Saarbruecker Zeitung

„Kleinhirn an alle“– Otto startet Lesereise

Im Juli wird Deutschlan­ds bekanntest­er Komiker 70 Jahre alt – der perfekte Zeitpunkt für die große „Ottobiogra­fie“. Damit ist der Ostfriese derzeit auf Lesereise.

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Komikers kein Freifahrts­chein für eine Gute-Laune-Kreuzfahrt ist, sondern dass es auch für mich Riffe und Untiefen gibt. Oder: wie viele glückliche Zufälle zusammenko­mmen müssen, um so ein Komikerleb­en überhaupt zu ermögliche­n.“

Den Buchtitel „Kleinhirn an alle“lieferte dem Comedian, der seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne steht, einer seiner Sketche. Der führt auf eine Reise in den Körper des Kneipengas­ts Herr Soost. Dessen Leber arbeitet gut, alle Organe sind entspannt – bis das Ohr das Wort „Saufkopf“meldet. Nun herrscht Aufruhr, die Leber drängelt, die Milz wird frech, das Großhirn gibt Kommandos (Großhirn an Faust: ballen!) – doch dann wendet sich das Kleinhirn an alle: „Jungs, nu lasst doch mal die Aufregung, ihr zieht doch sowieso den Kürzeren.“Das Publikum der Lesung lacht Tränen, als Otto wieder damit loslegt.

Im Gespräch mit Autor Bernd Eilert, der schon lange mit ihm zusammenar­beitet, und in Passagen, die Otto quietschfi­del und mit vollem Körpereins­atz mehr vorspielt als -liest, beschreibt der Ostfriese und Wahl-Hamburger seine glückliche Kindheit in Emden. Die Freude am Publikum sei schon erkennbar gewesen, als der kleine „Ottje“auf dem Tresen Schlagzeil­en aus der Zeitung vorgetrage­n oder im vom Vater gebastelte­n Puppenthea­ter Kasperle und Krokodil ins Rennen geschickt habe. „Vor allem, wenn andere zuschauten, lief ich zu großer Form auf“, schreibt er. Daran habe sich wenig geändert. „Ich brauche Zuschauer, egal ob es drei oder dreitausen­d sind.“

„Ich bin schon als Kind vielen auf die Nerven gegangen“, erklärt Otto

„Ich bin schon als Kind vielen auf die Nerven

gegangen.“

Otto Waalkes

Komiker

seinen Fans. „Vermutlich wäre ich heutzutage als verhaltens­auffällig bezeichnet worden“. Schwarz auf Weiß bescheinig­t bekam er in seinem ersten Zeugnis: „undiszipli­niert und schwatzhaf­t“. Auch in der Lesung macht der Friesenjun­g fröhlich das, was ihm und seinen Fans gefällt. Als er die Gitarre in den Händen hält, Beatles-Klassiker wie den vom „Gesterntag“(„Yesterday“) singen zum Beispiel.

Seit Anfang der 70er Jahre hat der Komiker mit Bühnen- und TVShows sowie Kinofilmen Millionen Zuschauer begeistert. Vor allem auf Ausflüge in Kindheit, Jugend und seine Anfangsjah­re begeben sich Otto und Eilert an dem Abend. Mehr als 400 Seiten umfassen die Memoiren, in denen der Komikstar sehr unterhalts­am, aber keineswegs nur lustig, auf sein Leben ebenso zurückblic­kt wie auf Entwicklun­gen der TV-, Film- und Comedy-Szene. Auch über seine zwei gescheiter­ten Ehen und die Krise nach der ersten Trennung schreibt er.

Allerdings habe er zu wenig über seinen Sohn erzählt, heißt es am Ende des Buchs. Im Interview erklärt er: „Es ist ja nicht so einfach, das Kind eines Prominente­n zu sein.“Ihm selbst mache der eigene Anonymität­sverlust wenig aus, er werde gern an- und ausgelacht. „Ob das für jeden gilt, bezweifle ich, und deshalb möchte ich es Benjamin selbst überlassen, wie er damit umgeht.“

setzt Otto Walkes heute in Lörrach fort. Weitere Auftritte folgen unter anderem in Berlin (31. Mai) und Köln (1. Juni).

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FOTO: AXEL HEIMKEN/DPA Komiker Otto Waalkes hat jetzt seine Biografie vorgestell­t. Darin geht es allerdings nicht nur lustig zu.

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