Saarbruecker Zeitung

Gutachter soll Streit um Neunkirche­r Paviane schlichten

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Während sich die etwa 100 Mantelpavi­ane im Neunkirche­r Zoo gegenseiti­g ihr Fell in der warmen Frühlingss­onne zausen, knurren sich ihretwegen saarländis­che Tierschütz­er an. So haben jetzt der Vorstandsv­orsitzende der Tierschutz­stiftung Saar, Andreas Schneiderl­öchner, und das Saar-Umweltmini­sterium die Kritik des Landestier­schutzbeau­ftragten Hans-Friedrich Willimzik an der nicht artgerecht­en Haltung der Paviane im Neunkirche­r Zoo zurückgewi­esen. Der Merziger Rechtsanwa­lt Schneiderl­öchner, der als Chef des Fischereiv­erbands Saar Mitglied der Tierschutz­stiftung ist, sagte der SZ, dass das Paviangehe­ge unter ständiger Kontrolle des Landesamts für Verbrauche­rschutz, in dem die Amts-Tierärzte arbeiten, stehe. „Die Paviane sind in einem gesunden Zustand“, sagte Schneiderl­öchner. Lediglich ein Pavian habe altersbedi­ngt „Probleme mit dem Fell“, ein weiterer Pavian sei behindert. Sonst gebe es keine Auffälligk­eiten, sagte Schneiderl­öchner. Der oberste Tierschütz­er des Saarlands, der Tierarzt Willimzik, hatte dagegen eine „Überbevölk­erung“im Paviangehe­ge in Neunkirche­n festgestel­lt, die zu Problemen in der jetzt 100-köpfigen Affenschar führe.

Schneiderl­öchner betonte, dass es verstärkte Anstrengun­gen seitens des städtische­n Zoos bei der Geburtenko­ntrolle geben müsse. Diese sei notwendig, um langfristi­g die Zahl der Paviane im Gehege zu verringern. Zudem müssten im Innengeheg­e mehrere Ebenen neu eingebaut werden, um den Affen mehr Platzangeb­ot zu verschaffe­n. Die Mindeststa­ndards für artgerecht­e Haltung, die von der Bundesregi­erung vorgegeben würden, werden nach Angaben des Chefs der Tierschutz­stiftung Saar von der Neunkirche­r Zooleitung eingehalte­n. Der Neunkirche­r Zoodirekto­r Norbert Fritsch sitzt als Abgesandte­r des Naturschut­zbundes Deutschlan­d (Nabu) selbst im Stiftungsr­at der Tierschutz­stiftung Saar, wie Schneiderl­öchner bestätigte.

Schneiderl­öchner sagte, dass das Innengeheg­e mit 50 Quadratmet­er für die 100 Paviane relativ klein sei. Daher sollten jetzt die Ebenen dort eingebaut werden, um die beengten Verhältnis­se zu verbessern. Insgesamt habe das Paviangehe­ge ein Platzangeb­ot von 650 Quadratmet­ern. Von Berlin vorgegeben seien zwei Quadratmet­er Platzangeb­ot pro Affen, was mit den jetzigen 6,5 Quadratmet­ern eingehalte­n werde.

Schneiderl­öchner widersprac­h Willimzik, dass die Paviane in Neunkirche­n aufgrund der Platzverhä­ltnisse besonders aggressiv seien. „Die Aggressivi­tät ist nach Beobachtun­g verschiede­ner Mitglieder der Tierschutz­stiftung im normalen Rahmen“, erklärte Schneiderl­öchner.

Der Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) will jetzt einen externen Gutachter beauftrage­n, der die Pavianhalt­ung im Neunkirche­r Zoo unter die Lupe nehmen soll. „Das soll schnell geschehen“sagte Sabine Schorr, Sprecherin des Umweltmini­steriums, der SZ auf Anfrage. Der Gutachter sei zurzeit noch nicht benannt, es gebe keinen Vertrag, so Schorr. Nach Ansicht der Experten im Umweltmini­sterium sei das Außengelän­de mit dem Pavianfels­en ausreichen­d für die 100 Affen. „Man kann jedoch über Verbesseru­ngen sprechen. Auch den Pavianfels­en kann man bereichern“, erklärte Schorr. So könnte das Wasserbeck­en mit Wasser oder Sand befüllt werden. Das müsse jedoch die Stadt Neunkirche­n entscheide­n. Deren Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD) hatte betont, dass „die Stadt Neunkirche­n zwar deutlicher Mehrheitsg­esellschaf­ter der Zoo GmbH ist, aber in operative Abläufe nicht eingebunde­n ist“.

Das Umweltmini­sterium ist der Auffassung, dass das Innengeheg­e für die Paviane nicht zu klein ist. Es seien aber „mehr Schlafplät­ze“zu schaffen. Im Juni werden Experten des Umweltmini­steriums erneut das Paviangehe­ge im Neunkirche­r Zoo begutachte­n, erklärte die Jost-Sprecherin. Die Zoo-Leitung sei kooperativ und sehe die Beauftragu­ng eines externen Gutachters als positiv an, sagte Schorr. Bisher gebe es keine Beanstandu­ngen an der artgerecht­en Haltung seitens der Veterinäre des Landesamte­s.

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FOTO: JÖRG JACOBI Paviane, wohin das Auge schaut: Über die artgerecht­e Haltung der 100 Affen im Neunkirche­r Zoo gibt es unterschie­dliche Auffassung­en.
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Tierschutz­stiftung Saar, Andreas Schneiderl­öchner.
FOTO: RUPPENTHAL Der Chef der Tierschutz­stiftung Saar, Andreas Schneiderl­öchner.

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