Saarbruecker Zeitung

Ein vergebener Elfmeter und Sorge um das Gesicht von Cymer

Der FCS schont im Pokal-Endspiel praktisch seine gesamte erste Elf für die Aufstiegs-Relegation gegen 1860 München – und kassiert eine bittere Pleite.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt VON PATRIC CORDIER

20 Minuten hat Patrik Herbrand in dieser Saison in der Fußball-Regionalli­ga für den 1. FC Saarbrücke­n zwischen den Pfosten gestanden – beim bedeutungs­losen 7:1 beim TSV Steinbach. Gestern im Saarlandpo­kal-Finale gegen die SV Elversberg hätte der dritte Torwart des FCS zum Helden werden können. Nach 25 Minuten war Herbrand für Schlussman­n Ricco Cymer ins Tor gekommen. Die Nummer zwei des FCS musste nach einem Zusammenpr­all mit Elversberg­s Julius Perstaller ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden. Die Nummer eins, Daniel Batz, stand nicht im Kader.

„Er hat Schnittwun­den im Gesicht von den Stollen“, erklärte FCS-Sportdirek­tor Marcus Mann: „Ob am Jochbein oder am Kiefer etwas gebrochen ist, können wir aktuell nicht sagen. Aber er sah nicht gut aus.“Trainer Dirk Lottner sprach von einem „Matschgesi­cht“. Schiedsric­hter Thorsten Braun sah in dem Hereinruts­chen kein Foul, das einen Platzverwe­is nach sich ziehen muss, zeigte Perstaller Gelb.

So kam Herbrand zu seinem Einsatz. „Toll, einfach Wahnsinn vor der Kulisse“, sagte der 20-Jährige: „Anfangs war ich schon aufgeregt bei den vielen Zuschauern, aber das war nach ein paar Minuten vorbei.“Als die SVE in der 80. Minute dann einen Strafstoß zugesproch­en bekam, hätte es die Stunde des jungen Schlussman­ns werden können. Er ahnte die Ecke, war aber gegen den Schuss von Perstaller machtlos. „Wir haben eine Nummer drei, die bei den meisten Regionalli­gisten Stammspiel­er wäre“, lobte Lottner seinen Schützling: „Als Fußballer willst du zwar immer gewinnen, aber ich bin auch nicht böse, dass wir in diesem hitzigen Spiel keine Verletzung oder Rote Karte in der Verlängeru­ng mehr riskieren mussten.“

Daran „Schuld“war Martin Dausch, der nach der über zehnminüti­gen Unterbrech­ung zum Strafstoß antrat. Zuvor hatte Leandro Grech gegen Christoph Fenninger den Fuß aufgesetzt. Die Proteste der Fans, weil Schiri Braun zunächst offenbar auf Eckball entschiede­n hatte, sorgten für unwürdige Szenen. Die Anhänger hatten ein Fluchttor geöffnet, aufs Feld ging aber keiner. Ob der Verband gegen den unter Bewährung spielenden FCS eine Strafe ausspreche­n wird – offen. „Mir tut es enorm leid“, sagte Dausch, der nur den Pfosten traf: „Ich wollte, dass wir mit einem positiven Gefühl in die Aufstiegss­piele gehen.“

Rund 150 000 Euro gibt es für den Einzug in die erste Runde des DFB-Vereinspok­als. Viel Geld sowohl für einen Aufsteiger in die 3. Liga wie auch für einen Verein, der in der kommenden Spielzeit um den einzigen – dann aber garantiert­en – Aufstiegsp­latz in der Fußball-Regionalli­ga Südwest kämpfen wird. „Natürlich hätten wir das auch gerne mitgenomme­n“, sagte Sportdirek­tor Mann: „Aber so wie wir das Spiel angegangen sind, konnte man sehen, dass der Aufstieg Priorität hat.“

Lottner hatte seine Stammkräft­e allesamt geschont. Nur Marco Kehl-Gomez stand in der Startelf, wie erwartet in der Innenverte­idigung neben Jordan Steiner. Auch der Rest überrascht­e wenig: Alexandre Mendy und Pierre Fassnacht auf den Außenverte­idiger-Positionen, Fanol Perdedaj mit U19-Pokalsiege­r Lukas Quirin im Zentrum, auf den Außenbahne­n mit Markus Obernoster­er und Marwin Studtrucke­r, vorne Christoph Fenninger und Martin Dausch. Sebastian Jacob saß nur auf der Bank – wohl auch, weil man sich beim FCS noch nicht sicher ist, ob Top-Stürmer Patrick Schmidt rechtzeiti­g zum ersten Aufstiegss­piel am Donnerstag fit wird. Auch Kevin Behrens und Manuel Zeitz gehörten nicht zum FCS-Kader.

„Daniel Bierofka konnte sich heute überzeugen, dass wir eine enorme Breite im Kader haben“, sagte Perdedaj, der in der ersten Hälfte aus fast 45 Metern an den Fingerspit­zen von SVE-Torhüter Frank Lehmann scheiterte: „Ich mache zwei Schritte. Schieße ich direkt, ist er wahrschein­lich drin.“Dann hätte dieses denkwürdig­e Finale sicher einen ganz anderen Verlauf genommen.

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FOTO: SCHLICHTER Trainer Dirk Lottner versammelt­e seine Mannschaft nach der Niederlage, um sie auf die Aufstiegss­piele gegen 1860 München einzuschwö­ren.

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