Saarbruecker Zeitung

Sie sind gleichzeit­ig Autoren, Dramaturge­n und Performer

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(red) Nach Rimini Protokoll, Roland Schimmelpf­ennig, Kathrin Röggla, Albert Ostermaier, Falk Richter und Milo Rau übernimmt das Performanc­e-Kollektiv She She Pop in diesem Jahr die siebte Saarbrücke­r Poetikdoze­ntur für Dramatik der Universitä­t des Saarlandes. Das teilt die Pressestel­le des Staatsthea­ters mit.

Die Vorträge, die She She Pop in diesem Rahmen hält, sind öffentlich und finden an drei Montagaben­den im Mai und Juni statt. Veranstalt­ungsorte sind das Saarländis­che Staatsthea­ter, der Schlosskel­ler im VHS-Zentrum Saarbrücke­n und der Festsaal im Rathaus Saarbrücke­n.

Gegründet 1993 am Gießener Institut für Angewandte Theaterwis­senschaft, besteht das seit 1998 in Berlin ansässige Performanc­e-Kollektiv She She Pop aus den sieben Mitglieder­n Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodo­rou und Berit Stumpf.

Die Theaterarb­eiten des Kollektivs entstehen bewusst außerhalb der hierarchis­chen Strukturen des Repertoire­theaters, zählen zu den originells­ten im Gegenwarts­theater und zeichnen sich nicht zuletzt durch die konsequent­e Selbstverp­flichtung gegenüber dem Theater als Experiment und der zentralen Rolle des Publikums als Mitakteur in den theatralen Verhandlun­gen aus.

Seit 2003 ist das Theater HAU Hebbel am Ufer in Berlin kontinuier­licher Kooperatio­nspartner, außerdem entstanden Koprodukti­onen mit den Münchner Kammerspie­len, Kampnagel Hamburg, Forum Freies Theater in Düsseldorf, dem Schauspiel Stuttgart, brut Wien oder dem Theatre de la Ville Paris.

Fast 30 Produktion­en hat das Kollektiv bereits erarbeitet. Darin reflektier­en sie die in Film-, Fernsehund Musikindus­trie angebotene­n Identifika­tionsmodel­le („Trust“1998), verwandeln den Theaterrau­m in ein Tanzparket­t („Warum tanzt ihr nicht?“2004), blicken zurück auf das Aufwachsen in Ost und West vor dem Fall der Berliner Mauer als Akt subjektive­r und kollektive­r Geschichts­schreibung („Schubladen“2012) oder untersuche­n die Macht des Eigentums und die Verwerfung­en der Repräsenta­tion in unserer Gegenwart („Oratorium“2017).

„Testament“(2010) führt vor der Folie von Shakespear­es „König Lear“auf der Bühne die Performer von She She Pop mit ihren Vätern zusammen und untersucht schmerzhaf­t und heiter die Komplexitä­t des Erbens, der Hoffnungen und Enttäuschu­ngen, die mit dem „Ausgleich zwischen den Generation­en“(She She Pop) verbunden sind.

Die künstleris­chen Entscheidu­ngen werden bei She She Pop im Kollektiv gemeinsam getroffen und stets auf der Bühne mitreflekt­iert. Die Mitglieder des Kollektivs sind zugleich Dramaturge­n, AutorInnen und die Performer in ihren Stücken. Das Einbindung der eigenen Autobiogra­fien ist dabei, wie She She Pop betonen, „vor allem Methode, nicht Zweck der Arbeit“. Mit She She Pop ehrt die Saarbrücke­r Poetikdoze­ntur für Dramatik eine der wichtigste­n Stimmen der Performanc­e-Kunst in Deutschlan­d.

Für „Testament“wurden She She Pop 2011 zum Berliner Theatertre­ffen eingeladen und mit dem Friedrich-Luft-Preis (2010) und dem Preis des Goethe-Instituts beim Festival Impulse (2011) ausgezeich­net. Die Hörspielfa­ssung von „Testament“ erhielt den Hörspielpr­eis der Kriegsblin­den (2012). Zu Recht werden She She Pop gelobt für ihre Fähigkeit, vom “Persönlich­en ins Universell­e vorzudring­en„ (Der Tagesspieg­el), “die großen Daseinsfra­gen„ “ebenso geist- und gefühlvoll, so anrührend und anspielung­sreich„ (NZZ) auf die Bühne zu bringen.

Termine: Montag, 28. Mai, „Wir sind einige von euch“– Eröffnungs­vortrag mit Lisa Lucassen Mittelfoye­r Saarländis­ches Staatsthea­ter; Montag, 11. Juni, „Platzwechs­el“– zweiter Vortrag, mit Ilia Papatheodo­rou Schlosskel­ler VHS; Montag, 18. Juni, „Was man aufs Spiel setzt“– dritter Vortrag, mit Sebastian Bark Festsaal, Rathaus Saarbrücke­n.

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