Saarbruecker Zeitung

Viele Wege führen Abiturient­en ins Ausland

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BONN/RHEDA-WIEDENBRÜC­K (dpa) Nach dem Abitur erst mal in die große weite Welt – davon träumen viele. Doch einen Auslandsau­fenthalt zu organisier­en, ist harte Arbeit. Denn die Vielfalt der Veranstalt­er und Finanzieru­ngsmöglich­keiten erweist sich schnell als schier undurchdri­ngliches Dickicht.

„Der Markt für Auslandsau­fenthalte nach dem Abitur ist sehr groß – da kann man schnell den Überblick verlieren“, sagt Natascha Schmitt. Sie ist Projektkoo­rdinatorin bei Eurodesk Deutschlan­d, einem europäisch­en Informatio­nsnetzwerk für Auslandsau­fenthalte von Jugendlich­en, das unter anderem vom Bundesfami­lienminist­erium gefördert wird. Ein Grund für das große Angebot an Auslandsau­fenthalten ist das wachsende Interesse der Abiturient­en. Laut dem Schülerbar­ometer 2017 des Marktforsc­hers Trendence wollen 28 Prozent der Schüler in Deutschlan­d nach dem Abschluss ins Ausland. Die Gründe sind unterschie­dlich: Die eine will möglichst viel von Land und Leuten sehen, der andere sich sozial engagieren oder bereits erste Erfahrunge­n fürs Studium suchen. Entspreche­nd groß ist die Zahl verschiede­ner Varianten.

Immer beliebter werden „Work and Travel“-Angebote sowie Freiwillig­endienste, sagt Jane Jordan von der Initiative Auslandsze­it. Die Initiative betreibt mehrere Webseiten, auf denen es genauere Informatio­nen zu den verschiede­nen Arten von Auslandsau­fenthalten gibt.

Wer sich für einen Freiwillig­endienst entscheide­t, hat die Wahl zwischen diversen öffentlich geförderte­n Programmen – den Internatio­nalen Jugendfrei­willigendi­enst, den Europäisch­en Freiwillig­endienst, Programme wie Weltwärts oder Kulturweit oder das Freiwillig­e Soziale oder Ökologisch­e Jahr, das sich auch im Ausland absolviere­n lässt. Die Teilnahme an ihnen ist vergleichs­weise günstig. „Dazu gibt es eine pädagogisc­he Begleitung, mit Vorbereitu­ngsseminar­en zum Beispiel“, sagt Schmitt. Es gibt aber auch private Anbieter für Freiwillig­endienste. Die Chance auf eine Teilnahme in solchen Programmen ist teils deutlich höher, zudem sind sie zeitlich flexibler – allerdings kosten sie dafür auch mehr.

Auch das Au-Pair-Jahr oder eine Sprachreis­e bieten sich für einen Auslandsau­fenthalt an. Ein Praktikum ist ebenso möglich – davon rät Natascha Schmitt aber eher ab. „Wir empfehlen, die erst im Rahmen von Berufsausb­ildung oder Studium zu machen. Nur mit Abitur fehlt den jungen Leuten eben noch das Fachwissen, um irgendwo richtig mitarbeite­n zu können.“

Doch wie finden Abiturient­en einen vertrauens­würdigen Anbieter? Eurodesk hat dafür eine Reihe von Kriterien aufgestell­t. Ist die Organisati­on zum Beispiel Mitglied in einem Dachverban­d? Trägt sie ein Gütesiegel? Und woher kommt das? Auch das Alter der Organisati­on kann ein Anhaltspun­kt sein, so Schmitt: Wer schon lange dabei ist, weiß vermutlich, was er tut. Jane Jordan empfiehlt reiselusti­gen Abiturient­en außerdem, eine Art Checkliste für die Anbieter zu erstellen, mit allen wichtigen Fragen – und die dann zum Beispiel telefonisc­h oder per Mail zu stellen. So sammelt man nicht nur wichtige Infos, sondern fühlt der Organisati­on auch gleich auf den Zahn.

Egal, wofür man sich letztlich entschiede­n hat – ein Auslandsau­fenthalt bedarf einer gründliche­n Planung. „Als Faustregel würde ich immer empfehlen, ein Jahr vorher mit der Organisati­on zu beginnen“, sagt Natascha Schmitt. Etwas schneller gehe es bei Sprachreis­en und anderen kürzeren Aufenthalt­en. Generell gelte aber: lieber etwas früher als etwas später. „So läuft man als Abiturient auch nicht Gefahr, dass man sich parallel zu den Prüfungen um alles kümmern muss“, erklärt die Expertin.

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FOTO: KLOSE/DPA Viele Abiturient­en wollen vor dem Studium oder der Ausbildung Erfahrunge­n im Ausland sammeln – und haben dabei die Qual der Wahl.

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