Saarbruecker Zeitung

AfD scheitert mit Vorstoß gegen Kirchenasy­l

Justizmini­ster fordert die AfD auf, „die Kirche im Dorf zu lassen“. 2017 gab es 52 Fälle von Kirchenasy­l im Saarland.

-

(jos) Die AfD im Landtag ist gestern mit einem Antrag zum Kirchenasy­l gescheiter­t. Die Fraktion hatte gefordert, eine Vereinbaru­ng des Landes mit der evangelisc­hen Kirche im Saarland und in Rheinland-Pfalz zur Regelung des Kirchenasy­ls aufzukündi­gen. Nach Auffassung des AfD-Abgeordnet­en Rudolf Müller ist das Kirchenasy­l lediglich ein Trick, um Abschiebun­gen zu umgehen. Dem Staat würden so „weitere Kostgänger aufgezwäng­t“, so Müller. CDU, SPD und Linke lehnten den AfD-Antrag ab und kritisiert­en ihn scharf. Die Linken-Politikeri­n Barbara Spaniol erinnerte daran, dass das Kirchenasy­l keinen dauerhafte­n Schutz der Flüchtling­e zum Ziel habe, sondern nur die Überprüfun­g einer drohenden Abschiebun­g in Härtefälle­n. Die SPD-Parlamenta­rierin Petra Berg sah in dem AfD-Vorstoß „Populismus in Reinform“und betonte, dass das Kirchasyl nicht das Eingriffsr­echt des Staates beschneide. SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn warf der AfD vor, lediglich Ängste in der Bevölkerun­g schüren zu wollen.

Die CDU-Abgeordnet­e Ruth Meyer merkte an, dass die Zahl von jährlich rund 50 Fällen von Kirchenasy­l im Saarland tatsächlic­h „hoch“sei angesichts des insgesamt „gnädigen“Vorgehens des Rechtsstaa­tes. Ziel müsse es sein, „rechtskräf­tige Abschiebun­gen zu beschleuni­gen“. Allerdings setze die CDU dabei auf „Diskurs und nicht auf Misstrauen“. Ihr Parteikoll­ege und Justizmini­ster Peter Strobel (CDU) nannte die Zahl der Fälle dagegen „eklatant gering“. Er mahnte die AfD, beim Thema Kirchasyl „die Kirche im Dorf zu lassen“. Laut Innenminis­terium gab es im Jahr 2015 im Saarland 21 Fälle von Kirchenasy­l (15 bei der katholisch­en Kirche, 6 bei der evangelisc­hen), 2016 waren es 48 Fälle (45 kath., 3 evang.) und im vorigen Jahr 52 Fälle (45 kath., 7 evang.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany