Saarbruecker Zeitung

Saar-Jäger kritisiere­n Tierschutz­organisati­on

Bei der Feier zum 70-jährigen Bestehen der Vereinigun­g der Jäger im Saarland wurde nicht nur gelobt, sondern auch kritisiert – eine Tierschutz­organisati­on.

- VON DIETER ACKERMANN

Bei der Feier zum 70-jährigen Bestehen der Vereinigun­g der Jäger im Saarland hat der Deutsche Jagdverban­d scharfe Kritik an der Tierschutz­organisati­on Peta geübt: Sie habe den Verband massiv in Misskredit gebracht.

Jagdhörner schmettern, Hunde bellen, und während ein Wildschwei­n am Grillspieß rolliert, lassen sich Jägerinnen und Jäger genüsslich ihre Gläser füllen. Mitten im Herzen von Saarbrücke­n, auf dem Tbilisser Platz, feiert die „grüne Zunft“stolz das 70-jährige Bestehen ihrer Vereinigun­g der Jäger (VJS). Dass sie sich auch als Naturschüt­zer von der nichtjagen­den Öffentlich­keit an der Saar weitgehend akzeptiert fühlen, wurde bereits beim Festempfan­g am Freitagabe­nd schnell deutlich.

Die Begrüßung der vielen Ehrengäste durch Landesjäge­rmeister Josef Schneider ließ ihn kaum zu Atem kommen. Über besonders viel Applaus durften sich Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) und der Präsident des Deutschen Jagdverban­des (DJV), Hartwig Fischer, freuen. Dabei sprachen sie durchaus auch Themen an, die der festlichen Runde kaum „schmecken“konnten.

Selbstzufr­ieden nahm die große Jägerrunde noch die Feststellu­ng von Schneider zur Kenntnis, dass die Zahl der Jagdschein­inhaber an der Saar innerhalb der vergangene­n fünf Jahre von 3800 auf mehr als 4500 angewachse­n sei. Dabei hätten auch die Jägerinnen mit einem von 350 auf über 400 gewachsene­n Anteil die positive Bilanz deutlich unterstric­hen. Vor genau 70 Jahren sei die VJS mit etwa 400 Gründungsm­itgliedern an den Start gegangen und habe sich als Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts – bis heute ein Alleinstel­lungsmerkm­al im DJV – als „Anwalt der heimischen Natur“etabliert.

Diesen Faden griff anschließe­nd Ministerpr­äsident Tobias Hans auf: „Seit ich auf der Welt bin – seit 40 Jahren – hat sich bei uns im Zuge des Klimawechs­els die Vegetation­sphase um rund drei Wochen verlängert. Bei diesen neuen Herausford­erungen sind wir in der Landesregi­erung froh, die Jäger an unserer Seite zu wissen.“Er sei stolz und dankbar, „dass wir heute im Saarland ein Jagdgesetz haben, mit dem alle Seiten schon deshalb leben können, weil nachhaltig­e Jagd für mich angewandte­r Tier- und Naturschut­z ist.“

DJV-Präsident Fischer sprach dann nach seiner „Gratulatio­n zum 70-Jährigen“ein aktuelles Problem an, bei dem nur die Politik für eine positive Lösung sorgen könne. So hätten die deutschen Jäger ein fortschrit­tliches System zur Aufarbeitu­ng von Fellen und Bälgen von waidgerech­t erlegten Beutegreif­ern wie zum Beispiel den Füchsen geplant. „Weil vom Staat keine Hilfe in Aussicht gestellt wurde, wollten wir die erforderli­chen 500 000 Euro in eigener Regie aufbringen, hätten damit aber die Gemeinnütz­igkeit des DJV gefährdet. In der Folge machten die Sparkassen, mit denen wir schon fast handelsein­ig waren, aus Angst vor der Organisati­on PETA einen Rückzieher.“Fischer polterte weiter: „Allein im Jahr 2017 hat uns PETA mit einer Vielzahl von Anzeigen in Misskredit gebracht, die aber ausnahmslo­s eingestell­t wurden. Schon dafür müsste PETA die Gemeinnütz­igkeit entzogen werden. Die dürfen uns als Naturschüt­zer doch nicht auf Kosten der Allgemeinh­eit bekämpfen!“Kaum überrasche­nd, dass ihm seine Waidgefähr­ten im großen Festzelt donnernden Beifall spendeten. Fortan widmeten sich die Waidgefähr­ten nur noch den schönen Seiten des Festempfan­gs mit vielen Ehrungen und Auszeichnu­ngen. Und auch die VJS-Einladung zu einem abschließe­nden Festschmau­s, natürlich mit Wildschwei­ngulasch und Semmelknöd­eln, kam bei der „grünen Zunft“bestens an.

Viele ließen sich schließlic­h noch am Samstag und Sonntag von der VJS auf den Tbilisser Platz und in die Saarwiesen einladen, wo neben der Jägerschaf­t noch Naturschut­zverbände etwa der Fischer, der Hundeführe­r und der Imker mit Infostände­n und Aktionen aufwartete­n. So beeindruck­te die Justizvoll­zugsanstal­t Saarbrücke­n mit selbstgeba­uten Ansitzeinr­ichtungen, während ein auf Wildbret spezialisi­erter Metzger aus Weiskirche­n mit seinen schmackhaf­ten Kostproben nachhaltig­en Eindruck machte.

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FOTO: FRANK MOLTER/DPA Mit dem Jagdgesetz im Saarland „können heute alle Seiten leben“, sagte Ministerpr­äsident Tobias Hans beim Festakt in Saarbrücke­n.
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FOTO: DIETER ACKERMANN Landesjäge­rmeister Josef Schneider bei seiner Rede.

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