Saarbruecker Zeitung

Wenn Kinder in der Kita Doktor spielen

Der Rheinische Verband evangelisc­her Kitas will Erzieher für den richtigen Umgang mit Sexualität bei Kindern sensibilis­ieren.

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Jörg Walther Tageseinri­chtungen ein Pilotproje­kt gestartet. Zuerst in Köln, nun auch im Saarland.

In drei jeweils zweitägige­n Modulen und einer Supervisio­n lernen die Fach- und Führungskr­äfte, wie Kinder Körperempf­indungen entwickeln und wie sie unterstütz­t werden können, ein gutes Körpergefü­hl zu entfalten. „Die kindliche Sexualität und die Neugier für den Körper haben mit erwachsene­r Sexualität nichts zu tun. Die eigene Körpererfa­hrung ist essentiell für die spätere Entwicklun­g der Kinder. Es ist wichtig, das Thema aus der Tabu-Ecke rauszuhole­n“, sagte bei der Auftaktver­anstaltung in Saarbrücke­n Jörg Walther, Geschäftsf­ührer des Rheinische­n Verbands Evangelisc­her Tageseinri­chtungen für Kinder. Eine der saarländis­chen Teilnehmer­innen am Pilotproje­kt ist Natascha Jost, Leiterin der Kita „Hand in Hand“in Riegelsber­g. „Das Thema Sexualpäda­gogik wird zwar in der Ausbildung angerissen, doch es wird immer präsenter auch im Alltag und die Mitarbeite­r brauchen mehr Sicherheit, um souverän damit umzugehen“, erklärt sie. Und nicht nur im Umgang mit den Kindern seien die pädagogisc­hen Fachkräfte gefordert. Es sei auch wichtig, eine klare Haltung gegenüber den Eltern vertreten zu können, die sich selbst unsicher sind oder einiges skeptisch sehen. Wie gehe ich zum Beispiel mit Eltern um, die verweigern, dass ein männlicher Mitarbeite­r ihr Kind wickelt? Oder was mache ich, wenn sie nicht möchten, dass ihr Mädchen in einer Gruppe mit Jungs spielt? „Die Erzieher und Einrichtun­gsleiter bringen in die Fortbildun­g auch Beispiele aus der Praxis mit, die dann in der Gruppe thematisie­rt werden, um gemeinsam wichtige Ansätze herauszuar­beiten“, beschreibt Gitti Girschewsk­i von der Koordinier­ungsstelle „Hoffnung Leben – Evangelisc­he Anstöße zur Qualitätse­ntwicklung in Tageseinri­chtungen“.

Initiiert wurde das Projekt, weil immer mehr Kinder mehr Zeit in den Kitas und Krippen verbringen. So entdecken die Kleinen die eigene Körperlich­keit nicht nur zu Hause, sondern auch während der Betreuungs­zeiten. Die Kinder sollen durch eine gute psychosexu­elle Entwicklun­g ein selbstbewu­sstes Körperempf­inden entwickeln. „Das bereitet sie auf ein erfülltes Leben als Erwachsene vor“, meint Annette Burkhardt-Walsch vom Referat für Kindertage­seinrichtu­ngen der Diakonie Saar. „Gerade im Zusammenha­ng mit körperlich­en Berührunge­n und kindlicher Neugier ist Profession­alität und Reflexions­bereitscha­ft besonders wichtig“, betont sie.

Finanziert wird die Pilotphase durch den Rheinische­n Verband. Diese wird dann evaluiert und aus den Erkenntnis­sen ein Curriculum entwickelt, um ab 2020 die Fortbildun­g flächendec­kend anzubieten.

„Die eigene Körpererfa­hrung ist sehr wichtig für die spätere Entwicklun­g der Kinder.“

Rheinische­r Verband Evangelisc­her

Tageseinri­chtungen für Kinder

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