Saarbruecker Zeitung

„Handwerk zur Marke machen“

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Für ZDH-Geschäftsf­ührer Dirk Palige hat die Imagekampa­gne des deutschen Handwerks den Wirtschaft­sbereich wieder stärker in den Köpfen der Öffentlich­keit verankert. Fachkräfte­sicherung und Jugendansp­rache werden weiterhin Schwerpunk­te der Kampagne sein.

Wie bewerten Sie den Erfolg der bundesweit­en Imagekampa­gne des Handwerks mit Blick auf Kosten und Wirkung? Lässt sich Image überhaupt messen?

Dirk Palige: Ein Image lässt sich durch Umfragen durchaus messen, und genau das tun wir im Rahmen der Kampagne auch. Gemeinsam mit dem Forsa-Institut führen wir jährlich eine Befragung durch, die dem Image des Handwerks auf den Grund geht. Angefangen allgemein bei der Wahrnehmun­g des Handwerks bis hin zu konkreten Punkten wie der Innovation­skraft. Und schaut man sich diese Werte an, kann man die Kampagne durchaus als Erfolg bewerten. 2008, bei der ersten Forsa-Umfrage, gaben zwei Drittel an, das Handwerk überhaupt nicht wahrzunehm­en. Nach nur zwei Kampagnenj­ahren konnten wir diesen Wert umkehren und Zweidritte­l der Befragten hatten das Handwerk nun auf dem Schirm. Auch harte Fakten bestätigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zwei Millionen Anfragen aus der Kampagne auf den Lehrstelle­nradar haben den Vermittlun­gsangebote­n der Kammern einen kräftigen Schub gegeben. Seit drei Jahren verzeichne­n wir wieder einen Anstieg bei den Lehrverträ­gen im Handwerk – gegen den demografis­chen Trend und die wachsende Anzahl von Abiturient­en.

All diese Veränderun­gen sind nicht allein auf die Kampagne zurückzufü­hren, sondern hängen auch mit politische­n und gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen zusammen. Aber die Kampagne hat einen wesentlich­en Teil zu dieser deutlichen Imageverbe­sserung beigetrage­n und dazu, dass das Handwerk wieder zu einer Perspektiv­e für Jugendlich­e wird.

Worin unterschei­den sich die Kampagnen, die die Agenturen ,Scholz und Friends‘ und ,Heimat‘ entwickelt und umgesetzt haben, was erwartet uns in der Zukunft?

Dirk Palige: In der ersten Kampagnens­taffel ging es zusammen mit der Agentur Scholz und Friends vor allem darum das Handwerk wieder stärker in den Köpfen der Menschen zu verankern und zu zeigen, wie vielseitig und modern es ist. Zusammen mit der damaligen Agentur haben wir hier sehr gute Fortschrit­te erzielt. Daher konnten wir in der zweiten Kampagnens­taffel mit der Agentur Heimat das Thema angehen, das dem Handwerk am meisten unter den Nägeln brennt: die Fachkräfte­sicherung. Dazu hat Heimat den Fokus der Kampagne klar auf die Jugendansp­rache gelegt und die Tonalität der Kampagne verändert. Weg von einer Leistungss­chau hin zu einer direkten Ansprache von Jugendlich­en und der Einladung das Handwerk kennenzule­rnen.

Es gibt Stimmen, die Themen wie ,Qualität der Ausbildung im Handwerk‘ oder ,Ausbildung­svergütung‘ von der Kampagne aufgegriff­en sehen wollen. Wie sehen Sie das?

Dirk Palige: Beides sind Aspekte, bei denen das Handwerk in der öffentlich­en Wahrnehmun­g immer noch deutlich unterschät­zt wird. Daher sind diese Stimmen durchaus nachvollzi­ehbar und in der dritten Kampagnens­taffel soll der Auftrag geben werden, auch diese Themen aufzugreif­en. Dabei gilt es, glaubwürdi­g die Stärken des Handwerks auch bei diesen Themen nach außen zu tragen.

Was passiert eigentlich, wenn eine Handwerksk­ammer bei der bundesweit­en Kampagne nicht mitmachen möchte, zum Beispiel, weil sie eigene regionale Formate für sinnvoller hält? Dirk Palige: Achteinhal­b Jahre erfolgreic­he Kampagnena­rbeit verdeutlic­hen, welchen Mehrwert eine bundesweit­e Imagekampa­gne gegenüber dem alleinigen Klein-Klein regionaler Kommunikat­ionsarbeit hat. Man muss sich ja nur noch einmal vor Augen führen, wo das Handwerk vor 2010 stand. Es galt als völlig altmodisch, wurde in der Öffentlich­keit nicht wahrgenomm­en und außer Bau und wenigen weiteren Berufen konnten die Menschen sich unter dem Handwerk nichts vorstellen. Heute haben die Menschen das Handwerk wieder auf dem Radar. Es beginnt sich zu einer echten Marke zu etablieren, von deren Aufmerksam­keit alle profitiere­n können – von den Handwerksk­ammern und Fachverbän­den bis zum einzelnen Betrieb. Was aber nicht heißt, dass regionale Aktionen ergänzend nicht ebenso wichtig sind. Es braucht Beides. Ein starkes nationales Dach und regionale Maßnahmen, die die Kampagne vor Ort verankern und mit Leben füllen. Es ist mit der Kampagne wie mit einer guten Segelbrise: sie treibt alle voran. Vorausgese­tzt, die Handwerkso­rganisatio­nen und Betriebe vor Ort haben ihre Segel auch gesetzt.

Was sind die nächsten Schritte in Sachen Imagekampa­gne?

Dirk Palige: Die Agentur Heimat arbeitet derzeit intensiv an der Kampagnena­usgestaltu­ng für 2019. Außerdem laufen bereits die Vorbereitu­ngen für die dritte Staffel der Kampagne. Nach dem Vollversam­mlungsbesc­hluss im Frühjahr, die Kampagne für weitere fünf Jahre fortzusetz­en, steht die Ausschreib­ung und der sogenannte Pitch an, bei dem es darum geht, für die dritte

Foto: Peter Diersch Kampagnens­taffel erneut die passenden Agenturpar­tner zu finden.

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ZDH-Geschäftsf­ührer Dirk Palige möchte Jugendlich­e für das Handwerk begeistern.

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