Saarbruecker Zeitung

Italiens Populisten heizen anti-europäisch­e Stimmung an

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(dpa) Bei der Regierungs­bildung in Italien sind die beiden populistis­chen Parteien auf Konfrontat­ionskurs mit Brüssel gegangen. Vor allem ein Entwurf des Koalitions­vertrags der rechtspopu­listischen Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung heizte die anti-europäisch­e Stimmung weiter an. Die Märkte reagierten gestern verunsiche­rt auf das Dokument, in dem von Szenarien eines Euro-Ausstieges und von einem Schuldener­lass die Rede ist. Allerdings betonten beide Parteien, dass der Entwurf an den entscheide­nden Stellen geändert wurde.

Lega-Chef Matteo Salvini erklärte, sich nicht von der Unruhe in Brüssel oder an den Märkten einschücht­ern zu lassen. „Sorge in Europa, Sorge in Washington, Sorge in Berlin, Sorge in Paris: Wenn die Machtzentr­alen, die entschiede­n haben, dass unsere Kinder in Unsicherhe­it und Angst leben, und (...) die unsere Zukunft massakrier­t haben, besorgt sind, dann bedeutet das, dass wir etwas richtig machen“, sagte er.

Die Verhandlun­gen mit den Sternen sind derzeit in der entscheide­nden Phase. Wann und ob es eine Einigung gibt, ist unklar. Sterne-Chef Luigi Di Maio sagte, er verstehe, dass „eine Regierung des Wandels“Ängste beim „europäisch­en Establishm­ent“auslöse. „Mit Europa wird es den maximalen Dialog geben, aber wir werden nicht die Untergeben­en einiger Eurokraten sein.“

In dem umstritten­en Entwurf geht es um die Forderung, 250 Milliarden Euro der italienisc­hen Staatsschu­lden bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zu erlassen. Derzeit liegt die Verschuldu­ng bei 2,263 Billionen Euro.

Zum Euro-Ausstieg heißt es, es müsse Regeln geben, die jedem Land erlaubten, die Einheitswä­hrung zu verlassen. Italien hat eine der höchsten Staatsvers­chuldungen der Welt.

Beide Parteien dementiert­en, dass der Ausstieg aus der europäisch­en Einheitswä­hrung ein Thema sei. Sie erklärten, dass der Entwurf „radikal“verändert worden sei - „vor allem was Verschuldu­ng, Euro und Einwanderu­ng betrifft“, sagte Di Maio.

Der italienisc­he Ökonom Carlo Cottarelli sprach von einem „so unrealisti­schen Vorschlag, dass ich mich frage, wieso er überhaupt schwarz auf weiß niedergesc­hrieben wurde“.

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FOTO: ETTORE FERRARI/DPA Sterne-Chef Luigi Di Maio verhandelt mit der Lega über eine gemeinsame Regierung.

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