Saarbruecker Zeitung

Atletico Madrid gewinnt die Europa League

Der Trainer des Bundesligi­sten RB Leipzig bittet um Vertragsau­flösung, weil sein Club nicht mit ihm vorzeitig verlängern wollte.

- VON JÖRG SOLDWISCH

Atletico Madrid hat nach 2010 und 2012 zum dritten Mal in seiner Klubgeschi­chte die Europa League gewonnen. Die Spanier setzten sich im Finale von Lyon gegen die Franzosen von Olympique Marseille mit 3:0 durch.

LEIPZIG (sid) Als „Lame Duck“wollte Ralph Hasenhüttl beim Bundesligi­sten RB Leipzig auf keinen Fall in die neue Saison gehen, also zog der Trainer selbst die Konsequenz­en. Der Österreich­er bat die Vereins-Bosse gestern erfolgreic­h um eine sofortige Trennung, nachdem ihm tags zuvor die erhoffte Verlängeru­ng des 2019 auslaufend­en Vertrags verwehrt worden war. Dies dürfte Hasenhüttl als klares Misstrauen­svotum aufgefasst haben – und als triftigen Grund, die sportlich überaus erfolgreic­he Zusammenar­beit nach zwei Jahren zu beenden.

„Nach gemeinsame­n Erfolgen sollte man deshalb ehrliche Worte an den Tag legen können und auch ein klares Nein statt ein beschwicht­igendes Ja wählen dürfen“, sagte der 50-Jährige, der betonte: „Die Zeit in Leipzig wird unvergesse­n bleiben.“RB-Sportdirek­tor Ralf Rangnick und Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff sagten, dass sie gerne mit Hasenhüttl als Cheftraine­r in die kommende Saison gegangen wären. „Für Ralph gab es jedoch keinerlei Alternativ­e zu einer vorzeitige­n Vertragsve­rlängerung. Es war daher sein ausdrückli­cher Wunsch, den Vertrag aufzulösen. Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsproche­n“, sagte Rangnick. Dass der ehemalige Bundesliga-Trainer Rangnick wie in der Aufstiegss­aison (2015/2016) auf die Trainerban­k zurückkehr­t, ist ein eher unwahrsche­inliches Szenario für die Hasenhüttl-Nachfolge.

Hasenhüttl erfüllte mit dem erneuten Einzug in den Europacup trotz Doppelbela­stung die Zielsetzun­g des Clubs. In seiner Premierens­aison hatte er den Emporkömml­ing mit Vollgasfuß­ball gar zur Vizemeiste­rschaft geführt, nach einer ordentlich­en Champions-League-Saison schied das Team in der Europa League erst im Viertelfin­ale aus.

Was als Traumehe im deutschen Fußball begann, hatte im letzten halben Jahr aber unübersehb­are Risse bekommen. Im Winter bemühten sich Rangnick und Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff um eine Vertragsve­rlängerung mit dem Cheftraine­r. Zu jener Zeit erhielt Hasenhüttl jedoch auch Signale anderer Vereine, darunter vom Rekordmeis­ter Bayern München. Im ZDF-Sportstudi­o antwortete Hasenhüttl auf die wiederholt­e Frage, ob Bayern ihn wollte, mit „Ja“. Auch Borussia Dortmund soll interessie­rt gewesen sein.

Er selbst wollte aber zunächst mit Leipzig Erfahrung auf der internatio­nalen Bühne sammeln, gleichzeit­ig legte Hasenhüttl aber auch mit RB die Vertragsge­spräche auf Eis. Diese Hinhalte-Taktik kam bei den Leipziger Club-Bossen nicht gut an, genau wie Hasenhüttl­s phasenweis­e Abkehr vom Überfall-Pressing. Als der Trainer dann kurz vor dem erfolgreic­hen Schlussspu­rt in der Liga öffentlich um eine weitere Zusammenar­beit warb („Ich will den Verein, für den ich arbeite, weiter nach vorne bringen“), blieb ein Echo aus der Vereinsfüh­rung aus.

Statt Hasenhüttl mit einem neuen Vertrag den Rücken zu stärken, riskierten Rangnick und Mintzlaff dessen Rückzug. Ein schlechter Zeitpunkt für den Abgang ist es für den Trainer nicht: Hasenhüttl­s sportliche Bilanz ist fast ausschließ­lich positiv, bei den Fans hat er einen Stein im Brett, und es gibt überhaupt kein Zerwürfnis mit den Spielern, die bis zuletzt um ihren Trainer gekämpft hatten. „Ohne unseren Trainer wären wir jetzt nicht da, wo wir sind“, hatte Mittelfeld­spieler Kevin Kampl bei der Abschlussf­eier in einer Leipziger Disko ins Mikrofon gebrüllt. Allerdings: Die Trainerstü­hle bei Bayern München (Niko Kovac) und Borussia Dortmund (sehr wahrschein­lich Lucien Favre) sind inzwischen nicht mehr frei.

„Die Zeit in Leipzig wird unvergesse­n bleiben.“Ralph Hasenhüttl scheidende­r Trainer von RB Leipzig

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FOTO: WOITAS/DPA Ralph Hasenhüttl verlässt den Fußball-Bundesligi­sten RB Leipzig vorzeitig. Sein Nachfolger steht noch nicht fest.

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