Saarbruecker Zeitung

Merkel will Autobauer vor Diesel-Strafen schützen

Die Kanzlerin hält nichts von einer vielfach geforderte­n harten Hand gegen die heimischen Autoherste­ller.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/red) Bundeskanz­lerin Angela Merkel lehnt im Diesel-Skandal übermäßige Konsequenz­en für die deutschen Autobauer ab. „Es ist unsere Aufgabe, der Industrie zu sagen: Ihr müsst verloren gegangenes Vertrauen selber wieder gut machen“, sagte die CDU-Politikeri­n gestern im Bundestag. Es könne aber „nicht unser Interesse sein, dass wir durch politische Maßnahmen die Automobili­ndustrie so schwächen, dass sie keine Kraft mehr hat, in die eigentlich­en Zukunftsin­vestitione­n etwas hineinzust­ecken“. Merkel äußerte sich erneut skeptisch zu Umbauten an Motoren älterer Diesel, die die SPD für eine stärkere Reduzierun­g des Schadstoff­ausstoßes verlangt.

Dies bedeutete Kosten von tausenden Euro je Wagen und zwei bis drei Jahre Arbeit für die Ingenieure. „Ist das die richtige Beschäftig­ung für die Automobili­ndustrie?“Vielmehr gelte es, alle Kräfte zu bündeln und der Branche zu sagen: „Ihr müsst jetzt in die Mobilität der Zukunft investiere­n – ins autonome Fahren, in alternativ­e Antriebe – und da unterstütz­en wir euch dabei.“Merkel nannte es „unfassbar“, welches Vertrauen die Autobauer im Diesel-Skandal verspielt hätten.

Kritik an der Kanzlerin übte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt. Natürlich müsse die Branche angehen, was sie verschlafe­n habe. Betrogene Autokäufer müssten aber auch Entschädig­ungen und Hardware-Nachrüstun­gen bekommen. Greenpeace forderte derweil ein Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennun­gsmotor. Nur so würden die Hersteller konsequent in saubere Mobilität investiere­n.

Dass die Zeit drängt, zeigt sich jetzt in Hamburg, wo gestern mit dem Aufstellen von Verbotssch­ildern für ältere Diesel begonnen wurde. Der Verkehrsex­perte der FDP, Saar-Landeschef Oliver Luksic, warf der Bundesregi­erung vor, sich weggeduckt zu haben. Die immer wiederkehr­ende Aussage „Wir wollen Fahrverbot­e verhindern“, sei nun Makulatur. „Hamburg ist erst der Anfang.“

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FOTO: AFP/SCHWARZ Merkels Ansicht nach hat die Autoindust­rie „unfassbar“viel Vertrauen verspielt.

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