Die wenig vergnügliche Völklinger Queen-Schau
Die Queen-Ausstellung in Völklingen hat die Halbzeit gerade hinter sich und zählt jetzt schon stolze 50 000 Besucher. Der Besuch der Schau ist aber leider kein königliches Vergnügen.
Ob Ihre Majestät darüber wohl erfreut wäre? Wüsste sie, wie diese Schau, die ihren Namen trägt, sich präsentiert. Nun, sowas stimmt Monarchen ja meistens milde: Das Volk, es strömt nach Völklingen ins Weltkulturerbe. Über 50 000 waren bereits da. Vor drei Wochen bereits, zur Ausstellungshalbzeit. Dabei visierte Welterbe-Chef Meinrad Maria Grewenig – fast schon ostentativ bescheiden – die halben Hunderttausend erst für den Tag an, wenn er dann im Januar den Schlussstrich unter dem „Legende Queen Elizabeth II“-Projekt ziehen will. Offenbar übertrifft man sich aber einmal mehr selbst in puncto Besucherzahlen in Völklingen und darf sich in der Gunst der aus aller Welt strömenden Massen sonnen. Wie bestellt jedenfalls bekam ausgerechnet eine Japanerin von Generaldirektor Grewenig den Blumenstrauß als Jubiläumsgast. „Hony soit qui mal y pense“(Schäme sich, wer Böses darüber denkt), möchte man da glatt den Wahlspruch des englischen Hosenbandordens zitieren.
Ein bisschen verwundert dieser Ansturm dann ja doch. Der Eintritt dazu fällt nämlich königlich kostspielig aus. 17 Euro, allenfalls mit einem aristokratisch gepolsterten Goldsäckel lässt sich das mal eben so bestreiten. Dafür allerdings darf man ja nicht bloß über allerlei royalen Tand, diverse goldgerandete Becher, geadelte Postwertzeichen, vulgo Briefmarken, und Tassen-Sets zu vielerlei monarchischen Jubiläen angemessen staunen, man kann dafür auch übers gesamte Hüttenareal streifen. Wo es denn handfeste Industriekultur gibt und nicht nur Nippes mit Blaublütern drauf.
In der Gebläsehalle aber, wo man der Queen huldigt, wundert man sich von Schritt zu Schritt mehr. Schon, weil bei der Beschriftung der Exponate offenbar ein neuer Thatcherismus ausgebrochen ist. Knauserig wie einst die Eiserne Lady gibt man sich bei Erläuterungen. Vielleicht hätte man ja gerne mal erfahren, wer da mal wieder neben der Queen ins Bild lächelt, statt der lapidaren Anmerkung: „Schauspieler der Serie ‚EastEnders’“. Und wenn die Ergriffenheit über die 20. Krönungstasse und den 30. Wedgewood-Teller allmählich nachlässt, könnte die Erklärung, welches Schloss oder welche Kirche da auf dem Porzellan verewigt wurde, durchaus noch interessant sein. Doch nichts davon, es mangelt generell an Einordnung, Vertiefung, größeren Zusammenhängen. So wie man auch ergänzenden multimedialen Angeboten die kalte Schulter zeigt. Es regiert eben vor allem der schöne Glanz.
Noch überraschender beim Blick auf die Legenden in der Gebläsehalle ist aber, dass die Sparpolitik selbst vor einzelnen Buchstaben nicht haltmacht. In „Krönungs eremonie“wurde das „z“wegrationalisiert, bei „Gro ereignis“das „ß“, und bei „Trooping the col ur“bleibt öfter mal das „o“auf der Strecke. Dafür stehen andere Wörter gleich doppelt in den groß gedruckten Texten. Besucher von außerhalb lernen das Weltkulturerbe, gemäß seiner Eigenwerbung einer der „spannendsten Orte der Welt“, auch in puncto Orthographie als hochspannenden Ort kennen.
Überdies gibt man sich auch kreativ im Umgang mit historischen Zusammenhängen. Unter der Jahreszahl „1948“liest man etwa: „Queen Elizabeth II und Familie auf Schloss Windsor“zur Erläuterung einer Aufnahme. Bemerkenswert, wird doch als Jahr ihrer Krönung sonst allgemein 1952 notiert. Shocking, wie so manches, was einem da entlang des langen Lebenswegs von Elizabeth in Völklingen begegnet. By the way, wie finden Eure Majestät das eigentlich? „I am not amused!“
Ausstellung: „Legende Queen Elizabeth II“im Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Noch bis 6. Januar 2019, täglich von 10 bis 19 Uhr. www.voelklinger-huette.org