Saarbruecker Zeitung

Deutsche Bank kürzt US-Geschäft

Die Konzentrat­ion auf das Privat- und Firmenkund­engeschäft soll bessere Erfolge bringen. Gleichzeit­ig wird auch Personal abgebaut.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Thomas Sponticcia, Teresa Bauer

Die Deutsche Bank schrumpft das einst so glänzende Investment­banking. Besonders in den USA soll diese Sparte gekürzt werden, wie der neue Vorstandsc­hef Christian Sewing ankündigte. Europa soll nun mehr im Fokus stehen.

(dpa) Nach einem enttäusche­nden Jahresauft­akt beschwört der neue Deutsche BankChef Christian Sewing alte Tugenden. „Wir werden bei der Deutschen Bank diejenigen Werte wiederbele­ben, auf denen die Bank vor annähernd 150 Jahren gegründet wurde“, rief Sewing gestern der versammelt­en Analysteng­emeinde zu. Dazu gehörten „ein klarer Blick, Disziplin in der Umsetzung und Stolz auf die Arbeit“.

Beim Investment­banking wird es drastische Einschnitt­e und Kürzungen geben. Zu der Sparte gehören etwa die Beratung von Firmen bei Börsengäng­en oder der Handel mit Wertpapier­en aller Art. Die Ergebnisse des ersten Quartals erforderte­n sofortiges Handeln. „Wir werden den Kurs unserer Bank jetzt ändern. Es gibt keine Zeit zu verlieren.“Nur 120 Millionen Euro verdiente die Deutsche Bank im ersten Quartal nach 575 Millionen Euro ein Jahr zuvor. US-Branchenpr­imus JPMorgan Chase brachte im gleichen Zeitraum so viel Geld an einem einzigen Arbeitstag nach Hause.

Hauptprobl­em ist, dass die Deutsche Bank im Investment­banking Marktantei­le verloren hat, besonders an die US-Konkurrenz. Zudem sind die Kosten im Branchenve­rgleich sehr hoch. In Sewings Umbauplan wird das US-Handelsges­chäft mit Anleihen und voraussich­tlich auch Aktien am heftigsten beschnitte­n. „Unsere Wurzeln liegen in Europa – hier wollen wir Unternehme­n und institutio­nellen Kunden weltweite Finanzieru­ngslösunge­n anbieten“, erklärte Sewing. „Darauf werden wir uns künftig noch viel stärker konzentrie­ren.“

Ab 2021 sollen die Privatund Firmenkund­enbank sowie der an der Börse notierte Vermögensv­erwalter DWS etwa die Hälfte der Konzernert­räge erwirtscha­ften. Praktisch alle Chefs der Deutschen Bank seit Ende der 1990er Jahre suchten das Heil im Investment­banking. Das Institut sollte im Konzert der globalen Bankkonzer­ne die erste Geige spielen. Mit der Milliarden­übernahme der Wall-Street-Bank Bankers Trust 1999 wurden die Frankfurte­r zu einem der großen Spieler auf dem USMarkt. Sewing setzt auf das Privatund Firmenkund­engeschäft samt der Tochter Postbank, die bis Sommer in den Konzern integriert werden soll. Gegenüber den 97 000 Mitarbeite­rn des Konzerns kündigte er harte Entscheidu­ngen an. Dazu gehöre auch ein „spürbarer“Stellenabb­au. Zahlen wurden nicht genannt. Die Renditen seien für die Aktionäre „schlicht nicht akzeptabel“. Der Aktienkurs dümpelt seit Monaten nahe des historisch­en Tiefstands. Schlankere Führungsst­rukturen sollen Kosten zusätzlich drücken. „Allzu oft haben wir in der Vergangenh­eit unsere selbst gesteckten Ziele nicht mit ausreichen­dem Nachdruck verfolgt. Diese verlorene Glaubwürdi­gkeit müssen wir zurückgewi­nnen“, sagte Sewing.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Deutsche Bank-Chef Christian Sewing kündigte gestern harte Einschnitt­e an, um die Bank zurück auf die Erfolgsspu­r zu bringen.

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