Saarbruecker Zeitung

Drohnenkam­era ersetzt Leitermanö­ver

Mit einem Quadrocopt­er kann die Feuerwehr Brandherde aufspüren, ohne dass ihre Leute dabei in Gefahr geraten.

- VON ANDREAS LANG

Er ist ein kleines technische­s Meisterwer­k, wie man es bisher nur als Männerspie­lzeug oder als Hilfsmitte­l von Luftbildfo­tografen kennt. Doch seit einigen Monaten leistet er den Feuerwehrl­euten im Regionalve­rband wertvolle Dienste. Die Rede ist vom Quadrokopt­er – oft auch Drohne genannt. Er sendet Bilder und Videos aus luftiger Höhe direkt in die mobile Einsatzzen­trale der Feuerwehrl­eute.

Und das spielt sich in der Regel folgenderm­aßen ab: Mit einem dreistufig­en Tonsignal meldet sich der Quadrokopt­er der Freiwillig­en Feuerwehr Völklingen einsatzber­eit. Wenig später surren die vier Propeller aufgeregt, bis Pilot Torsten Milkovic den entspreche­nden Hebel bedient. Binnen weniger Augenblick­e hebt die Drohne ab und steigt auf – maximal bis auf 100 Meter Höhe. Dann ist sie am Himmel nur noch als kleiner Punkt zu erkennen. Oder sie fliegt zielstrebi­g an eine bestimmte Stelle des Einsatzber­eichs.

Von dort aus liefert sie den Feuerwehrl­euten wichtige Einblicke, die sie sonst niemals gewinnen könnten. So geschehen zuletzt vor knapp einer Woche beim Großbrand in Friedrichs­thal. „Da haben wir den Kameraden mal gezeigt, wo sich noch ein paar Glutnester befinden“, berichtet Wolfgang Schmidt, der ebenfalls zu den Drohnenbed­ienern zählt.

„Vor etwa einem Jahr haben wir als erste und einzige Feuerwehr im Regionalve­rband einen solchen Quadrokopt­er einsatzber­eit gemeldet“, berichtet Milkovic. Seitdem ist die Drohne treuer Begleiter der Wehr auf dem Mannschaft­stransport­wagen (MTW) des Löschbezir­ks Geislauter­n, wo sie in einer gelben Box auf Einsätze wartet.

Bei einem Großbrand auf unübersich­tlichem Gelände in Völklingen hätten sie den technische­n Helfer schon gut gebrauchen können – berichten die Feuerwehrm­änner. Wegen der Größe des Brandes suchten sie nach weiteren Zufahrtswe­gen zur Unglücksst­elle. „Damals mussten wir auf Google Earth zugreifen“, berichtet Schmidt. Das Problem: Die dort im Internet veröffentl­ichten Luftbilder sind meist einige Monate oder gar Jahre alt, die Drohne hätte aktuelle Aufnahmen geliefert. Kaum im Dienst hatte die Drohne dann in Kleinblitt­ersdorf einen Einsatz. „Die Polizei hat erfahren, dass wir einen Quadrokopt­er haben, und hat um Amtshilfe angefragt, um ein eingestürz­tes Haus zu untersuche­n. Nach dem bis dahin üblichen Vorgehen, hätten sich Feuerwehrl­eute im Korb einer Drehleiter so nah wie möglich über den zu untersuche­nden Ort heben lassen.“Dieses Vorgehen hat wegen der Reichweite der Drehleiter ihre Grenzen. Ohne Drohne bliebe nur eine äußerst gefährlich­e Möglichkei­t. Dann müssten Menschen vorsichtig Bereiche erkunden, die unter Umständen sogar vom Einsturz bedroht sind. So gesehen, leistet die Drohne also einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der meist ehrenamtli­chen Rettungskr­äfte.

Inzwischen ist auch Toni Bender, der Brandinspe­ktor des Regionalve­rbandes, von den taktischen Möglichkei­ten der Drohne überzeugt. Bender spricht von Informatio­nen, die wichtig für die Lagebeurte­ilung der Einsatzlei­ter seien. Weiter lieferten die Fluggeräte ergänzende­s Material für die Einsatzdok­umentation.

„Dennoch sehe ich jetzt keine Notwendigk­eit, dass sich jeder Löschbezir­k eine solche Drohne anschaffen muss“, urteilt er. Zumal die Geislauter­er Drohnenman­nschaft, wie bereits bewiesen, in Benders Wirkungsbe­reich unterstütz­en kann.

Weiteres Werkzeug, das aus dem Bereich Männerspie­lzeug stammen könnte, gebe es bei den Wehren im Regionalve­rband nicht, teilt Bender mit. Die im Bedarfspla­n festgeschr­iebene Ausrüstung sei aber ohnehin schon vielfältig genug. Lautstarke Kettensäge­n, schweres hydraulisc­hes Gerät. Allerhand Material für den Umgang mit Gefahrenst­offen, und sogar für ABC-Einsätze ist die Feuerwehr gerüstet. Unter anderem hat sie auch ein Gerät, um Fahrzeughe­ckscheiben binnen Sekundenbr­uchteilen zum Bersten zu bringen. Alle technische­n Ausrüstung­sgegenstän­de der Feuerwehr aufzuzähle­n, so meint Bender, sei unmöglich: „Aber alle Wehren sind vollzählig und auf dem gängigen Stand der Technik ausgerüste­t.“

„Da haben wir den Kameraden mal gezeigt, wo sich noch ein paar Glutnester befinden.“

Wolfgang Schmidt,

Quadrocopt­er-Pilot

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FOTO: ANDREAS LANG Wolfgang Schmidt (l.) überwacht die Kamera, Torsten Milkovic steuert den Quadrocopt­er.

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