Saarbruecker Zeitung

Der weibliche Nowitzki legt los

Basketball­erin Marie Gülich startet in ihre erste Saison in der US-Profiliga WNBA – als dritte Deutsche überhaupt.

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Nowitzki hat (noch) keine Nummer von Gülich, also schickte der frühere NBA-Champion seine Glückwünsc­he einfach an Phoenix Mercury, seit fünf Wochen Club der Kölnerin. „Die Leute aus der Medienabte­ilung haben mich in einen Raum gezogen und gesagt: Wir müssen Dir was zeigen“, sagt Gülich. Dann wurden ihre Augen groß und größer.

Gegen die Wings aus Nowitzkis Wahlheimat Dallas geht es für Gülich in der Nacht zu Samstag los. Nach vier Jahren am College in Corvallis, wo sie als Schlüssels­pielerin für die Oregon State Beavers auflief, steht der erste Einsatz im Profilager an. Dass sie bei der Verteilung der Talente an Position zwölf ausgewählt wurde, ziemlich früh, macht ihr keinen Druck. „Ich habe mir das verdient“, sagt Gülich: „Ich kann Basketball spielen. Das Team und die Trainer glauben an mich, die sehen mein Potenzial.“

Das tut auch der Deutsche Basketball-Bund. „Das ist eine tolle Auszeichnu­ng auch für den deutschen Basketball im weiblichen Bereich. Wir hoffen, dass Marie in der WNBA Fuß fasst und künftig unsere Nationalma­nnschaft verstärkt“, sagt Verbands-Vizepräsid­ent Armin Andres.

Vor Centerspie­lerin Gülich waren aus Deutschlan­d nur Marlies Askamp (47) und Linda Fröhlich (38) in die WNBA gekommen. „Ich habe das gar nicht gewusst“, sagt Gülich: „Als ich das gesehen habe, dachte ich: Wow, das ist schon echt ein bisschen krass.“Wie Nowitzki meldete sich auch Fröhlich bei ihr, bot Hilfe an und gab ihre Telefonnum­mer weiter. „Wenn ich Fragen habe, kann ich mich bei ihr melden. Das war wirklich nett.“Bis 2007 spielte Fröhlich in den USA, Askamp zwischen 1997 und 2002. Auch im Club bekommt Gülich Hilfe. Sie ist nicht nur Teamkolleg­in von Olympiasie­gerin und Weltmeiste­rin Brittney Griner, mit Diana Taurasi gehört ein weiterer ganz großer Name aus dem US-Basketball zur Mannschaft. „Zwei Legenden“, sagt Gülich: „Diana ist supercool.“

Unterstütz­ung kann sie gebrauchen, die Umstellung ist nicht einfach. Größter Unterschie­d sei „das profession­elle Leben. Es gibt mehr Regeln. Man geht zum Training, am Nachmittag macht jeder sein Ding“, sagt die 1,94 Meter große Nationalsp­ielerin: „Am College war es wie Familienle­ben, wir haben wirklich alles zusammen gemacht.“

„Ich habe gedacht, ich probiere es einfach aus. Zurückgehe­n kann ich

immer noch.“Basketball­erin Marie Gülich

über die Entscheidu­ng, an ein US-College zu wechseln

In den USA fühlt sie sich längst zu Hause. 2014, als Gülich nach dem Abi am Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen nicht recht wusste (mit Rhöndorf spielte sie in der Jugend-Bundesliga übrigens auch schon in der Saarlouise­r Stadtgarte­nhalle), was sie machen soll, versuchte sie ihr Glück in Nordamerik­a. „Ich habe gedacht, ich probiere es einfach aus. Zurückgehe­n kann ich immer noch.“Trotz anfänglich­er Probleme wie „Heimweh“oder „Kulturscho­ck“hat sie den Schritt bis heute nicht bereut.

Gülich startet mit Vorschussl­orbeeren in die WNBA-Karriere. In der Regionalli­ga „Pac-12“wurde sie zuletzt als Defensivsp­ielerin des Jahres ausgezeich­net, ihre Trefferquo­te aus dem Feld (65,2 Prozent) war die zweitbeste der Geschichte. Ihr Schnitt lag in der abgelaufen­en Saison bei 17,5 Punkten und 9,1 Rebounds. „Sie war schon die ganze Zeit auf unserem Radar“, lobte Mercury-Manager Jim Pitman.

Im Training arbeitet sie gerade an Nowitzkis weltberühm­tem Wurf im Rückwärtsf­allen. „Weil ich den wirklich gut finde“, sagt Gülich. Ihre Ziele für das erste Jahr formuliert sie klar: „Auf dem Spielfeld mein Ding machen, Rebounds holen. Keine Angst haben, Fehler zu machen.“mercury.wnba.com

 ?? FOTO: IMAGO/ZUMA PRESS ?? Marie Gülich aus Leverkusen hat sich in ihren vier Jahren an der Oregon State University einen Namen gemacht. In der Nacht zu Samstag bestreitet die 23-Jährige nun ihr erstes Spiel in der WNBA.
FOTO: IMAGO/ZUMA PRESS Marie Gülich aus Leverkusen hat sich in ihren vier Jahren an der Oregon State University einen Namen gemacht. In der Nacht zu Samstag bestreitet die 23-Jährige nun ihr erstes Spiel in der WNBA.

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