Mit „Oma Ur“lernte sie das Theater-Handwerk
Im September feiert das Kinder- und Jugendtheater Überzwerg sein 40-jähriges Bestehen. Anlass für uns, ehemalige Überzwerge und ihren Lebensweg vorzustellen. Heute: Anna Rausch.
noch Ann Kathrin Rausch hieß, dass sie mit zwölf Jahren zu Überzwerg ging. „Erst war ich im Kinderclub, dann im Jugendclub, es war für mich immer der wichtigste Tag in der Woche.“
Besonders gern erinnert sich Rausch an die Zeit als Schauspiel-Elevin nach dem Abi, als sie mit dem Ensemble in Stücken wie „Oma Ur“und „Für Dich“mitspielen
Anna Rausch konnte.
„Dass Überzwerg ein Eleven-Jahr anbietet, ist eine sehr gute Sache, früher gab es das an vielen Theatern und diente als Schauspielausbildung, doch heute ist Überzwerg da die Ausnahme“, sagt Rausch. Sie fand es ideal, um sich auf die Schauspielschule vorzubereiten. Die absolvierte sie ab 2007 in Graz auf der dortigen Kunstuniversität und trat auch schon in ersten Produktionen am Schauspielhaus auf.
Von Österreichs Süden ging es dann ganz in den Norden, zum ersten festen Engagement am Theater Wilhelmshaven. Dort durfte sie als Anfängerin große Rollen wie „Die Jüdin von Toledo“oder Fausts Gretchen übernehmen und bekam sehr gute Kritiken.
Nach drei Jahren wollte sie lieber mal eine Weile freischaffend arbeiten, erzählt Rausch. Auch das sei sehr gut gelaufen. In Frankfurt am Main spielte sie zuletzt in zwei Folgen von „Rot oder tot“mit, einer auf fünf Teile angelegten Theaterproduktion des Studios Naxos über die Kulturpolitik der DDR im Spiegeln von Künstlerbiografien. „Gerade habe ich auch meinen ersten Kinofilm gedreht“, berichtet sie. In „Lieblingsmenschen“, dem Regiedebüt von Vlady Valentin Oszkiel mimt sie eine der Studierenden, die übers Wochenende in ein Landhaus in der Uckermark fahren. Vielleicht sehen wir sie in dem Film demnächst beim Festival MaxOphüls-Preis wieder.
„Es war eine tolle Erfahrung, das würde ich auch gern weitermachen“, schwärmt sie. Nur, dass man beim Filmdrehen immer so viel warten müssen, ganze Tage Szenen immer wiederholen, die am Ende nur zwei Minuten ergeben, das sei schon gewöhnungsbedürftig.
Jetzt freut sich Anne Rausch aber erst mal aufs Marburger Theater, das ihr viel Abwechslung bieten wird. In dieser Saison steht für sie ein Jugendstück als Uraufführung, Tschechows „Kirschgarten“und eine deutsche Erstaufführung auf dem Plan. Nach dem Intendanten-Wechsel steht die Hessische Landesbühne jetzt zudem unter einer weiblichen Doppelspitze. „Das ist bundesweit einmalig“, sagt Rausch.
Womöglich liegt es an der weiblichen Leitung, dass das Haus Anna Rauschs Wunsch als Mutter berücksichtigte, erst spät in die Spielzeit einzusteigen. So kann sie auch zum Geburtstagsfest der Überzwerge kommen. Und danach, mal sehen sagt sie. „Da mein Partner in Marburg ein Gastengagement hat, werden wir uns wohl bei der Betreuung abwechseln.“ Das Theater Überzwerg feiert vom 7. bis 9. September sein 40-jähriges Bestehen. Der 1988 von Bob Ziegenbalg gegründete Jugendclub des Kinder- und Jugendtheaters erwies sich als echte Talentschmiede. Viele saarländische Jugendliche, die bei den Überzwergen erstmals Bühnenluft schnupperten, sind heute als Schauspieler oder in verwandten Berufen erfolgreich. In unserer Serie stellen wir einige ehemalige Jugendclub-Mitglieder vor und lassen sie in Erinnerungen schwelgen.
„Erst war ich im Kinderclub, dann im Jugendclub, es war für mich immer der wichtigste Tag
in der Woche“
Schauspielerin