Todesursache: Bewegungsmangel
Alte Menschen, die körperlich regelmäßig aktiv sind, müssen deutlich seltener ins Krankenhaus.
SAARBRÜCKEN (ml) Bewegungsmangel führt im Alter offenbar häufig zu einem frühzeitigen Tod. Während einer Studie, die Professor Dr. Milton Luiz Gorzoni von der Universitätsklinik Santa Casa in Sao Paulo, Brasilien, in einem Altenheim mit 508 Betten durchführte, starben innerhalb eines Jahres 118 Bewohner, davon 42 an Immobilität. „Todesfälle in Pflegeheimen werden im Wesentlichen durch eine Kombination aus Immobilität und Infektionen verursacht, die sich zu einer Blutvergiftung entwickeln“, sagt Gorzoni.
In einer Studie mit 452 Bewohnern in 15 Pflegeheimen untersuchten Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles, wie lange die Teilnehmer pro Tag im Bett verbrachten. Professorin Dr. Barbara Bates-Jones fasst zusammen: „In allen Pflegeheimen verbrachten die meisten Bewohner mindestens 17 Stunden am Tag im Bett.“In einigen Häuser waren es sogar 22 Stunden. Die Folgen waren Immobilität, Verlust der Beweglichkeit und Wundliegen. Standen den Bewohnern ausreichend Gehhilfen zur Verfügung, verließen sie öfter das Bett.
Forscher der Universität von Indianapolis, USA, untersuchten bei 695 älteren Menschen den Zusammenhang zwischen dem Maß an täglicher Bewegung und der Wahrscheinlichkeit, ins Krankenhaus eingewiesen zu werden. Die Probanden waren alle älter als 57 Jahre und lebten in sozial schwachen Verhältnissen. Die Hälfte von ihnen hatte eine schlechte bis mäßige Gesundheit. Beinahe 77 Prozent litten an Bluthochdruck. 38 Prozent gaben an, überhaupt nicht zu Fuß zu gehen. 49 Prozent gingen weniger als 119 Minuten pro Woche zu Fuß und nur 13 Prozent mehr als 120 Minuten. Die Studie belegte zweifelsfrei, dass nur Letztere ein vermindertes Risiko hatten, einen Notarzt rufen zu müssen und im Krankenhaus zu landen. Dies deutet darauf hin, dass im Gesundheitssystem erhebliche Kosten gespart werden könnten, wenn es gelänge, ältere Erwachsene zu regelmäßiger körperlicher Aktivität zu bewegen.
Auch eine Studie der Universität von Saskatchewan in Kanada mit 18 196 Probanden, die alle mindestens 65 Jahre alt waren, zeigte: Je mehr man körperlich aktiv ist, desto geringer ist das Risiko, ins Krankenhaus zu kommen. Inaktive ältere Menschen können die Dauer eines möglichen Klinikaufenthaltes reduzieren, wenn sie täglich 20 Minuten mehr spazieren gehen.
Finnische Forscher analysierten die Gesundheitsdaten von 2668 Frauen und 2534 Männern im Alter von 19 bis 63 Jahren für einen Zeitraum von 16 Jahren. „Körperliche Inaktivität kann die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus erhöhen, weil Bewegungsmangel zu Erkrankungen der Herzkranzgefäße führt“, schreiben die Wissenschaftler. Die Teilnehmer der Studie wurden in drei Gruppen eingeteilt: geringe, mittlere oder vermehrte körperliche Aktivität. Ungeachtet der Gründe für einen Krankenhausaufenthalt verbrachten Männer mit geringer Aktivität 36 Prozent mehr Tage im Krankenhaus als aktive Männer. Inaktive Frauen mussten 23 Prozent mehr Tage in der Klinik liegen als aktive Frauen.
Die Forscher schreiben: „Würden alle inaktiven Menschen aktiv, würde der Bedarf für die medizinische Versorgung niedriger ausfallen, selbst dann, wenn die Kosten für die Behandlung von Sportverletzungen steigen würden.“