Die fetten Jahre sind offenbar vorbei
Mercedes ist in den ersten drei Saisonrennen in der Formel 1 sieglos geblieben. Folgt in Aserbaidschan die Wende?
2018 daher bereits den Anfang vom Ende der Mercedes-Dominanz. „Das ist der Wendepunkt“, sagt etwa Ex-Weltmeister Damon Hill: „Wir haben Mercedes so lange an der Spitze gesehen. Aber Weltreiche entstehen und fallen. Vielleicht beginnt gerade eine neue Ferrari-Ära.“
Hinweise darauf gibt es. Der große Motorenvorteil für Mercedes, der die ersten Jahre der Turbo-Hybrid-Ära prägte, ist dahin. Ferrari hält Schritt, und auch Red Bulls Motorenpartner Renault hat sein Tief überwunden. Viel entscheidender ist aber, dass Mercedes zuletzt das eigene Auto nicht im Griff hatte. Die Divenhaftigkeit des Silberpfeils, die in den vergangenen Jahren nur vereinzelt zum Vorschein kam, ist in dieser Saison bislang das leidige Dauerthema.
Schon lange waren die Hinterreifen vor allem bei Hitze der neuralgische Punkt, nun hat das Werksteam aber bei verschiedensten Bedingungen Probleme, die neuen Pirelli-Pneus auf Betriebstemperatur zu bringen – mal ist die Strecke zu warm, mal zu kalt. „Eine unendliche Geschichte“, sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Hamilton, der wie Vettel in diesem Jahr nach seinem fünften WM-Titel greift, ist in dieser Sache als Pilot beinahe machtlos. Und drängt nun auch öffentlich auf Verbesserungen. „Konstruktiver Druck auf die Jungs“in der Fabrik sei notwendig, sagt der 33-Jährige. Er treibe die Chefetage und die Technikabteilung an, „damit sie wissen, mit welchen Bereichen des Autos wir die meisten Probleme haben, damit sie Druck in diesen Abteilungen ausüben und neue Entwicklungen vorantreiben können“.
Glaubt man Ex-Weltmeister Hill, dann könnte die aktuelle Schwächephase sogar ein Grund dafür sein, dass Hamilton seinen Vertrag bei Mercedes immer noch nicht verlängert hat. Dies ist allerdings unwahrscheinlich. Hamilton fehlen vielmehr die hochkarätigen Alternativen, zudem konnte er sich bislang stets auf die Fähigkeiten des Werksteams verlassen.
Und Hamilton hat ja noch große Ziele mit den Silberpfeilen. Doch mit jedem weiteren Rennen wächst derzeit der Frust, die Enttäuschung und vor allem die Erkenntnis, dass die fetten Jahre zu sein scheinen. „Solche desaströsen Wochenenden wie zuletzt kann ich mir nicht mehr erlauben“, sagt Hamilton und versprüht zumindest ein wenig Optimismus: „Das Team hat über die vergangenen Jahre aber bewiesen, dass wir großartig darin sind, zueinanderzustehen und hart zu arbeiten.“