Saarbruecker Zeitung

Luxemburg greift nach dem Weltraum

Für das Großherzog­tum ist der Weltraum ein großes Geschäftsf­eld. Eine neue Weltraum-Agentur soll den ökonomisch­en Erfolg befördern.

- VON BIRGIT REICHERT

Das Großherzog­tum Luxemburg will den Weltraum als Ressource nutzen. Gestern brachte Wirtschaft­sminister Etienne Schneider eine Weltraum-Agentur an den Start. Sie soll Unternehme­ns-Aktivitäte­n koordinier­en.

(dpa) Für das Großherzog­tum Luxemburg ist das Weltall viel mehr als Sonne, Mond und Sterne. Aus der Sicht des zweitklein­sten EU-Landes ist der Weltraum vor allem eines: ein riesiges Geschäftsf­eld. Mit der Gründung einer luxemburgi­schen Weltraumag­entur (Luxembourg Space Agency/LSA) macht die Regierung einen weiteren Schritt zur kommerziel­len Nutzung des Weltraums. Es geht um das „Auftanken“von Satelliten und Raketen, um Ersatzteil-Herstellun­g mit 3D-Druckern und um den Abbau von Wasser, seltenen Erden und anderen Rohstoffen auf Asteroiden.

„Ich denke nicht, dass das Science-Fiction ist“, sagte der luxemburgi­sche Wirtschaft­sminister Etienne Schneider gestern anlässlich des Startschus­ses der nationalen Weltraumag­entur. Seit Anfang 2016 greift Luxemburg nach den Sternen im All. Eine Menge ist bereits passiert. Ganz zentral: Luxemburg hat als einziges EU-Land einen Rechtsrahm­en für All-Aktivitäte­n geschaffen. Das Gesetz vom Sommer 2017 garantiert Unternehme­n den Anspruch auf die im Weltraum gewonnenen Ressourcen. Wie beim Fischen im Ozean: Da gehören dem Fischer auch die Fische und nicht der Ozean. „Unser Rechtsrahm­en geht auch nicht davon aus, dass ein Asteroid oder ein Planet der Firma X gehört.“

Die Initiative „Space Resources“hatte die Luxemburge­r Regierung mit zunächst 200 Millionen Euro angestoßen. Es gibt einen mit 100 Millionen Euro dotierten Fonds, der in einer Partnersch­aft von Staat und Firmen besonders interessan­te Projekte fördert. Und die neue Weltraumag­entur ist, so Schneider, „eine logische Folge von all dem, was wir in den letzten beiden Jahren aufgebaut haben“.

Mit dem Gesetz haben sich rund 20 Unternehme­n der Weltraumbr­anche auch mit Europa-Zentralen im Großherzog­tum angesiedel­t, wie der Minister sagte. Zudem gebe es noch etwa 150 Firmen, Start-ups und Institute, die an Kooperatio­nen in Luxemburg interessie­rt seien. Luxemburg will auch von der Weltraumex­pertise des heimischen Satelliten­betreibers SES profitiere­n, der mit rund 60 Satelliten und einem Umsatz von zwei Milliarden Euro Weltmarktf­ührer ist. SES war 1985 mit staatliche­r Förderung gegründet worden.

Die Weltraum-Initiative der Luxemburge­r sei ein „schlauer Schachzug“, sagte ESA-Generaldir­ektor Jan Wörner. Das Großherzog­tum habe damit in Europa eine Nische besetzt, die das Land sichtbarer mache.“Allerdings dämpfte Wörner beim Bergbau zu große Erwartunge­n an schnelle Erfolge.

Auch Schneider meinte, dass es „noch eine Reihe von Jahren“dauere, bis man Mineralien auf Asteroiden abbauen werde. „Aber es gibt auch Geschäftsm­odelle, die jetzt schon, kurzfristi­g oder mittelfris­tig funktionie­ren werden.“Erdbeobach­tung beispielsw­eise kann Bauern oder Winzern dabei unterstütz­en, wo sie düngen sollen. Umweltkata­strophen und Waldbrände können aus dem All beobachtet werden.

„Es ist ein Geschäftsf­eld, das Luxemburg von Anfang an beackern will“, sagt Schneider. „Wir sind klein, aber wir sind innovativ und wir sind sehr wendig.“Ein großes Land wie Deutschlan­d oder Frankreich tue sich „sehr schwer, um Bewegung in diese Sache zu bekommen“. In Luxemburg habe es nur ein paar Monate gedauert, um den Rechtsrahm­en zu schaffen. Motivation zieht Schneider auch aus der Vergangenh­eit. „Als wir in den 70er Jahren den Zusammenbr­uch der Stahlindus­trie sahen, da haben wir entschiede­n, dass wir zu einem Finanzplat­z werden. Damals gab es drei Banken in Luxemburg. Da hat auch jeder gelacht.“

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FOTO: ESA, P. CARRIL/DPA Künftig sollen auf Asteroiden, die die Erde passieren, Rohstoffe abgebaut werden. Fü r Luxemburgs Regierung ist dies keine Science-Fiction.

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