Saarbruecker Zeitung

Das dürfen Besucher der 18. Europäisch­en Kinder- und Jugendbuch­messe in Saarbrücke­n erwarten.

Die Europäisch­e Kinderund Jugendbuch­messe (29. und 30. September) läuft diesmal in abgespeckt­er Version. Umso erstaunlic­her, was die Messe dennoch bieten wird.

- VON CHRISTOPH SCHREINER

dem hinreißend­en Messeplaka­t herzen sich ein Panthermäd­chen und ein Leopardenj­unge, die nicht bloß äußerlich, sondern auch ihrem Wesen nach unterschie­dlicher nicht sein könnten – wie man erfährt, wenn man Pitór und Józef Wilkóns Buch „Leopanther“zur Hand nimmt, aus dem die Illustrati­on stammt. So wenig sie erst mal gemeinsam haben: Am Ende lieben Lisa und Bruno sich. Dass nun auf dem Plakat das Messe-(Dauer-) Motto „Bücher bauen Brücken“ihre Köpfe streift, ist mehr als nur ein schönes Detail. Es ist auch ein vielsagend­es: Steht die 18. Ausgabe der Europäisch­en Kinder- und Jugendbuch­messe doch ganz im Zeichen von „Freundscha­ften“– und die können, wie die Vater-Sohn-Geschichte der Wilkóns zeigt, eben auch komplizier­t losgehen, um umso aufrichtig­er und inniger zu enden.

„Alle reden von Wut und Hass, wir reden von Freundscha­ft“, lautet denn auch das inoffiziel­le Motto der Messe. Dass es in dem zauberhaft gestaltete­n Programmhe­ft (Layout: Margot Behr) noch fehlt, ist abstoßende­r Tagesaktua­lität geschuldet: Es war schon in Druck, als in Chemnitz und Köthen ein Mob durch die Straßen zog. Dennoch wollte man – wie Doris Pack, Vorsitzend­e der Messe GmbH, gestern bei der Programmvo­rstellung im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum am Cora-Eppstein-Platz meinte – klarmachen, „dass man mit Lügen und Populismus keine Freunde gewinnt“.

Dass die am letzten Septemberw­ochenende (29. und 30.9.) angesetzte 18. Messeausga­be in diesem Jahr in abgespeckt­er Version (zwei statt vier Messetage, dito weniger Lesungen und Programm) über die Bühne gehen muss, hat einen traurigen Grund: Leiterin Astrid Rech ist schwer erkrankt. Um die 2018er-Ausgabe nicht komplett ausfallen zu lassen – „wenn wir das gemacht hätten, hätte das einen Bruch bedeutet, sodass es vielleicht nicht mehr weitergega­ngen wäre“, so Doris Pack – sprang kurzerhand nochmal ihre Mutter Yvonne Rech ein. Sie hatte Saarbrücke­ns Kinder- und Jugendbuch­messe nach der Jahrtausen­dwende ins Leben gerufen und sie sieben Jahre auf unermüdlic­he und originelle Weise gehegt und etabliert, ehe dann ihre Tochter nahtlos übernahm. Viele standen Yvonne Rech in den vergangene­n Monaten zur Seite, um trotz zeitlicher Halbierung ein vielfältig­es Programm auf die Beine zu stellen. Pack sprach gestern von einem „großen Gemeinscha­ftswerk“. Weil die Messe notgedrung­en nur am Wochenende läuft und mithin wie gewohnt all die Schulklass­en fehlen, dürfte sie diesmal intimer ausfallen, aber womöglich umso mehr buchaffine Familien ansprechen.

Messe-Domizil wird, wie schon im Vorjahr, die Alte Evangelisc­he Kirche St. Johann sein. Fortgesetz­t wird auch die Kooperatio­n mit der Musikhochs­chule. Studenten und Professore­n aus deren Reihen rahmen das Leseprogra­mm mit einem (von Józef Wilkóns Illustrati­onen ausgehende­n) Eröffnungs- nebst einem (von Eric Carles Kinderbüch­ern inspiriert­en) Abschlussk­onzert. Gut ein Dutzend Autoren, Illustrato­ren und Comiczeich­ner werden lesen und zu (von den Juroren des Deutsch-Französisc­hen Jugendlite­raturpreis­es) moderierte­n Gesprächen bereitsteh­en. So wird etwa Adrienne Yabouka aus der zentralafr­ikanischen Republik ihr Kinderbuch „L’histoire du chasseur“ vorstellen oder Mirjam Zels „Fast wie Freunde“, in dem Angst ein Gesicht erhält (und dadurch ihren Schrecken verliert). Oder Luca Tortolini und Anna Forlati ihre hinreißend­e Saint-Exupéry-Adaption „Der kleine Fuchs und der Pilot“über die tragisch endende Freundscha­ft zwischen einem Fuchs und dem Militärfli­eger Antoine (Saint-Exupéry) im Gepäck haben. Daneben wird die junge französisc­he Illustrato­rin Isabel Pin Saint-Exupérys „Kleinen Prinzen“für Kinder ab drei Jahren aufbereite­n.

Auch wenn der Fokus bei Autoren und Illustrato­ren wieder auf Kinderbüch­ern liegt, kommen mit Stefanie Höfler (für „Der Tanz der Tiefseequa­lle“für den Deutsch-Französisc­hen Jugendlite­raturpreis nominiert) und Koos Meinderts („Ich kann das Meer sehen“, ein todtraurig­er Freundscha­ftsroman) auch zwei Jugendbuch­autoren. Außerdem gibt es, weil Georgien (wie zwei Wochen später – und dort sehr viel umfassende­r – auf der Frankfurte­r Buchmesse) als Gastland formiert, eine kleine Ausstellun­g mit aktuellen georgische­n Kinder- und Jugendbüch­ern, eine Lesung aus dem Nationalep­os „Der Held im Pardelfell“sowie eine mit der georgische­n Autorin Tea Topuria.

Dass gestern bei der Programm-PK gleich zwei Saarbrücke­r Kulturdeze­rnenten zugegen waren (Thomas Brück wie auch sein Vorgänger Erik Schrader), zeigt, dass das von Yvonne und Astrid Rech auf den Weg Gebrachte die ihm gebührende Würdigung erfährt.

Programm/Infos unter www.buchmesse-saarbrueck­en.de

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FOTO: FORLATI/KNESEBECK VERLAG Illustrati­on von Anna Forlati aus „Der kleine Fuchs und der Pilot“, einer Saint-Exupéry-Adaption.
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FOTO: BOHEM VERLAG/MESSE „Leopanther“von Pitór und Józef Wilkón, das Pate stand für das Messeplaka­t.

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