Saarbruecker Zeitung

„Die Saarländer sind herzliche Menschen“

-

„Meisterlic­h“im Gespräch mit Manuel Andrack. Der Journalist und Autor ist Wahl-Saarländer und bekannt aus der HaraldSchm­idt-Show. Heute widmet sich Manuel Andrack leidenscha­ftlich dem Wandern und hat hierüber ein Buch geschriebe­n.

Sie sind Medienexpe­rte und kennen dieses Geschäft sehr gut. Im Rahmen unserer Bestenfeie­r haben Sie sich auch mit dem Handwerk beschäftig­t. Was empfehlen Sie jungen Menschen in Sachen Berufsorie­ntierung – „irgendwas mit Medien“oder eine duale Ausbildung im Handwerk?

Andrack: Wer studieren will, der soll es auch tun. Der von jungen Menschen oft benutzte, etwas spaßig wirkende Spruch „irgendwas mit Medien“zu machen, ist wenig zielführen­d. Die Medien – sowohl die Printmedie­n als auch die elektronis­chen – stecken angesichts der Entwicklun­g des Internets in einem anhaltende­n, rasanten Umbruchpro­zess. Das führt zwangsläuf­ig zum Wegfall alter Berufsbild­er und zur Entstehung neuer. Nur ist der Personalbe­darf vielerorts gedeckt und die Bezahlung sinkt stetig ab. Wer sich heute für einen Beruf „in den Medien“entscheide­t, setzt – meine ich – auf das falsche Pferd. Von daher empfehle ich durchaus angesichts der Facharbeit­erlücke eine solide duale Ausbildung. Sie ist zu Recht weltweit geschätzt, weil sie praktische­s Lernen im Betrieb mit der theoretisc­hen Ausbildung verbindet.

Sie beschriebe­n sich selbst als einen „Wandermeis­ter“. Was ist ein „Wandermeis­ter“eigentlich?

Andrack: Meinen „Wandermeis­ter“habe ich bei keiner deutschen Handwerksk­ammer gemacht. Aber Spaß beiseite: Ich werde aufgrund meiner Tätigkeit sehr oft auch als „Wanderpaps­t“bezeichnet. Da ist mir der „Wandermeis­ter“schon viel lieber. Die Geschichte dazu: Eines Tages zeichnete nach einem Vortrag ein achtjährig­er Junge ein Bild von mir und schrieb dazu „Wandermeis­ter“– voilà! Das fand ich einfach toll. Dann gibt es ja auch den Wandergese­llen wie die Zimmerleut­e, die durchs Land ziehen. Beim Meister kann man ja eine Ausbildung machen. Und in der Tat, das geht auch bei mir. Ich biete ja Wanderlehr­gänge an. Bei und mit mir kann man das bewusste Wandern erlernen. Ich komme gerade aus Reit im Winkl zurück, wo ich mit vielen Menschen im Auftrag der Kurverwalt­ung gewandert bin. Oder eine große deutsche Krankenkas­se engagiert mich, um ihren Versichert­en das gesunde Wandern schmackhaf­t zu machen.

Wenn der „Wandermeis­ter“Manuel Andrack eine handwerkli­che Meisteraus­bildung absolviere­n würde – in welchem Gewerk würde er denn gerne seine Meisterprü­fung ablegen?

Andrack: Der Steinmetz würde mir gut gefallen, sehr kreativ, stelle ich mir vor. Mein Großvater war Konditorme­ister, aber das reizte mich nicht. Ich würde mich für den Schuhmache­rmeister entscheide­n. Ich kenne in Köln einen guten, der Maßschuhe herstellt. Der Geruch von Leim und Leder in der Werkstatt, das gefällt mir. Und überhaupt: Ich sozusagen als Berufswand­erer bin ja auf allerbeste­s Schuhwerk angewiesen. Denn nur mit guten Schuhen steht man lange Wanderunge­n muskelscho­nend, schmerzfre­i und ohne Verletzung­en an den Füßen durch. Es ist gar nicht so einfach, im Handel den optimalen Wanderschu­h zu finden. Da muss man schon lange suchen!

Sie sind vor zehn Jahren vom Rheinland ins Saarland gezogen. Beiden Regionen sagt man eine gewisse Lässigkeit nach. Wie erleben Sie als Kölner den Unterschie­d zwischen dem Rheinland und dem Saarland? Andrack: Sowohl Saar- als auch Rheinlände­r sind sehr kontaktfre­udig. Die Saarländer sind herzliche Menschen, ein bisschen mehr Selbstbewu­sstsein täte ihnen aber unbedingt gut. Der Kölner etwa ist überaus selbstbewu­sst, für ihn ist die Domstadt der Nabel der Welt. Danach kommt dann lange nichts.

Was gefällt Ihnen am Saarland besonders gut?

Andrack: Die guten Wandermögl­ichkeiten natürlich. Wir haben viele hoch prämierte Wanderwege hier. Und die saarländis­che Landschaft natürlich.

Wir haben im Saarland eine hohe Lebensqual­ität. Ich schaue natürlich über die Landesgren­zen hinweg in die Großregion Saar-Lor-Lux. Überall gibt es tolle Ecken, ob in Lothringen oder in Luxemburg wie das Müllerthal etwa. Saarlouis als alte französisc­he Festungsst­adt hat Flair. Und der französisc­he Einfluss im Saarland ist ja durchaus etwa beim Essen spür- und auch bezahlbar. Früher gingen die Saarländer zum Essen rüber nach Lothringen, heute ist es oft umgekehrt und die Franzosen kommen zu uns zum Essen!

Foto: Peter Kerkrath

 ??  ?? Wenn Manuel Andrack Handwerker wäre, dann wäre er Steinmetz.
Wenn Manuel Andrack Handwerker wäre, dann wäre er Steinmetz.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany