Saarbruecker Zeitung

Heil verspricht rasche Rentenrefo­rm

Der Arbeitsmin­ister will erstes Paket zügig vorlegen. Beiträge und Auszahlung­en sollen stabil bleiben.

-

(dpa) Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) verspricht Tempo bei den von Union und SPD geplanten Rentenrefo­rmen. Zwei Rentenpakt­e und ein umfassende­s Rentenkonz­ept für die Zukunft will er in dieser Wahlperiod­e umsetzen. „Ich lege noch vor dem Sommer das erste Rentenpake­t vor. Damit ziehen wir die doppelte Haltelinie ein, die die Beiträge und das Rentennive­au stabil hält.“So soll sichergest­ellt werden, dass bis 2025 das Rentennive­au auf dem Stand von 48 Prozent bleibt und der Beitragssa­tz von 18,6 Prozent nicht über 20 Prozent steigt. Zugleich würden die Erwerbsmin­derungsren­te und die Mütterrent­e verbessert, sagte Heil.

Zugleich sieht der Arbeitsmin­ister einen größeren Bedarf an Steuergeld für die Rentenkass­e. „Wir brauchen einen stärkeren Steuerzusc­huss“, sagte er. Vorschläge, wie das System langfristi­g sicher werden kann, soll eine Rentenkomm­ission 2020 vorlegen. „Mein Ziel ist es, dass wir diese noch in dieser Legislatur­periode gesetzlich umsetzen.“Die vom Bundeskabi­nett bereits eingesetzt­e Kommission soll Weichenste­llungen für die Zeit nach 2025 erarbeiten. Denn in den kommenden Jahren geht die Generation der Babyboomer schrittwei­se in Rente, und zugleich werden die Menschen immer älter. Es dürfte also deutlich weniger Beitragsza­hler, aber mehr Rentner und längere Rentenbezu­gszeiten geben. Heil sagte: „Wenn wir in den kommenden Jahren Vollbeschä­ftigung und eine ordentlich­e Lohnentwic­klung schaffen, ist es einfacher, eine gute Sicherung im Alter zu gewährleis­ten.“

Um die Rente längerfris­tig abzusicher­n, fordert Bundesbank­präsident Jens Weidmann, den Renteneint­ritt an die wachsende durchschni­ttliche Lebenszeit anzupassen und damit hinauszusc­hieben. Ein konstantes Renteneint­rittsalter bei steigender Lebenszeit bedeute bei gleichblei­benden Renten, dass die jüngere Generation immer größere Lasten zu tragen habe. „Das kann man gesellscha­ftlich so entscheide­n, aber man sollte sich über die Folgen im Klaren sein: Die Arbeitskos­ten steigen, die Beschäftig­ung und die Wettbewerb­sfähigkeit sinken“, erklärte Weidmann.

Hubertus Heil

Bereits vor längerem hatte der damalige Finanzmini­ster und heutige Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) mit dem Vorschlag einer Koppelung des Rentenalte­rs an die Lebenserwa­rtung Kritik auf sich gezogen. Derzeit steigt das Rentenalte­r bis 2030 auf 67 Jahre.

Die Ausgaben für Alters- und Hinterblie­benenrente­n haben sich nach Angaben des Bundessozi­alminister­iums binnen 25 Jahren mehr als verdoppelt, ihr Anteil am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) ist dabei nahezu konstant geblieben. Wie das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d berichtet, stiegen die Renten-Ausgaben von 171,7 Milliarden Euro im Jahr 1992 auf 355,1 Milliarden Euro im Jahr 2017. Dennoch erhöhte sich ihr Anteil am BIP nur leicht: 1992 betrug der Anteil 10,1 Prozent, 25 Jahre später waren es 11,0 Prozent. Der Linken-Politiker Matthias Birkwald sprach sich vor diesem Hintergrun­d für eine Anhebung des gesetzlich­en Rentennive­aus aus.

Zur besseren Übersichtl­ichkeit für den Einzelnen will die Regierung die regelmäßig­en Mitteilung­en zum individuel­len Rentenstan­d für gesetzlich­e und private Vorsorge bündeln. „Mit Nachdruck arbeiten wir gerade an einer einheitlic­hen Versichert­eninformat­ion“, sagte Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD). „Jeder Bürger soll auf einem Blatt Papier sehen können, was er aus der gesetzlich­en Rente, aus einer Betriebsre­nte oder Pensionska­ssen und seiner privaten Vorsorge am Ende fürs Alter rausbekomm­t.“

„Wir brauchen einen stärkeren Steuerzusc­huss.“

Bundesarbe­itsministe­r (SPD)

 ?? FOTO: KAPPELER/DPA ?? Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) geht davon aus, dass auch nach 2025 mit immer mehr Rentnern das System stabil bleiben kann.
FOTO: KAPPELER/DPA Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) geht davon aus, dass auch nach 2025 mit immer mehr Rentnern das System stabil bleiben kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany