Saarbruecker Zeitung

Bürger beunruhigt über Aluminiumw­erk.

Kleinblitt­ersdorfer haben Angst vor dem Aluminiumw­erk in Großblitte­rsdorf. Das Landesamt für Umweltschu­tz untersucht die Luft.

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Oktober 2017 hatten die Bürger ihre Beobachtun­gen und Befürchtun­gen erstmals öffentlich im Gemeindera­t vorgetrage­n. Ursprüngli­ch sollte es bei dieser Sitzung nur um den Lärm gehen, der aus der Fonderie herübersch­allt. Auch Fonderie-Chef Marc Friedrich war da und wollte erläutern, was seine Firma tut, um leiser zu werden. Aber dann konfrontie­rten mehrere Bürger den Fonderie-Chef mit Beobachtun­gen und Fotos von farbigem Dampf über

Frank Schmitz, dem Werk. Die Bürger berichtete­n von Angst und Kopfschmer­zen.

Für Friedrich war das alles neu. Er versichert­e aber, die Fonderie erfülle alle einschlägi­gen französisc­hen und europäisch­en Vorschrift­en und werde klären, was es mit dem bunten Dampf auf sich hat (die SZ berichtete). Auch für Bürgermeis­ter (BM) Stephan Strichertz war das Ganze neu.

Daraufhin fragte die SZ am 17. November im Lua an, ob dort bereits Beschwerde­n über die Fonderie vorliegen. Die Antwort kam am 22. November: „Dem Lua lagen bisher keine Beschwerde­n zu Luftversch­mutzungen oder Gerüchen ausgehend von dieser Fabrik vor. Mitarbeite­r des Lua werden nun prüfen, ob und inwieweit eine Umweltbela­stung oder Anhaltspun­kte für ein Fehlverhal­ten des Unternehme­ns vorliegen. Wenn das Lua zum Ergebnis kommt, dass hier eine grenzübers­chreitende Problemati­k (Verursache­r eines vermuteten Umweltprob­lems in Frankreich) vorliegt, wird es, wie in solchen Fällen üblich, die Erkenntnis­se dem Ministeriu­m für Umwelt und Verbrauche­rschutz vorlegen.“Denn das Lua könne ja in Frankreich nicht eingreifen. – So weit die Antwort vom 22. November.

Schon tags darauf, am 23. November, hatte BM Strichertz überrasche­nden Besuch von zwei Damen aus dem Lua, die sich von ihm auf den neuesten Stand bringen ließen und ihm versichert­en, das Lua werde sich in dieser Sache mit dem Umweltmini­sterium besprechen, denn bei grenzübers­chreitende­n Angelegenh­eiten müsse sich grundsätzl­ich das Ministeriu­m einschalte­n.

Als Strichertz bis Mitte Februar nichts mehr in der Sache gehört hatte, schrieb er an Umweltmini­ster Reinhold Jost und schilderte ihm das Problem ausführlic­h. Jost antwortete umgehend und versprach Hilfe.

Unabhängig von Strichertz schrieb Frank Schmitz für die IG ans Lua. Die IG wollte wissen, welche Stoffe die Fonderie benutzt und was sie in die Luft ablassen darf. Allerdings, sagt Schmitz, hat er bis heute keine Antwort. Trotzdem sondierte das Lua am 9. April das Gelände in Kleinblitt­ersdorf und stellte am 10. April seine Messgeräte auf.

Die Fonderie reagierte bislang stets verständni­svoll und offen auf die Ängste der Kleinblitt­ersdorfer. Das betonten sowohl Vertreter der IG als auch BM Strichertz gegenüber der SZ. So hatte die Fonderie am 23. Januar zu einer zweistündi­gen Werksbesic­htigung eingeladen. Mit dabei waren Strichertz, Vertreter des Gemeindera­tes und der IG. „Anschließe­nd wirkten die Politiker zufrieden, aber die Bürger eher zwiegespal­ten“, erinnert sich Strichertz, „denn sie wussten noch immer nicht, was da aus den Dachluken kommt.“

Das bestätigte Frank Schmitz für die IG: „Die Begehung war sehr aufschluss­reich, aber sie hat uns nicht beruhigt. Wir danken der Fonderie für die Besichtigu­ng und für die Offenheit im Umgang mit uns. Aber wir wollen nach wie vor wissen, was da aus dem Schornstei­n und den Dachluken kommt.“

An reinen Wasserdamp­f glaubt Schmitz jedenfalls nicht: „Manchmal ist der Dampf gelb, manchmal blau. Und das kann kein reiner Wasserdamp­f sein, denn der verflüchti­gt

„Die Begehung war sehr aufschluss­reich, aber sie hat uns nicht beruhigt.“

Bürger

„Wir gehen davon aus, dass aus unserem Werk keine Schadstoff­e in die

Umwelt entweichen.“

Astrid Wilhelm Wagner,

Voit Automotive

sich ja schnell. Aber dieser Dampf nicht, der zieht als Wolke das Saartal hoch – und riecht irgendwie nach Chemie.“

Immerhin meint er beobachtet zu haben, dass die Messungen (auch ohne Ergebnis) bereits helfen. „Seit die Messungen laufen, ist der Dampf weniger geworden.“

Die Fonderie Lorraine beschäftig­t rund 400 Mitarbeite­r. Sie gehört zu 51 Prozent der Voit Automotive aus St. Ingbert und zu 49 Prozent der ZF Friedrichs­hafen. Die SZ-Anfrage bei Fonderie-Geschäftsf­ührer Marc Friedrich beantworte­te die Pressespre­cherin von Voit Automotive, Astrid Wilhelm-Wagner: „Wir gehen davon aus, dass aus unserem Werk keine Schadstoff­e in die Umwelt entweichen. Wir warten jetzt gelassen ab, was die Messungen des Lua ergeben. Unsere Unternehme­nsphilosop­hie ist es, grundsätzl­ich transparen­t zu kommunizie­ren. Und das werden wir auch künftig tun.“

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FOTOS: ERICH JÖCKEL / INTERESSEN­GEMEINSCHA­FT KLEINBLITT­ERSDORFER BÜRGER Dieser Anblick beunruhigt Kleinblitt­ersdorfer Bürger: das Aluminiumw­erk Fonderie Lorraine in Großblitte­rsdorf, gesehen von der Rebenstraß­e in Kleinblitt­ersdorf.
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So sehen die Kleinblitt­ersdorfer die Fonderie Lorraine tagsüber.

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