Saarbruecker Zeitung

„Ich rechne nicht mit handfesten Erfolgen“

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

FDP-Fraktionsv­ize und -Außenpolit­iker Alexander Graf Lambsdorff hat geringe Erwartunge­n an den Besuch der Kanzlerin bei US-Präsident Trump. Er hofft, dass sich Merkel zumindest mit Vor-Besucher Macron abgestimmt hat.

Herr Lambsdorff, was wäre für Sie ein Erfolg der Reise der Kanzlerin zu Donald Trump?

LAMBSDORFF Es ist wieder ungewisser geworden, ob Europa und die USA in der Handelspol­itik aufeinande­r zugehen. Ich erwarte also erstens von Frau Merkel, dass sie sich nachhaltig für europäisch­e Handelsint­eressen einsetzt. Zweitens muss sie Trump klarmachen, dass der regelbasie­rte Welthandel auch im Interesse der USA ist.

Etwas klarzumach­en ist das eine, ein praktische­r Erfolg das andere.

LAMBSDORFF Ein echter Erfolg wäre, wenn nach dem Treffen die Zölle auf unsere Aluminium- und Stahlexpor­te doch ausgesetzt blieben. Oder wenn Frau Merkel es erreicht, dass die USA die Besetzung der Schlichtun­gskammern in der Welthandel­sorganisat­ion nicht länger blockieren. Das wären handfeste Erfolge. Aber damit rechne ich nicht. Auch nicht mit Fortschrit­ten bei internatio­nalen Konflikten wie dem in Syrien. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Deutschlan­d und Europa hier künftig stärker engagieren müssen, weil die USA als Garant der internatio­nalen Ordnung zunehmend ausfallen.

Der französisc­he Präsident Macron wurde mit viel Pomp empfangen, Merkel kommt quasi durch die Hintertür. Wie deuten Sie das?

LAMBSDORFF Es ist ja unübersehb­ar, dass Macron erheblich bessere Beziehunge­n zu Trump aufgebaut hat als Kanzlerin Merkel. Atmosphäri­sch wird es schwierige­r, wenn sie im Weißen Haus ist. In der Sache muss die Kanzlerin aber ohnehin dieselben Botschafte­n senden wie Macron. Das gilt beim Nuklearabk­ommen mit dem Iran, das nicht aufgekündi­gt werden darf, das gilt aber auch in der Syrienfrag­e und im Umgang mit Russland.

Will Trump Europa spalten?

LAMBSDORFF Es ist schon immer das Schicksal der Europäisch­en Union gewesen, dass andere Länder versucht haben, uns auseinande­rzudividie­ren. Die Kanzlerin darf das auf keinen Fall zulassen. Ich hoffe, dass es im Vorfeld der Reise eine enge Abstimmung mit Paris gegeben hat. Europa ist nur stark, wenn wir geschlosse­n auftreten.

Bedauern Sie die neuen US-Sanktionen gegen Russland?

LAMBSDORFF Die amerikanis­che Russlandpo­litik ist derzeit rein innenpolit­isch motiviert. In Washington ist die Situation sehr aufgeladen durch die russischen Hackerangr­iffe gegen die Demokraten und die Sonderermi­ttlungen gegen den Präsidente­n und sein Umfeld wegen undurchsic­htiger Kontakte zu russischen Kontaktleu­ten während des Wahlkampfs. Vor diesem Hintergrun­d muss man diese neuen Sanktionen sehen, die in der Tat nicht sehr sinnvoll sind.

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FOTO: ZINKEN/DPA FDP-Politiker Lambsdorff fordert klare Botschafte­n an Trump.

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