Langes Sitzen und Liegen ruinieren Körper und Geist
SAARBRÜCKEN (ml) Fatalerweise ist die Meinung noch weitverbreitet, dauernde Bettruhe sei für kranke, geschwächte alte Menschen das Beste. Dabei weisen Forscher schon seit den 1960er Jahren darauf hin, dass Bettruhe den körperlichen Zustand oft noch verschlechtert. Auch zu Hause schränken sich alte Menschen oft selbst in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Sie wollen dadurch das Risiko verringern zu stürzen. Doch gerade die zunehmende Gebrechlichkeit durch Schonung erhöht die Anfälligkeit für Stürze und Knochenbrüche.
Langes Liegen kann zum Beispiel zu vermehrter Schleimansammlung in der Lunge und dadurch zu einer Lungenentzündung führen. Es drohen Blutgerinnsel in Blutgefäßen (Thrombosen) und ein vollständiger Verschluss der Gefäße (Embolien), Wundliegen, Muskelund Knochenschwund, Nierenund Blasensteine sowie Verstopfungen. Der Mangel an Sinnesreizen kann einen trägen Geist bis hin zu einem komatösen Zustand zur Folge haben.
Wissenschaftler der Universität in Nova Scotia, Kanada, haben untersucht, wie sich Bettruhe und langes Sitzen auf Körper und Geist auswirken. „Es kommt auch zu Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit“, heißt es in der Studie. Die Fähigkeit, den Alltag selbstständig zu meistern, gehe verloren. Davon betroffenen älteren Menschen drohten häufigere Einlieferungen ins Krankenhaus. Durch völlige Inaktivität könne die Muskelkraft pro Tag um zwei bis fünf Prozent abnehmen. Vor allem der Verlust der Beinkraft schränke die Mobilität weiter ein und erhöhe das Sturzrisiko.
Die Experten stellten ein Trainingsprogramm speziell für Krankenhauspatienten zusammen, das Kraft- und Ausdauertraining, Gleichgewichts- und Mobilitätsübungen umfasste. Patienten, die am Training teilnahmen, konnten fast zwei Tage früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. Außerdem mussten sie seltener in ein Seniorenoder Pflegeheim überwiesen werden.
Mediziner der Uni San Francisco überprüften in einem Krankenhaus, wie sich ein tägliches Gehtraining auf Patienten auswirkt. Eigens geschultes Personal begleitete die Patienten zwei bis drei Mal am Tag auf Walking-Runden durch die Klinik. Die Aktivitäten konnten den Verlust an körperlicher Leistungsfähigkeit tatsächlich verhindern.