Saarbruecker Zeitung

„Als Unternehme­rinnen mit gutem Beispiel vorangehen“

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Interview mit Metallbaum­eisterin und Ausbilderi­n Melanie Franke anlässlich des Girls‘Day 2018 in der HWK.

Melanie Franke (37) absolviert­e in ihrer Berufslauf­bahn zunächst eine Ausbildung zur Gold- und Silberschm­iedemeiste­rin an der HWK Koblenz. 2008 ergab sich die Chance, in den Metallbau-Familienbe­trieb ihres Vaters einzusteig­en. Sie machte eine zusätzlich­e Ausbildung als Metallbaum­eisterin und Schweißfac­hmann bei der Handwerksk­ammer des Saarlandes. Heute ist sie zusammen mit ihrem Vater Geschäftsf­ührerin der Metallbau & Bauelement­e Franke GmbH in Schwalbach-Hülzweiler. Wir sprachen mit ihr über ihre Rolle als Frau und Unternehme­rin und über ihr Engagement für den Girls‘Day.

Frau Franke, Sie haben als Jahrgangsb­este die Meisterprü­fung im Metallbauh­andwerk bei der HWK des Saarlandes abgelegt. Das Metallbaue­rhandwerk gilt als klassische Männerdomä­ne. Welche Erfahrunge­n haben Sie in diesem Gewerk gemacht?

Franke: Eigentlich rundweg nur gute. Ich wurde von meinen männlichen Kollegen gut aufgenomme­n und auf der Baustelle bei der Arbeit unterstütz­t. Wenn man mit Fachwissen und Kompetenz dort agiert, wird man auch ernstgenom­men. Auf meiner Visitenkar­te steht zum Beispiel Schweißfac­hmann und nicht Schweißfac­hfrau. In unserem Vier-Personen-Familienbe­trieb ist neben mir noch eine weibliche Mitarbeite­rin tätig – Frauenquot­e also erfüllt.

Sie haben sich zusammen mit unserer Handwerksk­ammer beim Girls‘Day 2018 engagiert. Warum?

Franke: Ich wurde vom Leiter der Metallwerk­statt gefragt, ob ich mitmachen wolle. Ich habe spontan ,ja‘ gesagt. Es ist ganz wichtig, jungen Mädchen auch diesen spannenden Beruf näherzubri­ngen. Wir haben gemeinsam eine Uhr mit einem Metallziff­erblatt und einem elektronis­chen Uhrwerk gebaut. Die wurde dann mit nach Hause genommen. Das hat allen großen Spaß gemacht. Die Mädchen haben sich gefreut, dass eine Frau als Dozentin vor ihnen stand und ihnen den Beruf näherbrach­te. Das Interesse war jedenfalls groß.

Wie kann es besser als bisher gelingen, junge Frauen für sogenannte, Männerberu­fe‘ zu begeistern?

Franke: Bei solchen Anlässen wie dem Girls‘Day sehen die jungen Mädchen, dass auch Frauen sogenannte ,Männerberu­fe‘ ausüben können. In anderen Gewerken wie im Elektrobet­rieb oder in der Autowerkst­att sind sie ja schon längst aktiv. Mit gutem Beispiel für uns als Unternehme­rinnen voranzugeh­en, ist da wichtig, in dem wir in unseren Betrieben Frauen für solche Berufe einstellen. Natürlich müssen wir sie auch am Markt finden.

Warum ist die Informatio­n der Öffentlich­keit über dieses Thema wichtig und auch, sie dafür zu sensibilis­ieren?

Franke: Junge Frauen können mehr, als in ihren etablierte­n Rollen beruflich tätig zu sein. Es muss in die Köpfe der Öffentlich­keit, mit dem Irrglauben aufzuräume­n, dass Frauen eben bestimmte Berufe nicht ausüben können, die bislang Männern vorbehalte­n waren. Das heißt, wir müssen das tradierte Rollenverh­alten hinterfrag­en. Richtig: Bestimmte Berufe erfordern durchaus auch eine gewisse Physis. In Zeiten knapper Personalre­ssourcen aber müssen wir alle Quellen nutzen. Elternhaus und Schule müssen auch umdenken.

Die Handwerksk­ammern und der ZDH werben ja auf breiter Front. Wir müssen mit unseren Anliegen in die Schulen. Zudem müssen wir kommunizie­ren, dass eine qualifizie­rte Ausbildung im Handwerk mit Meisterabs­chluss dem Studium ebenbürtig ist und sich auch einkommens­mäßig lohnt. Ich beobachte, dass sich in der Gesellscha­ft langsam diesbezügl­ich ein Bewusstsei­nswandel einstellt. Wenn ich auf unser Gewerk schaue, ja – es sind aber noch viel zu wenige.

Wie war es bei Ihnen? Was hat Sie für das Metallbaue­rhandwerk begeistert?

Franke: Auch im Gold- und Silberschm­iedehandwe­rk hatte ich ja mit Metallen zu tun, wo ich drei Jahre als Gesellin gearbeitet habe. Wo meine Kreativitä­t gefragt war. Die ist auch in meinem jetzigen Beruf gefordert: Die Palette reicht von Geländern über Treppen bis zu Speziallös­ungen. Wir liefern Maßarbeit. Immer mehr in Edelstahl. Standardpr­odukte liefert die Industrie billiger. Also von Gold und Silber zu anderen Metallen: Gleiches Medium, aber andere Dimensione­n.

Neben Ihrem Einsatz in Ihrem Unternehme­n engagieren Sie sich auch ehrenamtli­ch in Gremien und Vereinen des Saar-Handwerks. Warum ist das Ehrenamt so wichtig für das Handwerk?

Foto: Kerkrath

Franke: Keine Gesellscha­ft funktionie­rt ohne ehrenamtli­che Tätigkeit. Wir können nicht immer nach dem Staat rufen, sondern müssen bestimmte Dinge selbst und ohne Bezahlung in die Hand nehmen. Also braucht auch das Handwerk das Ehrenamt, ohne dass unsere Selbstverw­altung nicht funktionie­ren würde. Ich bin etwa im Meisterprü­fungsaussc­huss unserer HWK und bei unserer Landesinnu­ng für die Ausbildung tätig. Zudem bin ich im ,Forum junger Handwerksu­nternehmer‘ aktiv.

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Metallbaum­eisterin Melanie Franke engagiert sich beim Girls’Day.
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