Twitter-Chef verteidigt Alex-Jones-Podcasts
Nachdem Spotify, Facebook und Youtube die Plattform „Infowars“des US-Verschwörungstheoretikers wegen Hassrede gelöscht haben, sieht Twitter darin jedoch keinen Grund, die Episoden zu entfernen.
(dpa) Im Fall des US-Verschwörungstheoretikers Alex Jones hat Twitter-Chef Jack Dorsey die Haltung des Kurznachrichtendienstes nun erklärt: „Wir haben Alex Jones oder Infowars nicht gesperrt. Wir wissen, dass das für viele hart ist, aber der Grund ist einfach: Er hat unsere Regeln nicht verletzt“, schrieb Dorsey auf Twitter. Sollte er das tun, würde man gegen ihn vorgehen. Der Rechtspopulist hat auf Twitter mehr als 860 000 Follower.
Der Kurnachrichtendienst steht wegen seines Alleingangs zunehmend unter Druck. So hatten alle anderen wichtigen Online-Plattformen Jones umstrittene Botschaften zuletzt ganz oder teilweise aus ihrem Angebot genommen. Nachdem Apple und Spotify dessen „Infowars“-Podcasts löschten, entfernte auch Facebook vier seiner Seiten. „Apple duldet keine Hassrede“, hieß es bei dem US-Konzern. Zudem nutze Jones eine entmenschlichende Sprache, um Transgender, Muslime und Immigranten zu beschreiben. Auch den Alex-Jones-Channel auf Youtube mit mehr als 2,4 Millionen Abonnenten können Nutzer nicht mehr aufrufen. „Wir wurden von Facebook, Spotify und Apple komplett verbannt“, sagte Jones am Montag auf Twitter und schrieb von „Zensur“. Der Journalist aus Texas hatte in der Vergangenheit unter anderem verbreitet, dass die US-Regierung an den Anschlägen am 11.September 2001 in New York beteiligt gewesen sei. Auch behauptete er, dass der Amoklauf an der Sandy Hook High School von Schauspielern inszeniert worden oder dass der Klimawandel ein Mythos sei.
Twitter-Chef Dorsey sah sich nun gezwungen, für den Alleingang des Kurnachrichtendiensts ein Statement abzugeben: „Wir waren in der Vergangenheit sehr schlecht darin, unsere Entscheidungen zu erklären.“Und weiter: „Jones wird mit denselben Standards gemessen wie alle anderen Nutzer.“Es werde keine sprunghaften Entscheidungen geben, „damit wir uns kurzfristig gut fühlen, die aber neue Verschwörungstheorien entfachen.“
Dorsey sagte, man wolle nicht dem Druck erliegen, sondern den eigenen Prinzipien treu bleiben. „Profile wie das von Jones können oft Themen aufbauschen und Gerüchte streuen“, somit sei es wichtig, dass kritische Journalisten solche Informationen dokumentierten, verifizierten und widerlegten, damit sich Leute ihre eigene Meinung bilden. „Das hilft der öffentlichen Diskussion am besten“, sagte Dorsey.