Mops Rüdiger besiegt den Umweltminister
Ein Förster im Klassensaal? – Eigentlich nicht der natürliche Lebensraum einer solchen „Spezies“. Dennoch ist die Lesung in der Grundschule Hohe Wacht nicht das erste Mal, dass Bodo Marschall, genannt „Förster Bodo“, vor einer Klasse steht und aus einem eigenen Kinderbuch vorliest. Und es ist auch nicht das erste Buch, das der Förster geschrieben hat. Dennoch ist bei „Mops Rüdiger und der wilde Wald“einiges anders.
In Marschalls früheren Büchern gab es immer eine klare Trennung zwischen der Geschichte und den biologischen Lerninhalten, die der schreibende Förster vermitteln wollte. Im neuen Buch, das im Conte-Verlag erscheint, sollte das anders werden. Und so saßen Bodo Marschall und sein Verleger Stefan Wirtz zusammen und suchten nach einem passenden Verbindungsglied zwischen Lern- und Erzählebene. Da kam Wirtz’ Hund, Mops Rüdiger, durch die Tür geschossen – „und der Rest ist Geschichte“, lacht Bodo Marschall. Der Star des neuen Buches war geboren.
Mops Rüdiger ist in Marschalls Geschichten jetzt gleichzeitig Ideengeber und kritische Instanz. So ist es Rüdiger, der eine Schnecke anschleppt und Förster Bodo so zur Geschichte von der Schnecke „Susi Sausewind“inspiriert. Auf ihren Abenteuern kriecht die knatschende Schnecke Susi einem Baum hinauf, trifft unterwegs einen Larven sammelnden Specht und einen Hirschkäfer, der glücklicherweise lieber Baumsaft trinkt als sie aufzufressen. Und es ist auch Rüdiger, der kritisch bleibt und sich fragt, ob das alles tatsächlich wahr sein soll. Erst bei einer gemeinsamen Wanderung im Wald, ausgestattet mit einer Lupe, lässt sich Rüdiger von Förster Bodo überzeugen, dass Schnecken tatsächlich knatschen, weil sie eine Reibezunge haben, und dass Hirschkäfer tatsächlich Vegetarier sind.
Die Kinder an der Hohen Wacht zeigen sich begeistert angesichts dieser tierischen Abenteuer. Auf die Frage, ob es ihnen gefallen hat, antworten sie einstimmig mit „ja“. Organisiert wurde die Lesung vom Friedrich-Bödecker-Kreis Saarland, der seit vielen Jahren Autoren aus ganz Deutschland einlädt, die dann in den Schulen vorlesen. Die Veranstaltungen, die neben der Lesung immer auch Gespräch und Diskussion beinhalten, liefern den Kindern einen völlig neuen und nachhaltigen Zugang zum Medium Buch. Vorlesen kann (fast) jeder, im direkten Kontakt mit dem Autor können die Kinder allerdings die Arbeitsweise von Autoren kennen lernen. Als in der Grundschule Hohe Wacht ein Kind meint, dass es noch nie eine Geschichte geschrieben habe, entgegnet Bodo Marschall prompt, dass jeder Geschichten im Kopf hat und man sie bloß entdecken muss.
Neben dem echten Mops Rüdiger, gab es in der Grundschule Hohe Wacht noch einen weiteren Ehrengast: Reinhold Jost, Minister für Umwelt und Verbraucherschutz. Er hat die Schirmherrenschaft für „Mops Rüdiger und der wilde Wald“übernommen, sieht im Buch einen guten Kooperationsweg. Zudem schätzt er Bodo Marschall im Besonderen, da dieser seinen Berufsauftrag bis in sein Privatleben mitnimmt und gleichzeitig zum geliebten Hobby macht.
Im direkten Vergleich in Sachen Sympathiepunkte der Kinder verliert Reinhold Jost allerdings haushoch gegen Mops Rüdiger.
„Mops Rüdiger und der wilde Wald“von Bodo Marschall mit Illustrationen von Maryse Forget. Conte Verlag, 50 Seiten, 15 Euro.