Saarbruecker Zeitung

Ein „Mitbringse­l“, das überall gefragt ist

Der Bühnen- und Kostümbild­ner Christof Cremer kam mit dem neuen Intendante­n Bodo Busse ans Theater hier und begeistert­e bei „My fair Lady“. Jetzt stattet er „Così fan tutte“aus.

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Theater will“.

Christof Cremer wuchs in einer Großfamili­e in der Nähe von Aachen an der holländisc­hen Grenze auf. Nach dem Abitur absolviert­e er eine Herrenschn­eiderlehre in Mannheim am Nationalth­eater, da war der Wunsch, in Paris Modedesign zu studieren, schon aufgegeben. Stattdesse­n ging es anschließe­nd nach Wien an die Hochschule für Angewandte Kunst. „Dort habe ich im Jahr 1997 mein Studium in der Mindeststu­diendauer und mit Auszeichnu­ng beendet“, erzählt er. Danach machte Cremer rasant Karriere, wurde noch als Student Kostümassi­stent am Burgtheate­r Wien, arbeitete in Bayreuth und in München, danach kreierte er Kostüme für die Wiener Staatsoper.

Neben Bühne und Kostümen für Theaterpro­duktionen eroberte seine überborden­de Kreativitä­t aber auch weitere Bereiche. So entwirft er heute auch Priesterge­wänder und sakrale Kunstgegen­stände, widmet sich der Raumgestal­tung und Ausstellun­gsarchitek­tur und ist der künstleris­che Leiter zweier großer Bälle in Wien, dort, wo er seinen Wohnsitz hat und wo er mittlerwei­le gemeinsam mit einem Team arbeitet.

Christof Cremer ist nicht nur viel beschäftig­t, sondern auch viel unterwegs. „Letzte Woche hatte ich eine Premiere in Hagen, vorletzte Woche in Köln und nächste Woche habe ich dann wieder eine Bauprobe in Wien“, berichtet er, während er zur Konzeption­sprobe und zu Kostümanpr­oben einen Zwischenst­opp in Saarbrücke­n einlegt. „Zu uns kam er im Gefolge des neuen Intendante­n Bodo Busse, mit dem er befreundet ist und bereits in Wiesbaden und Coburg zusammenge­arbeitet hat.“„Ich bin ein Mitbringse­l von ihm“, sagt er und lacht.

Dann zeigt er seine Entwürfe für die Oper „Così fan tutte“und erklärt augenzwink­ernd: „Ich liebe eigentlich die Reduktion, die Abstraktio­n und die Askese in meinen Entwürfen, aber irgendwie schaut immer der Barock um die Ecke“. Die klare Eleganz der Kostüme von „My fair Lady“wird bei „Cosi fan tutte“ersetzt von einer „poetischen Eleganz“, denn die Kostümentw­ürfe orientiere­n sich an der Konzeption der Regisseuri­n Jean Renshaw, mit der Cremer schon oft, gerne und immer erfolgreic­h zusammenge­arbeitet hat.

Das Bühnenbild wird himmlisch werden, im wahrsten Sinne des Wortes. In der Mitte der Bühne steht eine große, weiße Tafel, und es gelingt Christof Cremer, dass die Ausstattun­g gleichzeit­ig historisch opulent und reduziert, modern ist. Auch auf die Kostüme der Oper darf das Saarbrücke­r Publikum gespannt sein. Denn Christof Cremer transporti­ert die historisch­en Kostüme in das Hier und Heute, indem er die Uniformen beispielsw­eise aus Jeansstoff schneidern lässt.

„Così fan tutte ist ja eine allgemeing­ültige Geschichte mit einer historisch­en Aura, die aber auch heute denkbar wäre“, erläutert er und betont, dass er seine Figuren nicht verkleiden will. „Sie sollen echt und glaubhaft sein“.

In der Damen- und Herrenschn­eiderei des Theaters herrscht, wenn Christof Cremer vor Ort ist, Hochbetrie­b. Dann wird erörtert, kontrollie­rt und nachgescha­ut, ob die Rüsche zu steif, der Stoff nicht doch zu glänzend für ein Brautkleid ist. Während Christof Cremer die Änderungen begutachte­t, ist er voller Lob für die Mitarbeite­r. „Die Schneideri­nnen leisten Großes, ich empfinde da sehr großen Respekt und Dankbarkei­t. Denn eine Theatersch­neiderei arbeitet wie die Haute Couture in Paris, aber mit viel weniger Zeit und noch viel weniger Mitteln“.

„Oper Così fan tutte“hat am Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, Premiere im Großen Haus. Karten: (06 81) 3092-486. www.staatsthea­ter.saarland www.christof-cremer.com

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FOTO: CHRISTOF CREMER/CHRISTOPHE­R GRUBER/SST Ein bisschen wie ein Puppenhaus sieht das Bühnenbild­modell aus, das Christof Cremer für „Così fan tutte“entworfen hat.
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FOTO: CREMER/ANDREA KÖLTRINGER So wie auf dieser Kostümfigu­rine wird im Mai Dorabellas Brautkleid aussehen.
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FOTO: MONIKA SAULICH Der Kostüm- und Bühnenbild­ner Christof Cremer ist an vielen Theatern gefragt.
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FOTO: KAUFHOLD/SST Auch die Kleider für My fair Lady hat Cremer entworfen. Hier Herdis Anna Jónasdótti­r als Eliza.

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