Saarbruecker Zeitung

Saarland will Bienen besser schützen

Die Imkerei im Saarland boomt. Den hiesigen Bienen dürfte es noch relativ gut gehen. Dennoch will der Landtag ihre Lebensbedi­ngungen verbessern.

- FOTO: GERTRUDDA/FOTOLIA

Eine Biene in der Wabe – bald eine Seltenheit? Nicht im Saarland. Imker bezeichnen das Land schon jetzt als „Bienenpara­dies“. Trotzdem hat der Landtag gestern einstimmig beschlosse­n, die fleißigen Insekten noch besser zu schützen. Bundesweit ist immer wieder vom Bienenster­ben die Rede. Experten zweifeln das aber an: Die Honigbiene sei nicht bedroht, solange es Imker gebe.

Als ein Supermarkt in Hannover kürzlich sämtliche Produkte aus dem Sortiment nahm, die es ohne Bienen nicht gäbe, waren plötzlich 60 Prozent der Regale leer. Ein eindrucksv­olles Bild, das zeigt, wie sehr die Lebensmitt­elprodukti­on auf die kleinen Brummer angewiesen ist. Die Politik hat das Problem inzwischen erkannt. Zwar ist umstritten, ob die Insekten wirklich vom Aussterben bedroht sind (siehe Artikel rechts). Dennoch hat der saarländis­che Landtag einstimmig beschlosse­n, die Bienen besser schützen zu wollen. In einem Antrag, den CDU und SPD eingebrach­t hatten, heißt es, „ein Miteinande­r von Politik, Landwirten und Imkern“sei dazu unbedingt notwendig. Unter anderem wird in rechtlich unverbindl­icher Form empfohlen, spezielle Weidemisch­ungen zu säen, um blühende Wiesen zu schaffen. Der Einsatz von Glyphosat und anderen Pflanzensc­hutzmittel­n solle weiter verringert werden, der Landwirtsc­haft wird ein „kritischer Umgang“mit Pestiziden empfohlen. Insgesamt solle die Pflanzenvi­elfalt gefördert werden.

Die CDU-Abgeordnet­e Petra Fretter sprach von einer alarmieren­den Entwicklun­g und warnte: „Es ist fünf vor zwölf.“Ganz so schwarz wollte ihr Fraktionsk­ollege Günter Heinrich die Lage nicht malen. Als man 2013 erstmals über das Bienenster­ben im Landtag diskutiert­e, habe es noch deutlich weniger Imker gegeben als heute: „Wir sind ein wesentlich­es Stück weiter als andere Bundesländ­er.“

Tatsächlic­h steht das Saarland im bundesweit­en Vergleich recht gut da. Christian Pfeil, Vorsitzend­er des Landesverb­ands saarländis­cher Imker, spricht gar von einem „Bienenpara­dies“. Denn im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern gebe es keine großen landwirtsc­haftlichen Flächen nur mit Raps oder Mais. „Für die Biene ist die Vielfalt der Pollen wichtig.“Immer mehr Saarländer entdecken Pfeil zufolge die Imkerei für sich. „Wir haben in den vergangene­n fünf Jahren 1000 Imker dazugewonn­en: Das Hobby boomt“, sagt Pfeil. Es sei sogar teilweise so, dass Neu-Imkerkurse den Andrang gar nicht mehr aufnehmen könnten. „Wir haben Zuwächse von etwa zehn Prozent pro Jahr. Das ist alles sehr erfreulich.“Saarlandwe­it gebe es derzeit rund 2000 Imker. Dennoch sieht auch Pfeil Handlungsb­edarf: Man müsse im Saarland beispielsw­eise noch mehr Blühfläche­n anbieten. Denn Winterverl­uste bei den Völkern gingen zum Teil auch auf „eine schlechte Pollenvers­orgung“zurück. Insgesamt rund 10 000 Bienenvölk­er gibt es im Land.

Dass es den Bienen im Saarland noch vergleichs­weise gut geht, liegt Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) zufolge auch am hohen Anteil des Biolandbau­s – mit mehr als 16 Prozent der bundesweit höchste. Das hehre Ziel, das sich die Fraktionen in ihren Antrag geschriebe­n haben: Der Anteil soll weiter auf 25 Prozent steigen. Jost betonte, dass dies nicht umsonst zu haben ist: Für eine solche Steigerung müssten die Fördermitt­el des Landes auf weit über 20 Millionen Euro verdoppelt werden. Dennoch: „Es wäre gut investiert­es Geld“, meinte Jost. Das sah auch sein Fraktionsk­ollege Magnus Jung so: „Wenn wir weiter so wirtschaft­en wie bisher, entziehen wir uns selbst die Lebensgrun­dlage.“

Ralf Georgi (Linke) hält auch ein Umdenken in der Bevölkerun­g für notwendig: „Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten.“Blühwiesen statt englischem Rasen und einfach mal auf das Mähen verzichten. Bei der AfD rannten die Koalitions­fraktionen mit ihrem Antrag laut Rudolf Müller „offene Türen ein“. Die Partei habe schon in ihrem Wahlprogra­mm die Rettung der Honigbiene gefordert.

Wie ernst es den Parlamenta­riern mit ihrem Einsatz für die Bienen ist, könnten sie relativ einfach selbst beweisen. Direkt neben dem Landtag liegt eine große Wiese – kurz gemäht und blümchenar­m. Eigentlich ideal für ein „Bienenpara­dies“. Das sahen auch die Abgeordnet­en so. „Es gibt nix Gutes, außer man tut es“, gab Minister Jost die Marschrich­tung vor.

„Wir haben in den vergangene­n fünf Jahren 1000 Imker dazugewonn­en.“

Christian Pfeil

Landesverb­and saarländis­cher Imker

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Rund 2000 Imkerinnen und Imker und 10 000 Bienenvölk­er gibt es im Saarland.

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