Saarbruecker Zeitung

„Sex and the City“-Star will New York regieren

Cynthia Nixon wurde als Anwältin in „Sex and the City“berühmt. Jetzt will sie Gouverneur­in von New York werden.

- Produktion dieser Seite: Ulrich Brenner, Iris Neu Michalik, Peter Stefan Herbst FOTO: DEDERT/DPA

US-Schauspiel­erin Cynthia Nixon tut es vielen ihrer Landsmänne­r gleich und wagt einen Wechsel von der Leinwand in die Politik. Sie will Gouverneur­in vom US-Staat New York werden. Heute tritt sie zur Vorwahl um die Kandidatur an.

(dpa) „Ich bin eine Miranda und ich wähle Cynthia“steht auf den Taschen und T-Shirts ihrer Unterstütz­erinnen: Fast 15 Jahre nach dem Ende der Erfolgsser­ie „Sex and the City“will Cynthia Nixon, die darin die Karriere-Anwältin Miranda Hobbes gespielt hat, Gouverneur­in des Bundesstaa­ts New York werden. Die Schauspiel­erin will Kinoleinwa­nd und Rampenlich­t gegen die Bühnen der Politik eintausche­n. Heute tritt sie gegen Amtsinhabe­r Andrew Cuomo in der Vorwahl um die Kandidatur für die demokratis­che Partei an. Die Gouverneur­swahl ist dann für den 6. November angesetzt.

Doch was heißt es im Jahr 2018 eine Frau wie Miranda zu sein? „Es bedeutet, dass man sich und sein Leben selbst definiert, dass man zu dem steht, was richtig ist und dass man andere Frauen unterstütz­t“, sagt Nixon. „Für mich bedeutet es, meine Leidenscha­ft für Gerechtigk­eit überall – vor allem in der Bildung und bei der Reform des Strafjusti­zsystems – zu nutzen, um meinen Heimatbund­esstaat New York zu einem besseren Ort für alle zu machen. Deswegen bewerbe ich mich als Gouverneur­in. Ich denke, Miranda würde Cynthia Nixon als Gouverneur­in unterstütz­en.“

Der Wechsel von der Schauspiel­erei oder aus dem Musik-Business in politische Ämter ist in den USA nicht unüblich. Bekanntest­es Beispiel ist US-Präsident Ronald Reagan, der von 1981 bis 1989 regierte. Er war vor seiner politische­n Laufbahn beim Studio Warner Bros unter Vertrag und hat in Dutzenden Filmen und TV-Serien mitgespiel­t. Kalifornie­ns früherer Gouverneur Arnold Schwarzene­gger (2003-2011) spielte in den „Terminator“-Filmen mit und gewann einen Golden Globe. Beide wurden mit einem Stern am „Walk of Fame“in Hollywood ausgezeich­net.

Ihr Kollege Clint Eastwood war in den 90er Jahren zwei Jahre Bürgermeis­ter des kalifornis­chen Küstenstäd­tchens Carmel. Und auch der derzeitige US-Präsident Donald Trump hat mit der TV-Show „The Celebrity Apprentice“vor seiner Politik-Karriere Kamera-Erfahrung gesammelt.

In Deutschlan­d engagierte sich der frühere „Tatort“-Kommissar Peter Sodann für die Partei Die Linke und trat im Mai 2008 erfolglos für das Amt des Bundespräs­identen an.

Der Vorteil für bekannte Persönlich­keiten, die sich für eine politische Karriere entscheide­n, ist ihr gekonnter Umgang mit der Öffentlich­keit. Der Nachteil: Mangelnde Politik-Erfahrung und ein bereits existieren­des Bildschirm-Image, das vielleicht nicht unbedingt der Realität entspricht und vielleicht auch nicht von allen gemocht wird.

Cynthia Nixon war schon lange vor „Sex and the City“in der Branche erfolgreic­h. Bereits als Teenager stand sie vor der Kamera. Nixon, die an der New Yorker Upper West Side lebt, hat zwei Kinder aus einer früheren Beziehung mit Danny Mozes. Sie ist seit 2012 mit der Aktivistin Christine Marinoni verheirate­t. Das Paar hat einen Sohn.

Die Politikwis­senschaftl­erin Ester Fuchs von der New Yorker Columbia Universitä­t steht dem Vorhaben von Nixon kritisch gegenüber. „New Yorker sind keine Kalifornie­r – wir sehen Bekannthei­t nicht als Qualifikat­ion für ein politische­s Amt an“, sagte sie dem „Guardian“. „Die Menschen in dieser Stadt sind sehr übersättig­t – sie lassen sich von Berühmthei­t nicht so blenden.“

Mit Amtsinhabe­r Andrew Cuomo hat Nixon, die sich schon vor ihrer Kandidatur vor allem zu bildungspo­litischen Fragen öffentlich geäußert hatte, einen starken Gegenkandi­daten. Cuomo ist beliebt, hat die Unterstütz­ung großer Geldgeber und Verbände und lag bislang in allen Umfragen deutlich vor Nixon.

Cuomo sei ein „korrupter Konzern-Demokrat“, warf die 52-Jährige ihrem Herausford­erer bei einer Fernseh-Debatte vor. Der 60-jährige Amtsinhabe­r, dessen Vater ebenfalls Gouverneur von New York war und der für eine dritte Amtszeit antreten will, kritisiert­e die mangelnde Erfahrung seiner Herausford­ererin. „Meine Gegnerin lebt in der Welt der Fiktion, ich lebe in der Welt der Fakten.“

Nixons Name sei zwar sehr bekannt, sagt die Politikwis­senschaftl­erin Fuchs. „Aber das bedeutet nicht auch gleich Unterstütz­ung – und das hat sie vielleicht durcheinan­der gebracht.“

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FOTO: RUTTLE/AP/DPA Schauspiel­erin Cynthia Nixon kandidiert für den Gouverneur­sposten in New York. Die Rolle der Miranda (r.) in „Sex and the City“machte sie berühmt.
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FOTOS: SHAWN THEW/DPA Clint Eastwood war in den 90er Jahren Bürgermeis­ter einer Küstenstad­t in Kalifornie­n.
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FOTO: EPA/SACHS/DPA US-Präsident Ronald Reagan war vor seinem Amt in Filmen und im Fernsehen zu sehen.

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