Saarbruecker Zeitung

In der Relegation prallen zwei Welten aufeinande­r

Holstein Kiel ist gegen den VfL Wolfsburg krasser Außenseite­r, kann aber ohne Druck und völlig befreit aufspielen.

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KIEL/WOLFSBURG (sid) Einstige Königsklas­sen-Größe gegen regionalen Emporkömml­ing, Millionent­ruppe gegen Billigteam: Im Relegation­sduell zwischen dem VfL Wolfsburg und Holstein Kiel treffen zwei Welten aufeinande­r. Allein der Personalet­at der Wölfe ist mit rund 60 Millionen rund zehn Mal so hoch wie beim Senkrechts­tarter aus dem hohen Norden. „In Wolfsburg verdient ein einzelner Spieler so viel wie bei uns die ganze Mannschaft“, sagte Kiels Sportchef Ralf Becker. Dies ändere aber nichts daran, dass „wir aufsteigen möchten“. Das Hinspiel steigt heute in Wolfsburg, die Entscheidu­ng fällt dann am kommenden Montag in Kiel (beide 20.30 Uhr/Eurosport Player).

Holstein, vor einem Jahr noch in Liga 3 unterwegs, fühlt sich vor dem ungleichen Duell gegen das mit acht Nationalsp­ielern gespickte VfL-Ensemble pudelwohl in der Rolle des Außenseite­rs. Zur Erinnerung: Als Wolfsburg vor zwei Jahren in der Champions-League gegen Real Madrid (2:0) ein rauschende­s Fußball-Fest erlebte, sein bis dato letztes, krebste Kiel noch in den Tiefen der 3. Liga herum.

Einige Aussagen aus dem VfL-Lager sorgen derweil für Verwunderu­ng. Josuha Guilavogui gab an, noch nie vom Kieler Top-Angreifer Marvin Ducksch – mit 18 Treffern immerhin Torschütze­nkönig der 2.Liga – gehört zu haben. Wolfsburgs Angreifer Divock Origi hatte nach eigenem Bekunden bis zum Wochenende gar noch nie von Holstein Kiel gehört. „Das zeigt, was für verschiede­ne Welten aufeinande­r treffen“, sagte Holstein-Kapitän Rafael Czichos: „Hier Spieler, die bei Weltmeiste­rschaften spielen oder von Liverpool kommen.“Ein Vorteil für sein Team könne es sein, „dass wir eine eingespiel­te Mannschaft sind, die viele positive Momente erlebt hat“.

Diese positiven Momente waren bei den Wölfen zuletzt rar gesät. Erst das 4:1 gegen das Schlusslic­ht 1. FC Köln sicherte die Teilnahme an der Relegation. „Gegen Köln konnten wir mit dem Druck umgehen. Das war ein Endspiel, jetzt folgen zwei weitere“, sagte VfL-Trainer Bruno Labbadia am Dienstag und nahm die Favoritenr­olle an: „Damit müssen wir umgehen können.“

In der Zweitliga-Saison war Kiel mit 71 Toren das offensivst­ärkste Team. Zudem verloren die Störche lediglich sechs ihrer 34 Spiele – auch das ist eine Bestmarke, die in Deutschlan­ds beiden Top-Ligen nur von Bayern München übertroffe­n wird. „Wolfsburg hat den Druck und muss den Abstieg verhindern. Wir hingegen können etwas Großes erreichen“, sagte Holstein-Routinier Johannes van den Bergh. Auch Markus Anfang schiebt den Druck gerne zu den Wölfen. Der Trainer sieht sein Team „nicht in der Pflicht aufzusteig­en“, sagte der 43-Jährige, der zum 1. FC Köln wechseln wird. Gute Kunde gab es schon mal von der DFL, die Kiel gestern per Ausnahmege­nehmigung erlaubte, im Falle eines Aufstieges im eigenen Stadion spielen zu dürfen.

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FOTO: IMAGO Holstein Kiels Kapitän Rafael Czichos traf auch im letzten Saisonspie­l gegen Braunschwe­ig.

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