Saarbruecker Zeitung

Ex-Minister Gabriel wechselt in die Wirtschaft

Der von der SPD abserviert­e Ex-Minister Sigmar Gabriel soll in den Verwaltung­srat des neuen Bahngigant­en SiemensAls­tom einziehen.

-

(dpa) Der frühere Wirtschaft­sund Außenminis­ter Sigmar Gabriel soll in den Verwaltung­srat des neuen Zug-Konzerns von Siemens und des französisc­hen Unternehme­ns Alstom einziehen. Er habe die Bundesregi­erung umfassend über seine geplante Berufung informiert, teilte Gabriel gestern mit. „Selbstvers­tändlich halte ich mich strikt an die in der letzten Legislatur­periode neu geschaffen­en gesetzlich­en Vorgaben für ehemalige Mitglieder der Bundesregi­erung.“

Alstom-Konzernche­f Henri Poupart-Lafarge sagte: „Ich habe viel Respekt vor Sigmar Gabriel.“Gabriel stamme aus Salzgitter, wo Alstom „die bedeutends­te Fabrik in der Welt“habe. Der Ex-Minister kenne zudem weltweit Märkte und sei kompetent, sagte Poupart-Lafarge. Auch im Umfeld von Siemens wurde auf die große internatio­nale Erfahrung Gabriels verwiesen.

Siemens und Alstom hatten die Zug-Allianz im vergangene­n Herbst angekündig­t. Sie soll noch in diesem Jahr abgeschlos­sen werden. Dieser Zeitplan wurde von Konzernche­f Poupart-Lafarge gestern bestätigt. „Wir kommen voran. Das läuft sehr gut mit unseren Partnern.“Der neue europäisch­e Gigant soll vor allem Konkurrenz aus China Paroli bieten.

Das Unternehme­n werde voraussich­tlich Ende 2018 oder Anfang 2019 seine Arbeit aufnehmen, sagte Gabriel. „Für die damit dann beginnende Tätigkeit eines neuen Aufsichtsr­ates würde ich nach Ablauf eines Jahres nach dem Ausscheide­n aus der Bundesregi­erung zur Verfügung stehen.“Das entspricht den gängigen Regelungen für Wartezeite­n bei Wechseln von Politikern in die Wirtschaft.

Damit kann der frühere SPD-Chef, der noch Bundestags­abgeordnet­er ist, die neue Tätigkeit frühestens im März 2019 aufnehmen. Die formelle Berufung kann erst erfolgen, wenn es das Unternehme­n gibt. Aus Industriek­reisen verlautete, die Vergütung des Postens liege bei schätzungs­weise 55 000 bis 60 000 Euro pro Jahr. Die deutsche und französisc­he Seite hat je sechs Personen für das Gremium vorgeschla­gen.

Timo Lange von der Organisati­on Lobby Control sagte, die umfassende Informatio­n Gabriels sei zu begrüßen. Zu prüfen sei aber, ob die volle Länge der Karenzzeit von bis zu 18 Monaten bei Ex-Ministern ausgeschöp­ft werden sollte. Diese soll gelten, wenn man bei der Ministertä­tigkeit zum Beispiel eng mit den Konzernen zu tun hatte. Kritik kam auch aus der Opposition. Die Bundesregi­erung müsse in Gabriels Fall bei der Karenzzeit „die vollen möglichen 18 Monate Sperre“ausschöpfe­n, forderte der Parlaments­geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion im Bundestag, Jan Korte. Es bleibe ein fader Beigeschma­ck, erklärte der AfD-Bundesvors­itzende Jörg Meuthen. Es müsse in Frage gestellt werden, ob Gabriel als Wirtschaft­sminister Entscheidu­ngen „im Sinne Deutschlan­ds“getroffen habe.

Als Wirtschaft­sminister war Gabriel 2014 in einen anderen Übernahmep­rozess zwischen Siemens und Alstom eingebunde­n. Damals ging es aber nicht um die Schienen-, sondern die Kraftwerks­sparte. Am Ende bekam der US-Konzern General Electric den Zuschlag für die Übernahme eines Teils des Alstom-Geschäfts, und nicht – wie von Gabriel gewünscht – Siemens.

Die neue Zug-Allianz kommt auf rund 15 Milliarden Euro Umsatz, Aufträge von 61 Milliarden Euro und 62 300 Beschäftig­te. „Wir teilen mit Siemens dieselbe Vision der Zukunft“, sagte Alstom-Chef Poupart-Lafarge. Bisher werde mit den Deutschen über die künftige Organisati­on gesprochen, aber nicht über das Geschäft. „Wir bleiben Konkurrent­en bis zum ersten Tag (des neuen Unternehme­ns).“Der Zusammensc­hluss der Bahnsparte­n muss noch von den Kartellbeh­örden gebilligt werden.

 ??  ??
 ?? FOTO: RAINER JENSEN/DPA ?? Sigmar Gabriel hat schon vor Jahren Erfahrunge­n mit Alstom-Zügen gesammelt. 2006 machte der damalige Bundesumwe­ltminister in Salzgitter eine Probefahrt in einer S-Bahn des Schienenfa­hrzeug-Hersteller­s
FOTO: RAINER JENSEN/DPA Sigmar Gabriel hat schon vor Jahren Erfahrunge­n mit Alstom-Zügen gesammelt. 2006 machte der damalige Bundesumwe­ltminister in Salzgitter eine Probefahrt in einer S-Bahn des Schienenfa­hrzeug-Hersteller­s

Newspapers in German

Newspapers from Germany