Unsichtbare Strippenzieher
Ein Journalist bekommt es in „Die Lügen der Sieger“mit manipulativen Lobbyisten zu tun.
SAARBRÜCKEN (ry) Fabian Groys (Florian David Fitz) ist ein erfolgreicher Journalist bei einem Berliner Nachrichtenmagazin. Er fährt Porsche und überholt gern rechts, zudem ist er spielsüchtig. Gleichwohl ist er für seine investigative Arbeit bekannt – in diesem Fall die Enthüllung eines Bundeswehr-Skandals. Kurz vor dem großen Coup bekommt sein Informant jedoch kalte Füße.
Währenddessen drängt sein Chefredakteur Fabian die Praktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) auf. Um sie schnell loszuwerden, setzt er sie auf ein Boulevardthema an: Im nahe gelegenen Zoo stürzte sich ein Mann ins Löwengehege und starb. Nadja findet heraus, dass der Mann als Bundeswehrsoldat in Afghanistan war, später bei einer Firma, die Müll wiederaufbereitet, arbeitete und dort giftigen Substanzen ausgesetzt war. Fabian schöpft Verdacht.
Er und Nadja gehen der Sache nach und kommen bald dahinter, dass der Verstorbene infolge jener Giftstoffe erkrankt war und letztlich sein Gedächtnis verloren hat. Nun erweist sich der selbstmörderische Sprung als vielversprechende Geschichte: Ein Mann, der sich den Löwen zum Fraß vorwarf, illegale Giftmüll-Entsorgung und Psychopharmaka für Ex-Soldaten mit starken Nebenwirkungen – alles hängt plötzlich zusammen. Fortan arbeiten Fabian und Nadja gemeinsam auf Hochtouren an der vielversprechenden Enthüllung. Die beiden stehen allerdings bald vor einem Geflecht aus Halbwahrheiten und müssen sich fragen, welchen Informationsquellen sie wirklich trauen können. Haben sie tatsächlich noch die Kontrolle über ihr Tun oder werden die Journalisten von Entscheidungsträgern und Lobbyisten manipuliert und als Werkzeug benutzt, obwohl die Vierte Gewalt eigentlich als Kontrollorgan der Einflussreichen dienen sollte?
Regisseur Christoph Hochhäusler geht in „Die Lügen der Sieger“unter anderem dieser Frage auf den Grund. Die Herangehensweise und die wechselnde Perspektive machen den Film besonders, nicht die Handlung an sich. Eine unsichtbare, scheinbar übermächtige Bedrohung überschattet die Arbeit der Hauptfiguren stetig, was der Spannung zugute kommt. Der Regisseur spielt mit GenreErwartungen und unterwandert sie. Er nutzt den Film „als poetisches Werkzeug, um über die Welt nachzudenken“, wie Hochhäusler in einem Interview sagte. Dazu bevorzuge er das Spielfilm-Genre und damit das „allegorische Erzählen“anstelle des dokumentarischen Arbeitens. Er wolle dazu anregen, neu auf vertraute Gegenstände zu schauen.