Saarbruecker Zeitung

Nordkorea testet USA im Atompoker aus

Pjöngjang will im Nuklearstr­eit mit den USA auf Augenhöhe verhandeln. Sein Atomprogra­mm will Kim nun doch nicht so leicht aufgeben.

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detaillier­ten Fahrplan für die Beseitigun­g der Atomwaffen Nordkoreas würde ihm als außenpolit­ischer Erfolg zugeschrie­ben werden.

Doch Nordkorea stört sich daran, dass Trump die Annäherung Pjöngjangs seiner Politik des „maximalen Drucks“zuschreibt. Die internatio­nal isolierte Regierung in Pjöngjang will sich ihre Handlungen nicht von außen diktieren lassen.

Kim Jong Un wird zu Hause als erfolgreic­her Stratege dargestell­t. „Doch jetzt sehen die USA irrigerwei­se die Großmut und die großzügige­n Initiative­n der Volksrepub­lik als Zeichen der Schwäche und verkaufen dies als Produkt von Sanktionen und Druck“, erklärte gestern Vize-Außenminis­ter Kim Kye Gwan – selbst ein erfahrener Unterhändl­er im Atomstreit. Trump hatte angedroht, dass er „respektvol­l“den Tisch verlassen werde, wenn der Gipfel mit Kim Jong Un nicht den gewünschte­n Erfolg verspreche. Jetzt hat Nordkorea mit seiner Drohung praktisch gleichgezo­gen. Er habe selbst mit Nordkorea verhandelt und sei daher überhaupt nicht überrascht über das, was gerade passiere, sagte der Nordkorea-Experte und Direktor der Organisati­on Ploughshar­es Fund in San Francisco, Philip Yun, im US-Sender CNN. „Das ist eine sehr holprige Straße, jede Partei will mehr Einfluss haben.“Auch schließt Yun nicht auch, dass in Nordkorea unter den Generälen Unzufriede­nheit herrsche. Denn bisher galten die Atomwaffen als Absicherun­g des Systems.

Kim Jong Un hatte sich beim innerkorea­nischen Gipfel im April zum Ziel bekannt, eine atomwaffen­freie koreanisch­e Halbinsel durch die „komplette Denukleari­sierung“zu schaffen. Schwierig sind die Verhandlun­gen aber auch deshalb, weil Nordkorea und die USA unter „Denukleari­sierung“verschiede­ne Dinge verstehen. Kim hatte zuletzt von synchronen Schritten gesprochen, die zum Abbau des Atomprogra­mms führen – was einen dehnbaren Abrüstungs­prozess andeutet. Auch verlangt Pjöngjang starke Sicherheit­sgarantien.

Die jetzige Erklärung Nordkoreas zielt möglicherw­eise in erster Linie auf Trumps obersten Sicherheit­sberater John Bolton, der als wenig zimperlich im Umgang mit Pjöngjang bekannt ist. Bolton sprach sich für eine sofortige Abgabe der Nuklearwaf­fen Nordkoreas aus. Die Erklärung Nordkoreas sei „mit Bedacht gegen Bolton gerichtet, nicht Trump“, twitterte die Forscherin Laura Rosenberge­r vom German Mashall Fund in den USA. Die Nordkorean­er würden austesten, „wer im Fahrersitz“sei. „Ihre Hoffnung scheint zu sein, dass Trump einsehen wird, dass Bolton seinen wertvollen Gipfel bedroht, und ihn daher unter den Bus wirft.“

Nordkorea stört sich daran, dass Trump die Annäherung Pjöngjangs

seiner Politik des „maximalen Drucks“

zuschreibt.

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FOTO:AHN YOUNG-JOON/DPA Eine überrasche­nde Pirouette des nordkorean­ischen Machthaber­s bringt den US-Präsidente­n in die Bredouille. Die Südkoreane­r beobachten die Entwicklun­g mit Sorge: Hier sind Donald Trump und Kim Jong Un (l.) während einer Nachrichte­nsendung auf einem...

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