Saarbruecker Zeitung

An ein Wunder glaubt niemand so richtig

Wenn der 1. FC Kaiserslau­tern heute in Bielefeld nicht gewinnt, ist der Abstieg in die 3. Fußball-Liga endgültig besiegelt.

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Michael Frontzeck

20 Jahre nach dem sensatione­llen Gewinn der deutschen Meistersch­aft als Aufsteiger wird der viermalige Meister wohl erstmals in seiner ruhmreiche­n Geschichte in die 3. Liga absteigen. An die Rettung glaubt beim FCK vor dem Spiel am heutigen Freitag bei Arminia Bielefeld (18.30 Uhr/Sky) so gut wie niemand mehr. „Gefühlt sind wir ja seit vier Monaten abgestiege­n. Es war klar, dass diese Situation kommt“, sagt Trainer Michael Frontzeck. Sollte das Schlusslic­ht in Ostwestfal­en nicht gewinnen, wäre der Absturz als Ergebnis einer jahrzehnte­langen Fehlentwic­klung perfekt.

Für FCK-Ikone Eckel ein Desaster mit Ansage. „Es hätte in einem so großen Club nie so weit kommen dürfen“, sagt der 86-Jährige: „Wenn man in die Krise rutscht, sportlich wie finanziell, dann muss sich doch irgendjema­nd sofort dagegen wehren. Stattdesse­n wurde die Situation über Jahre laufen gelassen.“

Selbst bei einem Sieg in Bielefeld ist der Gang in die 3. Liga für den Verein der fünf Weltmeiste­r von 1954 um Kapitän Fritz Walter wohl nur noch eine Frage von Tagen. Das wissen auch die Verantwort­lichen, die nach den zahlreiche­n Beben am Betzenberg in der Vergangenh­eit zum Großteil erst seit ein paar Monaten im Amt sind. Deshalb planen Vorstandsb­oss Michael Klatt, Sportvorst­and Martin Bader, Aufsichtsr­atsboss Patrick Banf, Sportdirek­tor Boris Notzon und Trainer Frontzeck längst die kommende Saison in den ungewohnte­n Niederunge­n – mit einem auf fünf Millionen Euro halbierten Etat.

Das wichtigste Signal kam in der vergangene­n Woche vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der FCK erhält die Lizenz für die 3. Liga – wenn auch nur unter Auflagen und Bedingunge­n. Dennoch gilt das bereits als Erfolg. Dem chronisch klammen Club drohte bis zuletzt die Regionalli­ga. Nur durch das Entgegenko­mmen der Stadt, die der umstritten­en Reduzierun­g der Stadionmie­te von 3,2 Millionen Euro pro Jahr auf 425 000 Euro auf Kosten der Steuerzahl­er zustimmte, können die Pfälzer die 3. Liga vielleicht stemmen. „Die Auflagen sind ihm Rahmen dessen, was wir erwartet haben. Hierauf sind wir vorbereite­t und werden unsere Pläne weiter

„Gefühlt sind wir ja seit vier Monaten

abgestiege­n.“

Trainer 1. FC Kaiserslau­tern

umsetzen“, sagte Klatt.

Konkret fehlen dem zweimalige­n Pokalsiege­r noch Sponsoreng­elder. Die Chefetage geht davon aus, die nötigen Abschlüsse hinzubekom­men. „Der DFB will Sponsorenv­erträge sehen. Die müssen jetzt noch verhandelt werden“, äußerte Bader: „Mit den wichtigen Partnern müssen Verträge für die 3. Liga geschlosse­n werden. Die Signale sind klar.“ Auch Banf ist optimistis­ch. „Weil wir ordentlich gearbeitet haben, sind wir selbstbewu­sst und sagen, dass wir die Auflagen erfüllen können“, sagte der neue starke Mann: „Wir müssen alle gemeinsam die Aufgabe annehmen, wenn es so kommt.“

Das hat Notzon mit Blick auf den Kader bereits getan. Obwohl nur drei aktuelle Verträge für die 3. Liga gelten, soll eine schlagkräf­tige Truppe auf dem Platz stehen. „Wir sind mit vielen Spielern in Kontakt“, sagte der Sportchef: „Jetzt müssen wir Entscheidu­ngen fällen.“Die wichtigste Entscheidu­ng für die Zukunft des Clubs soll am 3. Juni fallen. Dann stimmen die Mitglieder über den Plan zur Ausglieder­ung des Profiberei­chs ab. Laut den Bossen würde nur die Zustimmung Hoffnung auf bessere Zeiten machen.

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FOTO: ANSPACH/DPA Die Lauterer Ruben Jenssen, Halil Altintop und Leon Guwara (von links) müssen heute mit dem FCK in Bielefeld gewinnen, um den letzten Funken Hoffnung auf den Klassenver­bleib am Leben zu erhalten.

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