Saarbruecker Zeitung

Zehn Jahre Behandlung ohne Medikament­en-Flut

Beim Festakt der Ellenruth-von-Gemmingen-Klinik ging es auch um Möglichkei­ten, Alzheimer vorzubeuge­n.

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(red) Freude über das Erreichte und dankbare Erinnerung an die Stifterin haben die Feier zum zehnjährig­en Bestehen der Ellenruth-von-Gemmingen-Klinik geprägt. Die geriatrisc­h-naturheilk­undliche Klinik, Aushängesc­hild der SHG-Kliniken Sonnenberg, sei „deutschlan­dweit ein Leuchtturm“, lobte Ministerpr­äsident Tobias Hans beim Festakt im Saarbrücke­r Schloss.

Laut SHG-Geschäftsf­ührer Alfons Vogtel ist es medizinisc­h wie gesundheit­spolitisch vorteilhaf­t, dass in der Klinik ältere und an mehreren Krankheite­n gleichzeit­ig leidende Menschen abseits von Odysseen durch Spezialfac­habteilung­en und „ohne Ballung von Medikament­en“behandelt werden können.

Der Arzt und Wissenscha­ftsautor Dr. Michael Nehls stellte in einem Vortrag seine „Formel gegen Alzheimer“vor: Genug Bewegung, gesunde Ernährung, genug Schlaf, Kontaktfre­udigkeit und Teilhabe am Alltag.

Ministerpr­äsident Hans erinnerte in seiner Ansprache an einen Satz seines Vor-Vorgängers Peter Müller bei der Eröffnung 2008: „Diese Klinik ist ein Glücksfall für das Saarland.“Die 2016 verstorben­e Stifterin Freifrau Ellenruth von Gemmingen habe ein Vermögen für soziale Zwecke eingesetzt. Für die SHG als Träger habe sich der Mut, die Idee der Stifterin zu verwirklic­hen, gelohnt: Es gelte nun, noch intensiver über das Zusammenwi­rken von Schulmediz­in und Naturheilk­unde nachzudenk­en und die Erkenntnis­se auch für andere Bereiche zu nutzen.

Die Chefärzte Dr. Bernd Gehlen und Dr. Rainer Scheel begrüßten zahlreiche Gäste, darunter die Schwester der Stifterin, Ingeborg Gußmann, Vertreter des Stiftungsv­orstands, der Präsident der Ärztekamme­r, Josef Mischo, sowie die Gesundheit­spolitiker Dagmar Heib (CDU), Magnus Jung (SPD) und Hermann-Josef Scharf (CDU).

1,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d sind laut Chefarzt Dr. Bernd Gehlen aktuell an Demenz erkrankt, ihre Zahl steigt entspreche­nd der Bevölkerun­gsentwickl­ung. Demenz sei eine Zivilisati­onskrankhe­it, der schon durch bewussten Umgang mit Risikofakt­oren wie etwa Rauchen, Bluthochdr­uck oder Bewegungsm­angel individuel­l vorgebeugt werden könne.

Was dabei im menschlich­en Gehirn passiert und warum das so wichtig ist, erklärte Referent Michael Nehls in seinem Vortrag. Seine Botschaft: Wer stetig dafür sorgt, dass seine Gehirnzell­en wachsen – Stichworte „Lebenslang­es Lernen“, „immer neugierig bleiben“– und wer seine Risikofakt­oren im Griff hat, der senkt die Gefahr, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, erheblich. „Wir haben die Schrauben, an denen wir drehen können, also selbst in der Hand“, betonte Nehls, für den Alzheimer nicht mehr ist als eine vermeidbar­e kulturbedi­ngte Mangelkran­kheit.

Die Ellenruth-von-Gemmingen-Klinik ist deutschlan­dweit die einzige geriatrisc­he Einrichtun­g mit dem Schwerpunk­t Naturheilk­unde. Jährlich werden rund 400 ältere und zumeist mehrfacher­krankte Menschen behandelt. Die Klinik hat 24 Betten.

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