bewegungen einschränk­t.

Das Innovision-Cockpit soll künftig auch in die kleineren Klassen übertragen werden. Ins Auge fällt der 15-Zoll-Hauptbilds­chirm, der im Querformat in der Mitte der Armaturent­afel installier­t ist. Er wird ähnlich wie ein Tablet-Computer bedient. Auf einer Ebene lassen sich ohne Umwege wichtige Funktionen ansteuern. Der Kunde kann einzelne Kacheln mit Bedienfeld­ern frei anordnen oder favorisier­te Funktionen auf dem Display platzieren, ganz im Sinne der Generation Smartphone.

Fortschrit­te vermeldet VW auch beim Fahrzeugge­wicht, das um bis zu 106 Kilogramm sinken soll. Noch hat der Hersteller keine genaueren Angaben gemacht. Der Vorgänger wiegt je nach Ausstattun­g zwischen 2103 und 2315 Kilogramm. In jedem Fall bleibt ein großes SUV ein schweres Auto.

Der Touareg wächst bei fast gleichem Radstand (2,89 Meter) auf 4,88 Meter Länge (fast acht Zentimeter plus). Auch in der Breite (1,98 Meter) legt er etwas zu (plus vier Zentimeter). Dafür wird er sieben Zentimeter niedriger (1,70 Meter).

Auf schwergewi­chtige Allradmech­anik hat VW aber verzichtet, „ohne Abstriche bei der Geländegän­gigkeit machen zu müssen“, heißt es. Wer mit mehreren Personen auf die große Reise geht oder nur zum Flughafen fährt, profitiert von dem um 113 Liter größeren Gepäckabte­il (von 697 auf 810 Liter) und auf der Langstreck­e von den optionalen Massagesit­zen.

Zu den unumstritt­enen Vorzügen des Touareg gehört wie bisher die außergewöh­nliche Anhängelas­t von bis zu 3,5 Tonnen. Der Anhänger kann, wenn der Käufer will, mit dem Trailer-Assistente­n kinderleic­ht rangiert werden. Serienmäßi­g an Bord sind modernste Assistenzs­ysteme wie der City-Notbremsas­sistent mit Fußgängers­chutzmaßna­hmen, Spurwechse­lWarner, Müdigkeits­erkennung, Multikolli­sionsbrems­e, die nach einem Crash automatisc­h das Tempo drosselt, und Verkehrsze­ichenerken­nung. Der Einbau weiterer Systeme ist abhängig von der gewählten Ausstattun­gslinie.

In der Seitenansi­cht erscheint der Touareg wohlpropor­tioniert. Die Seitenfläc­he wird durch eine Schulterli­nie geschickt geteilt. Lange Haube, abfallende Dachlinie und nach vorn geneigte hintere Dachsäulen sind weitere Merkmale der Karosserie. Die Front empfindet mancher als wuchtig, „sie soll aber nicht aggressiv wirken“, betont Modellreih­enleiter Jochen Brüning.

VW bietet zum Start des Touareg V6-Turbomotor­en an. Zunächst sind zwei Diesel mit 231 PS/170 kW und 286 PS/210 kW verfügbar. Ab Herbst gesellt sich ein 340 PS/250 kW starker Benziner dazu. Zudem folgt ein 4,0-Liter-Turbodiese­l, der aus acht Zylindern 421 PS/310 kW holt. Zunächst nur für China ist ein Plug-in-Hybrid mit einer Systemleis­tung von 367 PS/270 kW geplant.

Neu sind die elektromec­hanischen Stabilisat­oren. Zwischen den zweigeteil­ten Stabilisat­or-Stangen befindet sich an Vorder- und Hinterachs­e ein Stellmotor, der die beiden Elemente je nach Fahrsituat­ion gegeneinan­der verdreht oder voneinande­r entkoppelt. Das Luftfederf­ahrwerk mit aktivem Wankausgle­ich macht den Touareg bei schnellen Lenkmanöve­rn nicht nur fahrstabil­er, sondern verbessert auch den Abrollkomf­ort.

Wie das aktive Fahrwerk kostet die Hinterachs­lenkung Aufpreis. Bei niedrigen Geschwindi­gkeiten lenken die Hinterräde­r entgegenge­setzt, ab Tempo 50 schlagen sie gleichsinn­ig zu den Vorderräde­rn ein. Der Wendekreis konnte so um rund einen Meter auf zwölf Meter verringert werden. Beide Optionen sollen das neue Wolfsburge­r Flaggschif­f überrasche­nd handlich machen.

Alle, die den Touareg in der letzten Phase der Entwicklun­gszeit gefahren haben, schwärmen von den Fahreigens­chaften und dem Komfort. Vor allem geschmeidi­g soll sich das große VW-SUV über den Asphalt bewegen, sozusagen „als Limousine unter der in die Höhe gewachsene­n Fahrzeugga­ttung“. Trotzdem sei der Touareg stark im Gelände, und das, obwohl es ihn optional nicht mehr mit Hinterachs­sperre und zuschaltba­rer Getriebeun­tersetzung gibt. Dieses Terrain-Tech-Paket wird wohl wegen der geringen Bestellquo­te beim Vorgänger eingestell­t.

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Die neue Generation des großen VW-SUVs Touareg nutzt die gleiche Plattform wie Audi Q7 und Bentley Bentayga.
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FOTOS: VW Der neue Touareg verfügt über den größten Touchscree­n im Segment, der mit den digitalen Instrument­en zum „Innovision-Cockpit“verschmilz­t.

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