Eine Zeitenwende kündigt sich an
Dauer-Weltmeister Sébastien Ogier geht mit einem Rückstand in die Deutschland-Rallye. Der Startschuss fällt heute in St. Wendel.
Rallye Korsika Anfang April. Seither sammelte er 48 Punkte, Kontrahent Neuville mit zwei Siegen und insgesamt 86 Punkten fast doppelt so viele. Immerhin: Bei der Rallye Finnland konnte Ogier zuletzt mit Platz fünf etwas Boden gut machen, da Neuville nur Neunter wurde.
Nachdem Ogier von 2013 bis 2016 mit Volkswagen die Konkurrenten in Grund und Boden gefahren hatte, sicherte er sich im Vorjahr vor allem dank enormer Konstanz den Titel. Ogier gewann zwar nur zwei Rallyes, stand aber nur vier Mal nicht auf dem Podium. Bis auf einen Ausfall kam er sogar immer unter die Top fünf. Neuville, bereits im Vorjahr schärfster Ogier-Kontrahent, patzte trotz vier Siegen zu oft.
In diesem Jahr haben sich die Vorzeichen geändert. Der 30-jährige Belgier kam immer in die Punkte, Ogier schied in Portugal aus. Ein Top-Ergebnis von Neuville im Saarland könnte die WM in seine Richtung lenken, sollte Ogier keine Punkte holen. Deswegen gibt Neuville als Ziel aus, auf jeden Fall die Rallye zu beenden und kein zu großes Risiko zu gehen. Er weiß: „Jeder Punkt ist wichtig und kann die Weltmeisterschaft entscheiden.“Die Historie der Rallye Deutschland spricht zumindest für Ogier. 2015 und 2016 holte er jeweils den Sieg, im Vorjahr wurde er Dritter.
Abseits des Kampfes an der Spitze dürfen sich auch deutsche Fahrer bei ihrem Heimspiel auf der großen Bühne zeigen. In der höchsten Fahrzeugklasse WRC gibt Marijan Griebel sein Debüt. Im Vorjahr war der Polizeikommissar aus Hahnweiler nahe der Grenze zum Saarland bereits in der WRC2-Klasse Achter geworden. Nun darf sich der 29-Jährige in einer Klasse mit den Topstars messen: „Die Rallye findet praktisch direkt vor meiner Haustür statt, was an sich schon toll ist. Und dann ist es für mich natürlich das Größte, beim heimischen WM-Lauf in einem WRC-Auto zu starten. Ich werde das so intensiv wie möglich genießen. Ich möchte in die Top Zehn
fahren und damit auch meine ersten Punkte in der Rallye-Weltmeisterschaft sammeln.“
In der WRC2 ist Fabian Kreim trotz seiner 25 Jahre fast schon ein alter Hase. Seit 2015 war er bei der Rallye Deutschland immer dabei, wenngleich sein eigentliches Betätigungsfeld in diesem Jahr die Europameisterschaft ist. „Es ist das Heimspiel und der Höhepunkt. Es ist die schwerste Rallye – und zugleich eine Rallye mit einer sehr starken Konkurrenz“, sagt Kreim.