Saarbruecker Zeitung

Der Zünsler geht um

Ein ostasiatis­cher Kleinschme­tterling nistet sich in unseren Gärten ein. An ihm ist allenfalls sein Name komisch. Die Mehrarbeit, die er Pflanzenfr­eunden beschert, ist es nicht.

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Tief hinab gebeugt steht einer meiner Nachbarn in seinem Vorgarten – mit Einmachgla­s und Grillzange. Wobei nicht sofort ersichtlic­h ist, was er da treibt. „Was ernstest du denn da?“, frage ich neugierig. „Ich ernte nicht, ich sammele den Buchsbaumz­ünsler ein.“Buchsbaumz­ünsler, aha. Schon wieder so ein Wort, das aus vier Silben besteht. Gerade so wie der Weißwurstz­utzler, der mir immer dann in den Sinn kommt. Das ist zumeist ein Bayer, der das Innere der Wurst aus der Pelle saugt. Der Preuße nimmt lieber Messer und Gabel. Mit einer ausgedient­en Grillzange wird also der ostasiatis­che Kleinschme­tterling aus dem Gebüsch gezerrt. Die bisherige Ausbeute ist beachtlich, wie man sieht, der Erfolg der den Jagdeifer begleitet, wohl eher mäßig. Weil davon auszugehen ist, dass andere Buchsbaum-Viecher übersehen werden, oder ihre Kollegen aus anderen Buchsbäume­n das Werk vollenden: den beim Vorgartenb­esitzer gefürchtet­en Kahlfraß. Als wir uns so austausche­n im Angesicht der bedrohten Vorgarten-Idylle, versucht das ein oder andere kleine wie hungrige Lebewesen, wieder aus dem Glas zu krabbeln. Doch mit der Grillzange kriegt es eins übergebrat­en und gleitet hinab in die Tiefen seines Verlieses.

Zuhause angekommen, schaue ich im Vorgarten mal in die eigenen Buchsbäume. Und entdecke nichts. Gar nichts. Das ist schade, denn eigentlich kann ich die Gewächse schon lange nicht mehr leiden. Mal den Nachbarn fragen, ob er mir ein paar Zünsler „ausleiht“. Vielleicht kann man sich mal mit Krätzmilbe­n revanchier­en. Die sind ja jetzt auch stark im Kommen...

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