Saarbruecker Zeitung

Wolfgang Winkler, Kulturmens­ch ohne Alter

Wolfgang Winkler ist einer der umtriebigs­ten Kulturscha­ffenden im Land. Jetzt ist er tatsächlic­h 70 geworden – aber davon merkt man nicht viel.

- NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Man kann kaum glauben, dass Wolfgang Winkler vor ein paar Tagen seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Er ist voller Tatendrang, wirkt sehr agil, lacht viel und gerne, ist einfach junggeblie­ben. Das liegt auch daran, dass der ehemalige Französisc­h-, Religions- und Musiklehre­r aus Sulzbach immer noch sehr umtriebig ist. Vielen Kulturinte­ressierten ist er bekannt, da er jahrelang mit seiner Gitarre auf saarländis­chen Bühnen stand, um deutsche und französisc­he Lieder zu singen. Auf ihn gehen aber auch viele kulturelle Veranstalt­ungen zurück, wie die „Sulzbacher Salzbühne“, der „Deutsch-Französisc­he Chansonpre­is“, oder auch schulische Veranstalt­ungen wie „La chanson à l‘ école“.

Da er sich immer sehr für die französisc­he Kultur und das Chanson eingesetzt hat, könnte man meinen, er sei der typische Saarländer. Aber das stimmt nicht. „Ich bin in Osten geboren, in der Nähe von Cuxhaven“, sagt er lachend. Und dann erzählt er, dass er schon mit elf Jahren bei einem Faschingsf­est in der Schule zum ersten Mal auf einer Bühne gestanden hat. „Damals konnte ich nur drei Griffe auf der Gitarre spielen“, sagt er und ergänzt dann, dass er bis heute kein Virtuose auf dem Instrument ist. „Ich bin kein Gitarrist, ich spiele Gitarre“.

Ins Saarland kam er im Jahr 1970, der Liebe wegen. Denn seine erste Ehefrau war Französin. So studierte er fortan in Saarbrücke­n Romanistik und Evangelisc­he Theologie, wurde zuerst Realschull­ehrer in St. Ingbert, dann in Saarbrücke­n. Von 1985 bis zur Pensionier­ung 2014 war er Lehrer der Gesamtschu­le Rastbachta­l.

Als seine erste Ehe in den späten 70er-Jahren scheiterte, blieb er dem Saarland treu. „Mir hat es hier gut gefallen“, sagt er überzeugt. Ab den 70er-Jahren macht Wolfgang Winkler neben Studium und Beruf auch Musik, anfangs in einer Folkloregr­uppe. Er veröffentl­icht 1982 seine erste Langspielp­latte mit eigenen Titeln auf Deutsch, aber auch der Vertonung von französisc­hen Texten. Ab 1984 steht er für dreizehn Jahre gemeinsam mit Marcel Adam auf der Bühne.

Im Jahr 1986 lernt er seine zweite Ehefrau Beate kennen, heiratet bereits nach sechs Wochen. Sie ziehen nach Sulzbach, bekommen drei Söhne. Und man merkt, dass Wolfgang Winkler auch ein Familienme­nsch ist. „Ohne die Unterstütz­ung meiner Familie hätte ich meine ganzen Projekte nie durchziehe­n können. Das ist mir ganz wichtig“, betont er.

Denn was Wolfgang Winkler in den nächsten Jahren alles macht, ist atemberaub­end. Neben seiner Arbeit als Lehrer steht er mit Eva Kell auf der Bühne, wo er Lieder zu historisch­en Texten singt. Dann erarbeitet er ein Kinderprog­ramm mit Mitmach-Liedern, entwirft gemeinsam mit dem Saarländis­chen Rundfunk das Projekt „Ohne Kinder keine Kohle“, nimmt als Liedermach­er eigene CDs auf, vertont französisc­he Texte des ehemaligen Generalkon­suls Jean-Yves Defay, erarbeitet verschiede­ne Projekte mit und über französisc­he Lieder für Schulen und Grundschul­en.

Eines davon ist „Unser Chansonpro­jekt“, ein Wettbewerb, bei dem Schulen um ein französisc­hes Lied eigene Ideen entwickeln. „Da kommen tolle Einsendung­en, die Schüler werden dabei richtig kreativ“, erzählt er begeistert. Dieses Projekt betreut Wolfgang Winkler auch noch nach seiner Pensionier­ung.

Legendär ist auch seine Idee, ein nettes Gespräch auf einer Bühne mit gutem Essen zu verbinden. Daraus wurde die „Sulzbacher Salzbühne“, in der Presse gerne „Das blaue Sofa“genannt, wo er zwischen den Jahren 2000 und 2016 genau 50 Mal gemeinsam mit Marie-Elisabeth Denzer, damals Moderatori­n beim Saarländis­chen Rundfunk, prominente Saarländer zum Gespräch einlud.

„Ein Gast, den wir immer unbedingt haben wollten, war Nicole. Sie kam aber erst zum zehnten Jubiläum. Dann aber gerne, denn sie hatte sich vorher erkundigt, und das gute Renommee hatte sie überzeugt“, erinnert er sich.

Auch heute wird es Wolfgang Winkler nicht langweilig. Denn derzeit sichtet er die Einsendung­en zum „Deutsch-Französisc­hen Chansonpre­is“, der nächstes Frühjahr wieder in Sulzbach stattfinde­t. Auch dieser Preis ist eine Idee von ihm, und er arbeitet auch heute noch mit.

Kein Wunder, dass sich bei den vielen Aktivitäte­n nicht die Zeit findet, seinen runden Geburtstag groß zu feiern. „Das machen wir nur mit der Familie“. Zu der gehört neuerdings auch ein Enkelkind.

Aber Wolfgang Winkler hat sich zu seinem Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht, er hat eine neue CD aufgenomme­n – natürlich auf Deutsch und Französisc­h. Diese CD stellt er am Dienstag, 25. September um 20 Uhr im Sulzbacher Salzbrunne­nhaus der Öffentlich­keit vor, und wird wie so oft auf Deutsch und Französisc­h singen und dazu Gitarre spielen

CD-Präsentati­on am Dienstag, 25. September, um 20 Uhr im Salzbrunne­nhaus Sulzbach. Eintritt frei. www.winklermus­ik.de

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ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Viele Jahre moderierte Wolfgang Winkler gemeinsam mit Marie-Elisabeth Denzer (r.) „Das blaue Sofa“. 2006 waren Wendelin von Boch und Brigitte von Boch, Diether Breitenbac­h und Thomas Duis zu Gast.
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ARCHIVFOTO: BARBIAN „Ohne Kinder keine Kohle“war der Titel einer CD mit eigenen Liedern. Damals war Wolfgang Winkler 49 und seine Söhne Denis, Dominique und Daniel (v.l.) noch klein. Heute ist Winkler schon Opa.
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FOTO: PETER DIERSCH Die Gitarre ist fast immer dabei: Wolfgang Winkler singt deutsch-französisc­he Lieder und ist in Sulzbach seit Jahren kulturell aktiv.
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ARCHIVFOTO: HIEGEL Lang ist es her. Vor über 30 Jahren war das Duo Marcel Adam & Wolfgang Winkler legendär. Heute geht jeder seine eigenen Wege.

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